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Gesellschaft

Eid al Fitr, Ramazan Bayramı, Zuckerfest: Ein Fest, viele Rituale

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Das Ramadanfest ist für Muslime die Krönung nach dem Fastenmonat Ramadan. Es ist ein Fest, das auf verschiedenste Art und Weise gefeiert wird. Wir stellen vor, wie man als arabischer, türkischer oder zum Islam konvertierter Berliner das Fest erlebt. (Foto: dha)

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Das Ramadanfest ist für Muslime die Krönung nach dem Fastenmonat Ramadan. Es ist ein Fest, das auf verschiedenste Art und Weise gefeiert wird. Wir stellen vor, wie man als arabischer, türkischer oder zum Islam konvertierter Berliner das Fest erlebt.
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Es ist geschafft! Das lange Fasten ist vorüber und nun erfreuen sich die Muslime des Ramadanfests – im Volksmund auch Zuckerfest genannt, denn bekanntlich werden jetzt Unmengen an Süßigkeiten verspeist. Zwei Tage vor dem Fest beginnen die Vorbereitungen: Die Wohnung wird geputzt, neue Kleidung und Süßigkeiten gekauft…

Traditionell beginnt der erste Tag des Ramadanfests damit, dass die Familie früh aufsteht und sowohl zu Hause als auch in der Moschee den „Takbīr”, die Lobpreisung Allahs und seines Propheten, ausruft. Nach dem Moscheebesuch geht man entweder zu sich nach Hause und empfängt Gäste oder man besucht die Verwandten.

In den Heimatländern der Muslime gibt es bestimmte Rituale, die im Laufe der Jahre immer wieder eingehalten wurden und die dieses heilige Fest ausmachen. Doch wie ist es für Muslime, die nicht mehr in ihren Ländern leben? Vor einigen Jahren war es gerade an Tagen wie diesen noch sehr schwer, sich in den Ländern, in die man ausgewandert ist, heimisch zu fühlen. Doch mittlerweile ist man in diesen Ländern angekommen, dies kann man zumindest von Deutschland behaupten.

Während deutsche Politiker die Muslime in ihrem Land akzeptiert haben und diesen zu ihren Festen gratulieren, haben es Muslime geschafft, in ihrem neuen Zuhause ebenfalls Rituale zu entwickeln, um auch hier den Zauber des Ramadanfests spüren zu können. Zwar werden auch große Feste organisiert, zu denen Groß und Klein, Muslim und Nicht-Muslim eingeladen sind, dennoch hat jede Familie ihren individuellen Ablauf gefunden.

Hier unterscheiden sich auch die unterschiedlichen Kulturen: Arabische und türkische Familien haben ähnliche, aber trotzdem unterschiedliche Traditionen bei den Festen. Während die Türken gerne Baklava zum Ramadanfest servieren, essen die Araber lieber Ma’amoul, ein Grießgebäck mit Walnuss-, Pistazien- oder Dattelfüllung.

Zum Eid al Fitr: Selbstgemachtes köstliches Gebäck

Jamile K. ist gebürtige Berlinerin, ihre Eltern jedoch sind Palästinenser aus dem Libanon. Zum Ramadanfest kommt bei ihnen die ganze Familie zusammen, Tanten, Onkel und sogar Nachbarn. Jeder von den Gästen bringt eine Kleinigkeit mit, sei es Gebäck, wie Ma’amoul, oder andere süße Leckereien. Jamile und ihre Familie bereiten -als Gastgeber- Kaffee, Kuchen und selbstgemachtes Gebäck, wie Kaek (eine Art Keks mit Nuss-und Dattelfüllung), vor. Man unterhält sich meistens über die Zeit im Ramadan und die Erfahrungen, die man in dem Monat gesammelt hat.

Bevor allerdings die Besuche stattfinden, geht ihr Vater mit ihren Brüdern, den Onkeln und den Schwagern in die Moschee, um das Festgebet zu verrichten. Die Frauen beten gemeinsam zu Hause. Nachdem die Männer von der Moschee zurückgekehrt sind, verabschieden sie sich und machen sich auf den Weg, um weitere Familienangehörige und Freude zu besuchen. An solch einem Tag sind die kleinen Kinder im Haus besonders herausgeputzt und sehen aus wie kleine Prinzen und Prinzessinnen. Als Belohnung dafür erhalten sie Geld oder kleine Geschenke von den Älteren.

