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Politik

Erdoğan greift durch: Polizeichef von Reyhanlı muss gehen

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In Ankara konnte auf Grund der wachsamen Arbeit der Geheimdienste ein blutiger Terroranschlag der von Syrien aus gesteuerten, linksextremen DHKP-C verhindert werden. In Reyhanlı wurde hingegen nicht rechtzeitig reagiert. (Foto: cihan)

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Nach einer lebhaften Debatte um ein mögliches Versagen der Polizei im Zusammenhang mit der Verhinderung der tödlichen Bombenanschläge vom vorletzten Wochenende, wo trotz im Vorfeld geäußerter Geheimdienstwarnungen mindestens 51 Menschen getötet worden waren, wurde der Polizeichef der Stadt Reyhanlı im Süden der an der syrischen Grenze gelegenen türkischen Provinz Hatay entlassen.

Murat Berk (Foto) wurde am Freitag von seinen Aufgaben entbunden, einige Tage, nachdem Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan seine ursprünglichen Vorwürfe an die verschiedenen türkischen Nachrichtendienste zurückgenommen hatte und eine „Fehlkommunikation” zwischen den Geheimdiensten und der Polizei als wesentliche Ursache für das Unterbleiben der Verhinderung des Bombenanschlags benannte.

Die türkische Polizei hatte im Zuge ihrer Ermittlungen bis dato 16 Verdächtige festgenommen, unter ihnen ein Mann, den sie als Hauptverdächtigen mit Blick auf die Autobombenanschläge einstuft.

Die Türkei beschuldigte Syrien der Urheberschaft beider Bombenanschläge des vorletzten Wochenendes, was Ängste schürte, der syrische Bürgerkrieg könnte sich nun endgültig auf die Nachbarstaaten ausweiten. Damaskus hingegen bestreitet jede Rolle.

Rundschreiben an mehrere Sicherheitsbehörden

Anfang letzter Woche hatte Premierminister Erdoğan eine Ermittlung angeordnet, um die Hintergründe der beiden Anschläge in Reyhanlı aufzuklären. Im Zuge dieser sollte auch der Frage nachgegangen werden, ob Fehler der Sicherheits- oder Geheimdienste eine Rolle spielten.

Bevor er nach Washington abreiste, erklärte der Regierungschef, dass er die Inspektionsbehörde des Ministerpräsidialamts mit den Ermittlungen in dieser Angelegenheit beauftragen würde.

Geheimdienstberichte hatten im Vorfeld der Anschläge anklingen lassen, dass ursprünglich ein Angriff auf ein Einkaufszentrum in Ankara geplant gewesen wäre.

Am 9.Mai wurden allerdings Nachrichten der Geheimdienstabteilung der für den Staatsschutz zuständigen Abteilung der nationalen Polizeibehörde an den stellvertretenden Ministerpräsidenten Beşir Atalay, den Generalstab, das Außen- und Innenministerium sowie das Justizministerium, den Geheimdienst Millî İstihbarat Teşkilâtı MİT (Nationaler Nachrichtendienst) sowie den Generalkommandeur der Gendarmerie geschickt, in denen bereits Anschlagspläne im Gebiet von Reyhanlı zum Thema gemacht wurden.

Der Geheimdienstreport berichtete in diesem Zusammenhang über Aktivitäten der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (türkisch: Devrimci Halk Kurtuluş Partisi-Cephesi oder DHKP-C), einer illegalen marxistisch-leninistischen Untergrundorganisation in der Türkei, wobei geschildert wurde, dass eine Person namens T.D. den Sprengstoff für die Anschläge in Yayladağı an die Grenze bringen würde, wo der in Hatay ansässige N.W. sie empfangen sollte.

Anschlag auf Moschee und Einkaufszentrum geplant

Am darauf folgenden Freitag solle ein Automechaniker, M.G., den Sprengstoff weiter in die Hauptstadt fahren. Nach Angaben des polizeilichen Nachrichtendienstes fuhr M.G. am 4. und 5. Mai in Ankara bis in die Mittagsstunden im Kreis umher und konnte den Sprengstoff aufgrund der hohen Sicherheitsmaßnahmen, die von den Polizeibehörden in Ankara getroffen worden waren, nicht zünden. Am Nachmittag des 5. Mai soll er zurück nach Hatay gefahren sein.

Bei den Verdächtigen, die nach dem Anschlag in Reyhanlı verhaftet wurden, handelt es sich um drei Syrer, jedoch sagt die Polizei, dass vier weitere, N.E., Y.N., T.D. und M.G., den Schuldigen geholfen und ıhn unterstützt hätten. Sie sollen es außerdem möglich gemacht haben, dass der Sprengstoff von T.D. nach Yayladaği gebracht und an M.G. ausgeliefert worden wäre, wie von den zuvor genannten Informanten belegt worden wäre.

Außerdem fügten sie hinzu, dass die Angreifer geplant hätten, den Sprengstoff entweder in der Nähe des gut besuchten Shopping-Centers in Ankara in die Luft zu jagen oder zum Freitagsgebet vor der Kocatepe-Moschee, wenn sie überfüllt ist.

Geheimdienstberichte besagen außerdem, dass der Anschlag von Mihraç Ural, dem ehemaligen Führer einer linksextremistischen Splittergruppe der THKP-C (einer Vorgängergruppe der DHKP-C), vom syrischen Latakia aus geplant worden wäre. Ural wird auch für das Massaker von Banias verantwortlich gemacht.