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Politik

Dutzende Uiguren erschossen, China macht „Terroristen“ verantwortlich

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Bei den seit langem schwersten Zusammenstößen in der Unruheregion Xinjiang kommen dutzende Menschen ums Leben. Chinas Behörden machen „Unruhestifter“ verantwortlich. Uiguren im Exil wollen die Wahrheit wissen. (Foto: cihan)

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Dutzende Uiguren erschossen, China macht „Terroristen“ verantwortlich
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Exil-Uiguren haben eine unabhängige Untersuchung des Blutbads mit 27 Toten in der nordwestchinesischen Unruheregion Xinjiang gefordert. Einen Tag nach den schweren Auseinandersetzungen in Lukqun nahe der Oasenstadt Turpan, wo die Polizei das Feuer eröffnet hatte, wurde am Donnerstag ein früherer Zwischenfall mit zwölf getöteten Uiguren bekannt. Menschenrechtsgruppen äußerten sich besorgt und machten chinesische Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren für die Eskalation der Gewalt verantwortlich.

Der Weltkongress der Uiguren mit Sitz in München forderte unabhängige Ermittlungen in die seit langem schwersten Zusammenstöße in der Region und deren Ursachen, „um solche Zwischenfälle in der Zukunft zu vermeiden“. Zuvor war es nach einem Bericht des US-Senders Radio Free Asia (RFA) in diesen Monat auch in Ghorachol (Präfektur Aksu) zu einer Explosion gekommen. Nach Hausdurchsuchungen sei eine Gruppe von Uiguren bei der Flucht vor der Polizei umzingelt worden und habe einen Sprengsatz gezündet. „Einige von ihnen wurden festgenommen, einige hatten sich in die Luft gejagt und andere entkamen“, sagte ein Beamter namens Adil Semet laut RFA.

Geschäftsleute in dem Ort bestätigten auf telefonische dpa-Anfrage den Zwischenfall. „Es gab mehrere Tote“, sagte ein Mann im Bositan Markt von Ghorachol. In einem Autoteile-Laden sagte ein Mitarbeiter, dass es zwölf Tote gegeben habe. Doch trauten sie sich nicht, mehr zu sagen und hängten auf. Über die Explosion war in den Staatsmedien bislang nicht berichtet worden. Auch gab es am Donnerstag keine weiteren Details über das Blutbad mit 27 Toten vom Vortag.

Zeitung löscht scharfen Kommentar nach kurzer Zeit

Nach offiziellen Angaben sollen „messerschwingende“ Unruhestifter Polizeiwachen, Amtsgebäude und eine Baustelle angegriffen haben. Die Polizei habe das Feuer eröffnet und zehn „Störenfriede“ erschossen, nachdem diese zuvor 17 Menschen getötet hätten. Unter den Toten seien neun Polizisten und Wachleute. Die Zeitung „Huanqiu Shibao“, die vom Parteiorgan „Volkszeitung“ herausgegeben wird, sprach von einem „brutalen Terrorakt“. Die Unruhestifter seien „Feinde des ganzen Volkes in Xinjiang, insbesondere der Uiguren“.

Jeder Aufstand und Terrorakt müsse entschieden niedergeschlagen und jeder Terrorist und Störenfried hart bestraft werden, so die Zeitung. „Sie sollen wissen, dass sie jeder hasst und dass sie nichts mit der Herrlichkeit ihrer Religion zu tun haben.“ Der scharfe Kommentar wurde kurz darauf wieder von der Webseite genommen.

Xinjiang ist schon lange ein Konfliktherd. Es kommt immer wieder zu Konflikten zwischen Uiguren und Han-Chinesen. Bei blutigen Zusammenstößen wurden 2009 in Ürümqi rund 200 Menschen getötet. Die turksprachigen Uiguren beklagen religiöse, politische und wirtschaftliche Diskriminierung durch die chinesische Fremdherrschaft in ihrer Heimat. Nach der Gründung der Volksrepublik 1949 hatte sich die kommunistische Führung die Region einverleibt. (dpa/dtj)