Ähnlich verlaufen die anderen beiden Festtage: Jeder besucht jeden und wünscht jedem „Eid moubarak” (Frohes Fest). Jamile erzählt, was ihr besonders am Ramadanfest gefällt: „Was mir besonders an dem Fest gefällt, ist, dass man stolz auf sich ist, dass man im Ramadanmonat versucht hat, so gut wie möglich zu sein und viel Gutes zu bewirken. Das Beisammensein ist mir natürlich ebenfalls sehr wichtig, denn das macht meiner Meinung nach den Ramadan aus.” Über den Genuss von Gebäck und vor allem des Kaffees am Morgen, den man im Ramadan stark vermisst hat, freut sich Jamile selbstverständlich auch sehr.

Türkisches Bayram: Frühstück wie im 4-Sternehotel

Gonca E. stammt aus einer türkischen Familie, doch auch sie wurde in Berlin geboren. Ihr Bayram verläuft ähnlich, doch mit anderen Highlights. Vor dem Bayram, also dem Ramadanfest, kaufen sich Gonca und ihre Geschwister neue Kleidung, so genannte Bayram-Kleidung, die besonders schick aussieht und die sie dann zu den Besuchen in den nächsten drei Tagen tragen können. Zwei Tage vorher wird die Wohnung wie verrückt an allen Ecken und Kanten geputzt und einen Tag vorher bereitet Goncas Mutter Gebäck und Süßspeisen wie Baklava zu.

Auch Dolma (Weinblätter) dürfen nicht fehlen. Am ersten Bayram-Tag weckt die Mutter die Kinder sehr früh, denn sie sagt ihnen stets, dass man an Bayramtagen früh aufstehen muss. Dann wartet die Familie auf den Vater, bis er vom Bayram-Gebet aus der Moschee kommt, denn erst, wenn der Vater zu Hause ist, beginnt das Bayram-Fest für die Familie. Wenn der Familienvater zu Hause ist, küssen sie seine Hand und beglückwünschen ihn zum Bayram. Dann machen dies die Geschwister untereinander. Die Jüngeren küssen die Hände der Älteren.

Anschließend erhalten die Kinder Geld vom Vater, weil dies der Brauch ist. Danach frühstückt man zum ersten Mal nach 30 Tagen endlich wieder miteinander. Dies ist besonders schön für Gonca. „Nach 30 Tagen kommen wir endlich wieder alle zusammen zum Frühstück. Meine Mutter übertreibt auch immer und es sieht aus wie in einem 4-Sternehotel.”

Nach dem Frühstück tragen alle ihre neue Kleidung und sie machen sich auf den Weg, um ihre Familie zu besuchen. Die Jüngeren besuchen hier die Älteren ohne vorher anzurufen, denn an Bayramtagen rechnet man ohnehin immer damit, dass die Älteren aus der Familie zu Hause auf ihren Besuch warten. Dort beglückwünscht man einander ebenfalls und man küsst wieder die Hände der Älteren und die Kinder erhalten Geld. Natürlich werden reichlich Süßigkeiten und Gebäck angeboten, und diese nicht zu essen, wäre unhöflich.

Am ersten Tag werden die meisten Besuche unternommen und so viele Familienangehörige wie möglich besucht. Und in jedem Haus wird einem Essen angeboten. Auch, wenn man zuvor bereits mehrmals gegessen hat, muss man bei der nächsten Familie ebenfalls wenigstens etwas essen, um nicht als respektlos zu erscheinen. Gonca empfiehlt: „Am besten sollte man überall nur ein Stück essen, damit man den ganzen Tag bei jeder Familie etwas essen kann.” Am zweiten und dritten Bayram-Tag ist Gonca mit ihrer Familie zu Hause und sie erwarten ihre Freunde und Nachbarn. Die Leute, die nicht in der Nähe wohnen oder leben, ruft man an, um sie zum Fest zu beglückwünschen. Zu dieser Zeit ist es meistens schwer, die Familie in der Türkei zu erreichen, da die Leitungen überlastet sind.

