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Wirtschaft

Der halbherzige Kampf der Türkei gegen die Drogen

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Die Säuberungswelle in der Polizei und das Wiedererstarken der terroristischen PKK verschärfen das Problem mit Drogen in der Türkei. Darüber hinaus verschwinden zunehmend bereits beschlagnahmte Drogen aus den Asservatenkammern.

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Drogen in der Türkei
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Das Drogenproblem in der Türkei scheint zunehmend auszuufern. Zuletzt sind Drogen aus der Asservatenkammer der Polizei in Izmir verschwunden. Über die Hintergründe weiß man bislang nichts. Polizeipräsident Celal Uzunkaya bestätigte den peinlichen Vorfall. Bei den gestohlenen Drogen handelt es sich um 3000 Tabletten.

Luftaufnahmen belegen Anbaugebiete für Drogen

Gerade im Südosten des Landes ist das Drogenproblem offensichtlich. In der Region zwischen Diyarbakır und Bingöl gibt es zahlreiche Anbaugebiete für Cannabis. Hier wurden bislang 500 Tonnen der Pflanze produziert, die zur Herstellung von Betäubungsmitteln verwendet werden kann. Die Journalisten Aziz İstegün und İsmail Avcı hatten das in ihrem Bericht in der türkischen Zeitung Zaman vor zwei Jahren offengelegt. Dafür hatten die Journalisten auch Luftaufnahmen aus dem Gebiet angefertigt.

Als Reaktion darauf haben Drogenermittler rund 48 Millionen Cannabis-Pflanzen zerstört und 60 Personen festgenommen. Alle wurden jedoch schon nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Es wurden auch zu einem späteren Zeitpunkt keine Personen in diesem Zusammenhang festgenommen. Normalerweise sieht die türkische Gesetzgebung für den Anbau von Drogen Freiheitsstrafen zwischen einem und sieben Jahren vor. Weil jedoch alle Betroffenen mit Strafen unter zwei Jahren davongekommen waren, musste niemand von ihnen einsitzen. Ihre Strafen wurden jeweils zur Bewährung ausgesetzt.

Erfahrene Drogenermittler werden versetzt

2013 hat es in Diyarbakır 635 Operationen gegen das Drogenmilieu gegeben. Dabei stellten die Ermittler 89 Tonnen Drogen und 56 Millionen Cannabis-Pflanzen sicher. Infolge der Entlassungswelle nach dem 17. Dezember 2013, die auf die Korruptionsermittlungen folgte, wurden tausende Polizisten versetzt oder entlassen, darunter auch Recep Güven, Polizeipräsident von Diyarbakır. Mit ihm trafen die Maßnahmen auch neun weitere hochrangige Polizisten, wie den Chef des Drogendezernats, Hakan Cem Çetin. Mit Çetin wurde gleich sein gesamtes Team versetzt. In Folge dessen sind die Operationen gegen die Drogenbosse drastisch zurückgegangen.

328 Kilogramm Heroin aus Justizgebäude in Diyarbakır verschwunden

Das Verschwinden von Drogen wie jüngst aus der Asservatenkammer der Polizei in Izmir scheint nicht nur auf die Metropole an der Ägais begrenzt zu sein. 2012 waren aus dem Justizgebäude in Diyarbakır 115 Kilogramm Heroin und 15 Kilogramm Designerdrogen abhandengekommen. Insgesamt sind in der südosttürkischen Metropole unter anderem 328 Kilogramm Heroin, 97 Kilogramm Cannabis und synthetische Drogen in Form von 11 715 Tabletten nicht mehr aufzufinden.

Immer mehr verdichten sich die Anzeichen dafür, dass es eine Verbindung zur Terrororganisation PKK gibt. In den Sommermonaten hatte die PKK etwa die Verbindungstraße Diyarbakır-Bingöl-Lice gesperrt. Hier befinden sich Felder, auf denen massenweise Drogen angebaut werden. Daneben haben die Terroristen auch Brücken zerstört.

Verbindungen zwischen Drogenmilieu und Terrororganisation PKK

Die Polizei wollte 2012 in einem Modellprojekt den Kampf gegen die Drogen verstärken. Dazu haben die Behörden in einem Feld selbst Cannabis angepflanzt. Mithilfe von Satelliten sollte diese Drogenpflanzen ausfindig gemacht werden. Diese Technologie gibt es schon und sollte nur getestet werden. Zudem hätte man so besser feststellen können, wem die Felder gehören. Weil aber das Landwirtschaftsministerium nicht bei den Arbeiten mitgeholfen hat, musste dieses Projekt schon nach kurzer Zeit eingestellt werden. Die Pflanzen auf dem Feld wurden vernichtet.

Der Kampf gegen das Drogenmilieu scheint in der Türkei halbherzig zu sein. Erfahrene Polizisten werden oft versetzt und Ermittlungen eingestellt. Zudem geht die Türkei nur zu lasch mit der Terrororganisation PKK um, der es immer wieder gelingt, Straßen und sogar Stadtteile zu sperren.