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Politik

Eine Sache zwischen Aleviten und Sunniten, Kurden und Türken

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Heute vor genau 20 Jahren wurden in der ostanatolischen Provinz Erzincan 33 Bürger des Dorfes Başbağlar auf eine grausame Weise ermordet. Es scheint Parallelen zwischen den Vorfällen in Sivas und Başbağlar zu geben. (Foto: zaman)

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Eine Sache zwischen Aleviten und Sunniten, Kurden und Türken
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Die PKK stürmte das Dorf. 28 Menschen wurden geradezu hingerichtet. Fünf Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt. Dies geschah bereits drei Tage nach dem Massaker von Sivas, wo 37 Menschen durch einen Brandanschlag auf das Hotel Madımak ums Leben kamen. Laut des Berichts der Untersuchungskommission begannen die Vorbereitungen für die Überfälle bereits Jahre zuvor, allerdings wurden die Ereignisse von Sivas abgewartet, um den Vorfällen den Ausdruck eines sunnitisch-alevitischen Konfliktes zu verleihen. „Auch wenn das Blutbad von Başbağlar ein Racheakt auf das Massaker von Sivas darstellt, wurden beide synchron organisiert“, sagt der Vorsitzende der Untersuchungskommission, Ismail Köse.

Unmittelbar nach den Ereignissen in Sivas, wurden in Erzincan-Başbağlar 33 Menschen ermordet. Die Leichen wurden mit Mitteillungen wie „Das ist die Vergeltung für Sivas“ versehen. Vor allem zwischen 1992 und 1993 waren weite Gebiete Ost- und Südostanatoliens von vielen terroristischen Attacken betroffen. Für die Untersuchung dieser Vorfälle wurde eine Parlamentarische Kommission konstituiert.

Der Versuch, einen ethnisch-religiösen Konflikt anzustacheln

Dem nun vorliegenden Bericht der Kommission zufolge versuchten Mitglieder der PKK noch lange vor den Anschlägen, in Tunceli mit Erpressungen und Drohungen Druck auf die Dorfbewohner auszuüben. Auf diese Weise wurden auch neue Kämpfer rekrutiert. Bereits einen Tag vor dem Massaker von Başbağlar wurde das Dorf Karataş (Tunceli-Hozat) von einer Gruppe Terroristen namens „Delil“ heimgesucht. Den überwiegend kurdischen und zum Teil alevitischen Dorfbewohnern wurde weisgemacht, dass das Massaker von Sivas dem kurdischen Volk gegolten habe und man Vergeltung üben müsse. Nun sei das eine Sache zwischen Aleviten und Sunniten, zwischen Kurden und Türken.

Die Dorfbewohner von Karataş bekamen die Anweisung, an dem geplanten Vergeltungsschlag teilzunehmen und Hilfe zu leisten.

Die Akte des Gouverneurs von Erzincan, die an die Untersuchungskommission übermittelt wurde, dokumentiert den Zeitpunkt des Anschlages folgendermaßen: „Die Anschläge wurden 01:00 Uhr morgens gemeldet. Das in Flammen aufgehende Başbağlar wurde um 20:30 Uhr von den Bewohnern des Dorfes Yukarı Umutlu aus 1 km Entfernung gesichtet. Die Dorfbewohner trauten sich nicht, dieses Ereignis zu melden. Der Imam von Yukarı Umutlu konnte dieses nicht dulden und rief unbemerkt die Gendarmerie-Hauptwache in Başpınar an. Die Sicherheitskräfte trafen erst 14 Stunden später am Tatort ein.“ Auch in Sivas sollen Offizielle tatenlos zugesehen haben.

Der Bericht verstärkt den Verdacht, dass mit den beiden Vorfällen von Sivas und Erzincan versucht wurde, kurdische, alevitische und sunnitische künstlich gegeneinander aufzubringen, um einen ethnisch-religiösen Konflikt anzustacheln. Doch verharren die Hintergründe noch im Dunkeln und mit jedem weiteren Jahrestag wird es schwieriger und aufwendiger, Licht in dieses Dunkel zu bringen.