Hier unterscheiden sich auch die unterschiedlichen Kulturen: Arabische und türkische Familien haben ähnliche, aber trotzdem unterschiedliche Traditionen bei den Festen. Während die Türken gerne Baklava zum Ramadanfest servieren, essen die Araber lieber Ma'amoul, ein Grießgebäck mit Walnuss-, Pistazien- oder Dattelfüllung.. (reuters)

Ramadanfest: Wie es Konvertierten an solchen Tagen geht

Besonders schwer haben es jedoch konvertierte Muslime. Für einige von diesen fällt das Fest oft einsam aus. Beim Aufstehen haben sie niemanden aus der Familie, der die Freude über den Beginn des Festes teilen kann. Richard K. ist vor einigen Jahren zum Islam konvertiert. Für ihn verläuft das Fest oft unterschiedlich. Während er in dem einen Jahr von anderen muslimischen Familien eingeladen wurde, verbringt er das Fest im nächsten Jahr wiederum allein.

Im letzten Jahr hat seine nicht-muslimische Mutter ihm einen Kuchen zum Fest gebacken, doch zum Fest hat er nicht wirklich jemandem, mit dem er zusammen sein kann, denn seine Familie weiß nicht, wann das Ramadanfest ist, wenn er es nicht erwähnt. „Das Schönste für mich an dem Fest ist, mit muslimischen Freunden am Morgen zum Gebet in die Moschee zu gehen. Danach gehen wir meistens essen und sind noch in der Stimmung aus der Moschee”, erklärt er.

Ramadanfeste neu inspirieren

All diese individuellen Rituale sind auf ihre Art schön, denn, obwohl es das Fest aller Muslime ist, verbindet jeder einzelne etwas Persönliches damit. Ganz gleich, auf welche Art man das Fest feiert, das Wichtigste ist, dass man stolz auf sich sein kann, einen kompletten Monat – nicht nur körperlich, sondern auch seelisch – gefastet zu haben. Im Ramadan haben wir unserem Körper durch das Fasten (Verzichten auf Essen und Trinken von Sonnenaufgang- bis Sonnenuntergang) eine Möglichkeit gegeben, die Gifte aus unserem Körper auszuscheiden und unsere Seele hatte die Möglichkeit, den Weg zu Gott entweder zurückzufinden oder zu intensivieren und mit uns selbst ins Reine zu kommen.

Nun wird wieder jeder seinem üblichen Alltag ohne Einschränkungen nachgehen können, doch traurig über das Ende des Ramadans ist man allemal, denn wer wird die gemeinsamen Feiern zum Fastenbrechen mit der Familie und den Freunden nicht vermissen? Wer weiß, wann man das nächste Mal wieder gemeinsam an einem solchen Tisch essen wird… vielleicht erst wieder im nächsten Ramadan.

Ramadan als eine Zeit voller Bereicherung

Der Ramadan war eigentlich keine Zeit des Verzichts, sondern eine Zeit voller Bereicherung. Das gemeinsame Fastenbrechen mit den Liebsten, die zusätzlichen Gebete und die stärkere Nähe zu Gott waren die Belohnung der Fastenden… Und in der Tat kennt nur ein Fastender das wundervolle Gefühl und die Dankbarkeit beim ersten Glas Wasser, auf das man den ganzen Tag gewartet hat… Auch wenn dieses Gefühl nach dem Ramadan langsam schwinden wird und man nicht mehr so intensiv darüber nachdenken wird, sollte man dankbar sein, all dies zu haben, während andere hungern. So sollten wir ab und an daran denken und dafür danken, jederzeit an den Kühlschrank gehen und uns an Unmengen von Getränken und Essens bedienen zu können, während Menschen in anderen Ländern Kartons essen, da sie sonst nichts mehr haben…

Ich wünsche allen Muslimen ein gesegnetes Ramadanfest und eine schöne Zeit mit Familie und Freunden. So schön die Rituale, die wir uns angeeignet haben, auch sind, man sollte immer offen für Neues sein und vielleicht können Familien aus verschiedenen Kulturen die Feste gemeinsam verbringen und das eigene Ritual mit dem einen oder anderen neuen Element bereichern.