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Gesellschaft

Erdbeben zwischen Iran und Irak: Zahl der Opfer steigt auf über 300

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Es war der stärkste Erdstoß seit fast 30 Jahren in der Region: Ein Beben der Stärke 7,3 hat in der Nacht die kurdische Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak erschüttert. Die Behörden zählen bislang mehr als 300 Tote, doch diese Zahl könnte noch steigen.

Bei einem schweren Erdbeben in der Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak sind mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen. Dem iranischen Innenministerium zufolge gab es am Montag 336 Tote und 3950 Verletzte. Weitere Opfer wurden befürchtet. Das Erdbeben der Stärke 7,3 hatte die südlichen Kurdengebiete in der Grenzregion am Sonntagabend (Ortszeit) erschüttert. Laut dem Geoforschungszentrum Potsdam lag das Zentrum des Bebens in etwa 34 Kilometern Tiefe in der westiranischen Provinz Kermanschah.

Rettungskräfte konnten erst acht Stunden nach dem Beben ihre Bergungsarbeiten richtig beginnen. Sie mussten warten, bis es in den Erdbebengebieten wieder hell wurde. Danach stiegen die Opferzahlen fast im Minutentakt. Bis Montagmittag gab es zudem 135 Nachbeben in mehreren Provinzstädten.

Nach Angaben des Roten Halbmonds waren besonders die drei Grenzstädte Sare Pole Sahab, Ghassre Schirin und Asgal von dem Beben betroffen. Die meisten Tote wurden in diesen drei Städten gezählt. In der Provinzhauptstadt Kermanschah gab es weniger Tote und Schäden, aber trotzdem verbrachten zahlreiche Menschen die Nacht aus Angst vor weiteren Beben außerhalb im Freien.

Schlimmstes Beben seit 27 Jahren in Kermanschah

Das Beben in Kermanschah war das schlimmste seit 1990. Damals gab es in Rudbar in der nordiranischen Gilan Provinz ein Beben der Stärke 7,4. Mehr als 35 000 Menschen kamen ums Leben. Ein verheerendes Beben gab es 2003 in Bam in Südostiran mit über 26 000 Toten. Das letzte größere Beben in der Kermanschah-Provinz war laut Medienberichten 1847.

Die Krankenhäuser in Kermanschah, wo die meisten Verletzten behandelt werden, sind laut Augenzeugen total überfordert. Das Gesundheitsministerium in Teheran hat daher mehrere Ärzte in die Region entsandt, um in mobilen Kliniken in den Grenzstädten den Menschen zu helfen. Die Schwerverletzten werden nach Teheran geschickt.

In der gesamten Kermanschah-Provinz wurden am Montag die Schulen und Universitäten geschlossen. Alle Behörden sollen in erster Linie den Bebenopfern helfen. Präsident Hassan Ruhani versprach den von dem Beben betroffenen Menschen jede mögliche Hilfe.

Auf irakischer Seite hielt sich die Opferzahl nach dem Erdbeben vergleichsweise in Grenzen. Die kurdische Nachrichtenseite «Rudaw» berichtete von sieben Toten in den Regionen um die Städte Sulaimanija und Darbandichan. Mindestens 300 Menschen wurden demnach verletzt.

Etwas später erschütterte am Sonntagabend (Ortszeit) auf der anderen Seite der Welt ein ähnlich starkes Erdbeben die Pazifikküste von Costa Rica. Das Zentrum des Bebens der Stärke 6,4 lag südöstlich des Badeortes Jacó im Pazifik, vor der Westküste des mittelamerikanischen Landes, wie die nationale seismologische Beobachtungsstelle mitteilte. Wenngleich es nur wenig schwächer war, blieb die Opferzahl zunächst gering. Zwei Menschen starben während des Bebens an Herzinfarkten, wie die örtliche Zeitung «La Nación» berichtete. Berichte über weitere Opfer oder größere Schäden gab es zunächst nicht.

Türkei schickt Hilfsgüter und Rettungsteam 

Aus der Türkei startete der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge eine Militärmaschine mit Hilfsgütern und einem Rettungsteam in Richtung der irakischen Kurdengebiete. Es würden auch 5000 Zelte und 7000 Decken geliefert. In der betroffenen Region kann es in der Nacht zu Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt kommen.

Die bergige Region um Sulaimanija im Südosten der Region Kurdistan ist bei der vornehmlich kurdischen Bevölkerung ein beliebtes Urlaubsgebiet. Das Klima und die Landschaft laden zum Wandern ein. Sulaimanija gilt mit seiner mehr als halben Million Einwohner als kulturelles Zentrum und ist nach Erbil die wichtigste
Stadt in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. Auch hat sich der Ort als vergleichsweise liberale Universitätsstadt einen Namen gemacht. 

Die Grenzstadt Halabdscha nur wenige Kilometer vom Epizentrum entfernt wurde dem gegenüber zum Symbol der kurdischen Unterdrückung unter Diktator Saddam Hussein: Der Giftgasangriff auf die Stadt 1988 hat sich in das kollektive Gedächtnis der Kurden eingebrannt.

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dpa/dtj