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Wirtschaft

Erdgas als Weg zu Wohlstand und Stabilität

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Noch stehen die Friedensgespräche mit Zypern erst am Anfang und Ankara stellt Israel immer noch Bedingungen für eine vollständige Wiederannäherung. Die Erdgasvorkommen vor Zyperns Küste könnten jedoch eine Normalisierung beschleunigen. (Foto: reuters)

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Die Türkei stellt einerseits die beste wirtschaftliche Option dar, um israelisches und zyprisches Erdgas nach Europa zu transportieren, und hat andererseits das Potenzial, problematische Beziehungen in der östlichen Mittelmeerregion in eine positive Richtung zu lenken.

Friedensgespräche bezüglich der Insel Zypern wurden bereits am 11. Februar auf Drängen der US-Regierung aufgenommen und sollen zum Zeichen einer sich verändernden politischen Umwelt der Region werden. Experten sagen der türkischen Zeitung Today’s Zaman zufolge, Erdgas wäre einer der wichtigsten Anreize, um die Verhandlungen mit Zypern wiederaufzunehmen. Mögliche Projekte über Pipelines könnten Beteiligten des Gasgeschäftes Milliarden von Dollar einbringen.

Frieden und Stabilität durch wechselseitige Abhängigkeit

Diplomatische Quellen, die lieber anonym bleiben möchten, erklärten der Today’s Zaman, dass die US-Regierung eine Energiepartnerschaft zwischen Israel, Zypern und der Türkei befürworte, sodass eine gegenseitige Energieabhängigkeit dazu beitragen werde, den Frieden im östlichen Mittelmeergebiet wiederherzustellen und zu sichern.

Vertreter der US-basierten Noble Energy und Israels Unternehmensgruppe Delek sind diese Woche in Istanbul, um über mögliche Pipelinegeschäfte zu diskutieren, die israelisches Erdgas durch Zypern und die Türkei nach Europa transportieren würde. Die Noble-Delek Partnerschaft werde mit den türkischen Unternehmen Zorlu, Enka, Turcas und Çalık verhandeln. Hürriyet zufolge würde der Transport israelischen Gases über eine andere Route acht Mal teurer werden.

Das gigantische Feld entlang der israelischen Küste soll aus geschätzt rund 19 Trillionen Kubikmetern Erdgas bestehen. Experten zufolge ist es das größte Gasfeld, das im letzten Jahrzehnt entdeckt wurde. Es wurde 2010 gefunden, ungefähr ein Jahr nach der Entdeckung des Tamarfeldes in Israel, das zusammen mit dem Südwestlichen Tamar-Reservoir 11 Trillionen Kubikmeter Erdgas umfassen soll.

Den Experten zufolge werden die Kosten für eine Pipeline, die israelisches und zyprisches Erdgas von Zypern in die Türkei transportiert, effektiv bei zwei bis drei Milliarden Dollar angesetzt. Eine Alternative wie die Einbeziehung einer LNG-Anlage, die das Erdgas zunächst verflüssigt, damit das Gas dann nach Europa verfrachtet werden kann, würde demgegenüber zehn bis fünfzehn Milliarden Dollar kosten.

Erdoğan hält an Forderung nach Ende der Gaza-Blockade fest

Der jüngste Start der Verhandlungen über die lange aufgeteilte Insel Zypern hat eine positive politische Umwelt geschaffen, um eine Pipeline durch Zypern und die Türkei zu errichten. Jedoch kündigte der türkische Energieminister Taner Yıldız am Sonntag an, dass Israel bestimmte Bedingungen erfüllen müsse, die vom türkischen Premierminister Recep Tayyip Erdoğan festgelegt werden, bevor irgendwelche Energiegeschäfte besiegelt werden könnten.

