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Panorama

Erdoğan bricht während live-Sendung in Tränen aus

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Der türkische Ministerpräsident Erdoğan ist am Donnerstag vor laufenden Kameras in Tränen ausgebrochen, nachdem ein Brief eines Politikers der ägyptischen Muslimbruderschaft an seine ermordete Tochter verlesen wurde.

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Der türkische Premier Erdogan hat in einer Fernsehsendung seine Tränen nicht zurückhalten können.
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Erdoğan hatte bislang den Ruf, bei öffentlichen Veranstaltungen ein stets selbstbewusstes, unbeirrbares und teilweise sogar arrogantes Verhalten an den Tag zu legen. Doch bei einem Fernsehauftritt am Donnerstagabend zeigte der türkische Ministerpräsident plötzlich eine andere, weiche Seite. Erdoğan war zu Gast beim AKP-nahen Sender Ülke TV und sprach über verschiedene aktuelle Themen, wie etwa den Einsatz von Giftgas in Syrien oder die steigende Zahl syrischer Flüchtlinge in der Türkei. Am Ende der Sendung spielte der Kanal ein Video ein, in dem es um einen Abschiedsbrief von Mohammed Beltagy, einem Politiker der ägyptischen Muslimbruderschaft, an seine vor kurzem verstorbene Tochter ging. Sie wurde am 14. August in Kairo von ägyptischen Sicherheitskräften ermordet, als diese die Proteste gegen den Militärputsch gewaltsam niederschlugen.

Ergriffen vom Inhalt des Briefes, hielt Erdoğan erst inne und drehte sich dann von den Kameras weg (ab ca. 5:00), um sich mit einem Taschentuch Tränen aus den Augen zu wischen. Mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen hörte Erdoğan sichtlich ergriffen zu. Nach dem Video sagte Erdoğan mit gebrochener Stimme, der Abschiedsbrief des Politikers an seine Tochter erinnere ihn an die schwierige Zeit in den 90er-Jahren, als er von politischen Tätigkeiten ausgeschlossen wurde und ins Gefängnis kam. Schluchzend erzählte der türkische Ministerpräsident, er habe selbst ähnliche Situationen durchlebt, als er seine Kinder während der politisch turbulenten Zeit nur selten sehen konnte.

                                

„Wir sind abends immer spät nach Hause gekommen. Einmal war an unserer Tür ein Zettel angeklebt, auf dem stand: Papa, willst du uns nicht auch mal eine Nacht widmen? Aber wir hatten keine Zeit. Für unsere damaligen politischen Überzeugungen waren wir oft bis spät in die Nacht unterwegs und als wir nach Hause kamen, schliefen die Kinder natürlich schon.“

Giftgaseinsatz, Flüchtlingsdrama und Abschiedsbrief Beltagis – zu viel für Erdoğan

„In dem Brief den Beltagi seiner Tochter Esma geschrieben hat, sind mir einige Szenen aus der Kindheit meiner Kinder vor die Augen gekommen“, sagte Erdoğan nach dem Ende des Videos. Er sei erschüttert gewesen, als er hörte, dass Belagi am Totengebet für seine Tochter aufgrund der instabilen in Ägypten nicht teilnehmen konnte.

Zuvor hatte Erdoğan den Einsatz von Chemiewaffen in einigen Vororten von Damaskus und die Tatenlosigkeit der internationalen Staatengemeinschaft scharf verurteilt. Er warf dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad vor, die eigene Bevölkerung zu massakrieren. Das syrische Regime zerstöre zudem nach und nach die historischen Stätten des Landes.

Erdoğan zufolge hat die Türkei bislang 500 000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen und etwa 2 Milliarden Dollar für ihre Unterbringung in mehreren Flüchtlingslagern im Süden und Südosten der Türkei ausgegeben.

Kritik richtete der türkische Ministerpräsident auch an die Führung des Iran, die das syrische Regime unterstützt, und warf Teheran vor, die Unterstützung der Türkei für den Iran auf internationaler Ebene vor einigen Jahren nicht genug wertgeschätzt zu haben. Er betonte außerdem, dass die Türkei eine konfessionell ausgerichtete Politik strikt ablehne. Er habe iranischen Politikern, darunter auch dem eigentlichen Machthaber, Ayatollah Ali Chamene’i, seine Enttäuschung und sein Missfallen gegenüber der Nahostpolitik des Irans mehrfach mitgeteilt.

Der türkische Premier warnte davor, dass die anhaltende Krise in Ägypten Teil einer internationalen Verschwörung sein könnte, um die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft von den Gräueltaten in Syrien abzulenken. Erst Anfang dieser Woche hatte er Israel vorgeworfen, für den Putsch in Ägypten verantwortlich zu sein.

Kritiker werfen ihm vor, wie im Falle Syriens auch in Ägypten sich vorschnell und unwiderruflich öffentlich positioniert zu haben. Gleichzeitig bewundern große Teile der türkischen und arabischen Bevölkerung Erdoğan wegen seiner klaren Linie hinsichtlich der Konflikte in der muslimischen Welt.