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Politik

Ein „Geschenk Gottes“ für Putin?

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Während für die türkische Regierung schon feststeht, wer hinter dem Attentat auf den heute bestatteten russischen Botschafter steckt, bleiben die Hintergründe weiter völlig im Dunkeln.

Was war das Ziel? Eine neue türkisch-russische Krise auslösen? Den ohnehin fragilen Beziehungen zwischen Russland und der Türkei schaden? Russland eine Lektion erteilen? Die türkischen Behörden und ihre Sicherheitsmaßnahmen bloßstellen?

Im Gegenteil. Auf den ersten Blick sind Moskau und Ankara näher zusammengerückt und demonstrieren Einigkeit. Doch wie geht es nun weiter? Der türkische Journalist Fehim Taştekin hat in einem Interview mit „Cumhuriyet“ seine Einschätzungen zur Lage nach dem Attentat und in Syrien abgegeben.

Dabei bezog sich der Nahost-Experte Taştekin, der früher unter anderem für die linksliberale Tageszeitung „Radikal“ arbeitete, auf einen Ausspruch des türkischen Staatspräsidenten unmittelbar nach dem Putschversuch am 15. Juli. Recep Tayyip Erdoğan hatte den missglückten Staatstreich als „Geschenk Gottes“ bezeichnet. Ähnlich werde nun Wladimir Putin über den Mord an seinem Botschafter denken.

Die Türkei habe nach all den Jahren eingesehen, dass ihre Syrien-Politik gescheitert sei. „Jetzt muss sie sich den Spielregeln Russlands fügen“, erklärt Taştekin. Es sei nicht zu einem Umdenken gekommen, weil Ankara seine Strategie überdacht habe, sondern weil man sich in mehrere Sackgassen manövriert habe. Russland sitze nun am längeren Hebel und werde die fragilen Beziehungen zur Türkei zu seinem Vorteil zu nutzen versuchen.

Die türkische Führung hatte zu Beginn der Auseinandersetzungen in Syrien Machthaber Baschar al-Assad zur Persona non grata erklärt und die aufständischen Rebellen unterstützt. Aktuell sieht es danach aus, dass sich Assad dank seiner Verbündeten in Moskau und Teheran an der Macht halten wird. Zu den Zielen ihrer in diesem Jahr begonnenen militärischen Mission in Syrien erklärte die türkische Armee lediglich, dass man die türkisch-syrische Grenze von „terroristischen Elementen“ säubern wolle. Neben dem IS zählt Ankara dazu vor allem die kurdische Miliz YPG, die sich für eine autonome Kurdenregion im Norden Syriens einsetzt und von der türkischen Regierung beschuldigt wird, der verlängerte Arm der Terrororganisation PKK zu sein.