Yıldız erklärte außerdem, dass bestimmte Projekte wirtschaftlich, aber nicht politisch realisierbar seien. Zu einem Problem könnte beispielsweise werden, dass mögliche Projekte, an denen sowohl Israel als auch arabische Staaten beteiligt wären, auf Grund politischer Feindseligkeiten unmöglich erscheinen. Am Montag sagte Yıldız auch, dass weder Israel noch irgendwelche Unternehmen, die an einer durch die Türkei verlaufenden Pipeline interessiert sind, die türkischen Energiebeauftragten noch nicht kontaktiert bzw. um eine Zusammenkunft gebeten hätten.

Die türkisch-israelischen Beziehungen sind seit dem Zwischenfall rund um die türkische Flottille, die beim Versuch, die Gaza-Blockade zu durchbrechen, von israelischen Kräften im Mai 2010 aufgebracht worden war, sehr angespannt. Bei dem Angriff kamen neun türkische Bürger ums Leben. Der Zwischenfall löste eine Herabstufung diplomatischer Verbindungen zwischen der Türkei und Israel aus.

Der israelische Botschafter wurde im September 2011 aus Ankara ausgewiesen, nachdem Israel es ablehnte, sich für die Todesfälle zu entschuldigen. Offiziell entschuldigte sich Israel 2013, indem Jerusalem den Angriff als Operationsfehler, der zum Tod der türkischen Bürger geführt hatte, bezeichnete. Die Türkei forderte drei Dinge von Israel: eine Entschuldigung, eine Entschädigung und die Aufhebung der Gaza-Blockade. Derzeit verhandeln die Türkei und Israel über eine Entschädigung, aber es gibt noch immer keine Einigung.

Das Erdgas als Anreiz, die Beziehungen zu verbessern

Der griechisch-zyprische Präsident Nicos Anastasiades sagte, dass ein Abkommen über die Wiedervereinigung der seit langer Zeit in den türkischen Nordteil und den griechischen Südteil gespaltenen Insel Zypern helfen könnte, die Deckung des Energiebedarfs der Türkei zu erleichtern.

Anastasiades betonte am Montag in einem Interview mit der Associated Press, dass eine Abmachung der Türkei es erlauben würde, mit neu entdecktem griechisch-zyprischem und israelischem Erdgas beliefert zu werden und dies weiter dazu beitragen würde, die Beziehung zwischen der Türkei und Israel zu verbessern.

Unterstreichend, dass die USA eine Kernrolle bei der Wiederaufnahme der zyprischen Verhandlungen gespielt hat, fügte Anastasiades hinzu, dass der Grund hierfür weit mehr sei als das steigende Interesse an einer Lösung des Zypernproblems. Es sei viel mehr auch das Potenzial einer regionalen Energiegemeinschaft und die Hilfe, die diese bieten würde, um eine Instabilität in einer turbulenten Zeit zu mindern, welche diese Idee so wichtig machen würden.

Das Volumen der Gasreserven wurde auf fünf bis acht Trillionen Kubikmeter geschätzt, nachdem Noble Energy im Jahr 2011 ein großes Gasfeld – Aphrodite – entdeckt hatte, das sich im tiefen Wasser an der griechischen Küste Zyperns befindet. Experten sagen, dass dieses Gas ausreiche, um der Gasnachfrage für die nächsten 20 Jahre nachkommen zu können.

Verflüssigung des Gases zu kostspielig

Südzypern hat im letzten November ein Abkommen mit dem französischen Ölunternehmen Total mit dem Ziel bekannt gegeben, eine Flüssigerdgas-Terminals zu entwickeln. Diese soll vor allem dazu dienen, Griechenland zu ermöglichen, sich durch den Export des verflüssigten Erdgases mit allen Bemühungen aus der derzeitigen Schuldenkrise zu retten. Das Projekt ist jedoch zu kostspielig.

Zypern ist seit 1974 in einen türkischsprachigen Norden und einen offiziell anerkannten, griechischsprachigen südlichen Teil geteilt, nachdem das türkische Militär gegen einen Putschversuch griechisch-zyprischer Befürworter einer Vereinigung der Insel mit Griechenland interveniert hatte. Die türkischen Zyprer riefen 1983 ihren eigenen Staat aus, die Türkische Republik Nordzyperns (KKTC), die derzeit nur von der Türkei anerkannt wird.