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Durchtrainiert, eingeölt – gedopt

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Yağlı güreş (deutsch: Öl-Ringkampf) gilt als Nationalsport der Türkei. Nun wurden 16 Öl-Ringer positiv auf verbotene Substanzen getestet, berichtete die türkische Tageszeitung „Radikal“. Ist das das Aus für die Sportart? (Foto: iha)

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Mehrere Dopingfälle überschatten dieses Jahr das traditionelle Kırkpınar-Turnier in Edirne. Die betroffenen Sportler, allesamt Champions lokaler Ringkampf-Clubs, wurden von der Turnierleitung dazu aufgefordert, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Die hohe Anzahl der Dopingfälle erschüttert momentan den Traditionssport und wirft sogar Fragen über die Zukunft der Sportart in der Türkei auf.

„Radikal“ berichtete, ein berühmter Ring-Champion habe ihr gegenüber geäußert: „Sollten sie jeden (auf Doping) kontrollieren, würden sie keine 8 Ringer finden, die gegeneinander antreten können.“ Bereits seit längerer Zeit kursieren Gerüchte in der Szene, dass in vielen türkischen Ringer-Clubs leistungssteigernde Mittel im Umlauf wären. Der türkische Ringerverband (TGF) hat unter dem Verbandspräsidenten Hamza Yerlikaya eine strikte Anti-Doping-Haltung eingenommen.

Es sind nicht die ersten Dopingfälle im türkischen Ringkampfsport, aber der jetzige Skandal zeigt, dass die Verwendung von verbotenen Mitteln anscheinend ein weitverbreitetes Phänomen ist. Der TGF führte im Juni 2013 eine Dopinguntersuchung beim Seka-Park-Ringerturnier in İzmit durch. Nachdem der TGF angekündigt hatte, Ringer gezielt auf Dopingfälle zu testen, zog sich der Club „Belek Belediyespor“ samt Ringerchampion Gürbüz überraschend vom Wettkampf und der gesamten Ringerszene zurück. Die Ringer Serhat Gökmen und Özer Ay wurden im Zuge der Dopingkontrolle positiv getestet und konnten daher nicht am prestigereichen Kırkpınar-Turnier teilnehmen.

Doping in Lederhosen

Weitere Doping-Kontrollen wurden in Silivri, Antalya und Kızılcahamam durchgeführt, wo den Ringern Murat Aydoğdu, Gökhan Arıcı, Sermest Bulut, Ali Altun, Ahmet Selbest, Bekir Seçim, Süleyman Aykırı und Bilal Kıvrak Doping nachgewiesen werden konnten. Einige der genannten Sportler zweifeln das Testergebnis jedoch an.

Der Dopingskandal stellt nun bereits die zweite Krise des Ringsportes in der Türkei in kurzer Zeit dar. Bereits Anfang des Jahres sollte Ringen überraschend aus dem Programm der Olympischen Spiele 2020 verschwinden.

Yağlı güreş (deutsch: Öl-Ringkampf) gilt als türkischer Nationalsport. Er ist jedoch auch im Nachbarland Bulgarien, dort vor allem im Südosten, weit verbreitet. Beim Öl-Ringkampf treten immer zwei Ringer gegeneinander an. Normalerweise findet der Kampf im Freien auf dem Rasen statt und die typische Kampfkleidung sind spezielle Lederhosen (Kispet). Die Ringer reiben sich außerdem von Kopf bis Fuß mit Olivenöl ein, was das Einsetzen von Hebeln und Griffen erschweren soll. Der Wettkampf wird von Schiedsrichtern überwacht.

Siegreich ist, wer entweder beide Schultern des Gegners auf den Boden drücken kann (Schultersieg), oder wer den Gegner aufheben und mit ihm drei Schritte weit gehen kann. Yağlı Güreş gilt als eine der schwierigsten und kompliziertesten Bodenkampfsportarten der Welt.

Die Sportart blickt in der Türkei auf eine lange Tradition zurück. So feierte das Kırkpınar-Turnier am 5. Juli sein 652-jähriges Jubiläum. Der Überlieferung nach wurde das erste Kırkpınar-Turnier 1361 zum ersten Mal veranstaltet und die Kämpfe in ihrer heutigen Form finden seit 1925 jedes Jahr im Juni auf der Sarayiçi-Halbinsel (Kırkpınar) am Rande der Stadt Edirne statt. Türkische Einwanderer brachten das Öl-Ringen mit nach Deutschland, wo im Jahre 2004 die erste deutsche Meisterschaft in Frankfurt am Main stattfand.