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Politik

Entführungen in der Türkei: Was steckt dahinter?

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Der HRW fordert von der Türkei die Untersuchung von Entführungen, bei denen nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation womöglich Behörden die Betroffenen haben verschwinden lassen. Seit März seien mindestens vier ehemalige Staatsbedienstete in der Hauptstadt Ankara verschleppt worden, teilte HRW am Donnerstag in London mi

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Am 2. Mai erschien  Turgay Karaman nicht wie vorgesehen zu einem Treffen. Daraufhin alarmierten Familie und Freunde von Karaman die Behörden. Dann tauchte im Internet ein Überwachungsvideo auf, in dem zu sehen ist, wie Turgay Karaman von nicht identifizierten Männern in Zivil auf einem Parkplatz in Kuala Lumpur umringt und dann in einem nicht gekennzeichneten Fahrzeug abtransportiert wird. In derselben Nacht meldete die Frau von Ihsan Aslan, einem Freund von Turgay Karaman, ihren Mann als vermisst. Später stellt sich heraus, dass die staatlichen Behörden von Malaysia hinter den vermeintlichen Entführungen stecken. Karaman und zwei weitere türkische Männer sollten an die Türkei ausgeliefert werden. Die drei Männer sollen der Gülen-Bewegung nahestehen. 

Der Polizeipräsident von Malaysia bestätigte, dass drei türkische Staatsangehörige unter Berufung auf das Sicherheitsgesetz (Security Offences Special Measures Act 2012 – SOSMA) festgenommen und inhaftiert wurden. Es wird nach Abschnitt 130J des Strafgesetzbuchs in Verbindung mit dem SOSMA wegen angeblicher Bewerbung und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung oder wegen der Beauftragung von Terrorakten gegen sie ermittelt.

Entführungen auch in der Türkei

Ähnliche Fälle gibt es auch aus der Türkei. Einige der Entführten Personen tauchten später bei der Polizei auf. Was steckt aber hinter diesen Entführungen?

Darüber will Human Rights Watch (HRW) nun Aufklärung. Der HRW fordert von der Türkei die Untersuchung von Entführungen, bei denen nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation womöglich Behörden die Betroffenen haben verschwinden lassen. Seit März seien mindestens vier ehemalige Staatsbedienstete in der Hauptstadt Ankara verschleppt worden, teilte HRW am Donnerstag in London mit. Einer davon – ein früherer Lehrer – sei 42 Tage nach seinem Verschwinden in Polizeigewahrsam aufgetaucht. Gegen ihn sei wegen Terrorverdachts Untersuchungshaft verhängt worden. Von drei weiteren Entführten fehle jede Spur.

Waren Sicherheitskräfte an Entführungen beteiligt?

Die Ähnlichkeiten der Entführungen und die Tatsache, dass einer der Männer anschließend in Polizeigewahrsam gefunden wurde, gäben Anlass zu der Vermutung, dass Sicherheitskräfte beteiligt gewesen seien, teilte HRW mit. Ein Zeuge habe gesagt, dass Männer, die sich als Polizisten ausgegeben hätten, den früheren Lehrer aus einem Taxi heraus- und in einen Transporter gezwungen hätten. Der Betroffene habe in seiner Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft angegeben, dass er nach seiner Entführung an einem geheimen Ort festgehalten und gefoltert worden sei. Erst danach sei er zu einer Polizeiwache gebracht worden, wo er einen Anwalt habe sprechen können.

Die Menschenrechtsorganisation teilte mit, auch bei mindestens zwei der drei weiteren Fälle gebe es Zeugenaussagen und Aufnahmen von Überwachungskameras, wonach die Betroffenen in Transporter gezwungen worden seien. Zusätzlich zu den vier Entführten fehle seit März von einem fünften Mann in Ankara jede Spur. Er sei zuletzt von einer Überwachungskamera an einer Metro-Station aufgezeichnet worden, nachdem er seine Familie zum Busbahnhof gebracht habe. Human Rights Watch bat den türkischen Justizminister Abdülhamit Gül in einem Schreiben darum, die Fälle dringend aufzuklären.

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