Connect with us

Politik

Erdoğan: „Israel wegen des Gaza-Massakers zur Rede stellen“

Spread the love

Im Schatten des Angriffs Israels auf den Gazastreifen besuchte der türkische Ministerpräsident Erdoğan Ägypten und richtete von Kairo aus sehr scharfe Botschaften an die Regierung in Jerusalem. (Foto: aa)

Published

on

Erdoğan: „Israel wegen des Gaza-Massakers zur Rede stellen“
Spread the love

„Früher oder später, heute oder morgen, werden diejenigen, die Kinder auf unmenschliche Art und Weise ermordet haben, auf jeden Fall zur Rede gestellt“, äußerte Erdoğan mit Blick auf zivile Opfer der derzeitigen Eskalation.

Erdoğan ist der Meinung, Israel würde mit der Unterstützung der internationalen Mächte vor keiner Unmenschlichkeit zurückschrecken, um diese Region wieder in einem Blutbad versinken zu lassen.

„Die ganze Welt soll wissen, dass das Blut, das in Ramallah, Nablus, Eriha, Rafah, im Gazastreifen und in Jerusalem vergossen wird, unser Blut in unseren Adern ist. Dass jedes Leben, das aufgeopfert wird, unser Leben ist. Niemand soll das Schweigen in dieser Region – das es schon seit ungefähr 100 Jahren gibt – anders interpretieren“, rief Erdoğan aus, nachdem er den ägyptischen Führer Muhammed Mursi zum Abzug des ägyptischen Botschafters aus Israel beglückwünscht hatte.

Aufruf zur Zusammenarbeit

Für die Lösung der Probleme im Mittleren Osten hat Erdoğan zur Zusammenarbeit der beiden großen Mächte in der Region – Ägypten und der Türkei – aufgerufen.

Mit 10 Ministern und 350 Geschäftsmännern hielt Ministerpräsident Erdoğan in Ägypten an der Universität Kairo eine viel beachtete Rede an die Welt, die des Öfteren durch Applaus seitens der ägyptischen Studenten im Saal unterbrochen wurde.

Ministerpräsident Erdoğan wurde zu Beginn seines Besuches vom ägyptischen Ministerpräsidenten Hischam Kandil mit einer offiziellen Zeremonie willkommen geheißen. Der Besuch hatte mit einem Treffen mit Ägyptens Staatspräsidenten Mursi angefangen und wurde mit der Rede an der Universität Kairo fortgesetzt. In dem meist von ägyptischen Studenten besuchten Saal sprach Erdoğan über die türkisch-ägyptischen Beziehungen, aber auch über Themenkomplexe wie Syrien oder Palästina.

Für die Lösung der Probleme im Mittleren Osten verlangte er die Zusammenarbeit der zwei großen Mächte in der Region, von Ägypten und der Türkei: „Solange Ägypten und die Türkei zusammenarbeiten, solange sie in die gleiche Richtung blicken – glaubt mir – wird auf diesem Boden kein anderes Lied als das Lied des Friedens gespielt werden. Wenn wir, wie bisher im Laufe der Geschichte, heute und morgen Hand in Hand vorangehen, werden diese Länder nicht mehr von Klageliedern, von Blut und Tränen, sondern vom Klang der Friedensmelodien begossen.“

Erdoğan äußerte den Wunsch, Ägypten am Ende eines vervollständigten Revolutionsprozesses mit einer liberalen und umfassenden Verfassung in Frieden und Sicherheit Richtung Zukunft schreiten zu sehen: „Die Türkei wird genauso stark, wie Ägypten sein wird und Ägypten wird genauso stark sein, wie die Türkei es ist.“

Außerdem erklärte Erdoğan, die Türkei und Ägypten würden das Gewissen und die gemeinsame Vernunft der Region repräsentieren. Deshalb sollten diese beiden Länder hinsichtlich der Probleme in Palästina und in Syrien, aber auch in vielen anderen Fragen zusammenarbeiten.

Die Revolution von Ägypten

Erdoğan, der den Sturz Mubaraks und den ägyptischen Volksaufstand mit lobenden Worten erwähnte, richtete sich insbesondere auch an die ägyptischen Jugendlichen: „Mit dieser Revolution habt Ihr der ganzen Welt bewiesen, dass Unterdrückung niemals für immer bestehen bleiben kann, dass mit der Ägyptischen Revolution das Ende der autokratischen Regime kommt, dass keine Gesetzlosigkeit gegen Entschlossenheit und Beständigkeit siegreich bleiben kann.

„Und werdet nicht schwach noch seid traurig, wo Ihr doch die Oberhand haben werdet, wenn Ihr gläubig seid“, zitierte Erdoğan den 139. Vers der Ali-Imran Sura aus dem Koran und gab die Botschaft aus: „Eigentlich habt Ihr am Tahrir-Platz genau das gemacht. Monatelang habt ihr am Tahrir-Platz zueinander gesagt „Kopf hoch, du bist Ägypter“. Ja, Ihr müsst den Kopf hoch halten. Weil wir Menschen dieser Region gläubig und dadurch im Vorteil sind. Mit vollem Selbstvertrauen werden wir auf unserem Weg voranschreiten und die Geschichte an ihren eigentlichen Platz zurückbringen.“

Aufruf zur Verfassung

Eine Verfassung, die das Volk noch näher zueinander bringt, ist für die Türken genauso ein großer Wunsch wie für die Ägypter, erklärte Erdoğan: „ Eine Verfassung, welche die Unabhängigkeit und die Menschenwürde als die Basis und die Lösung von Problemen betrachtet, ist unser Wunsch. Die Unverletzlichkeit der Grundrechte, die Verantwortlichkeit der Führenden, die Gerechtigkeit sind die Essenz und das Fundament unserer gemeinsamen Zivilisation. Bei uns gibt es keine Überlegenheit eines Weißen gegenüber einem Araber oder eines Arabers gegenüber einem Weißen. in unserer Zivilisation findet die Essenz der Demokratie ihre Wurzeln. Diesbezüglich besitzt Ägypten einen großen Reichtum.“

Die Syrien-Krise

In seiner Rede sprach Erdoğan auch umfassend über Syrien. Er äußerte, dass die ganze Welt der menschlichen Tragödie in Syrien nur zusieht und erklärte folgendes: „Die blutigen Angriffe des Regimes gegen das Volk, die es seit zwei Jahren gibt, können nicht aus unseren Erinnerungen gelöscht werden. Es ist kein einfacher Kampf einer Opposition. Es ist ein gerechter, ehrenhafter Kampf ums Überleben. Das Volk ist gezwungen, diesen Kampf zu gewinnen. Assad, der seine Hände in das Blut seines Volkes getaucht hat, ist zur Niederlage verurteilt.“ Erdoğan teilte mit, dass es in der Türkei 170.000 syrische Flüchtlinge gäbe und forderte die Mitglieder der Arabischen Liga zur Zusammenarbeit auf. Man müsse Hand in Hand das Syrien- und Palästina-Problem adressieren. Er erklärte, dass im UN-Sicherheitsrat ein System in Kraft wäre, in dem keine Kontinente und Religionen vertreten wären, deswegen hätte diese Organisation eine Generalüberholung dringend nötig.

Die Ägypten-Türkei-Beziehungen

Den 10 Ministern und 350 Geschäftsmännern, die Ministerpräsident Erdoğan während seines Besuchs in Ägypten traf, teilte er folgendes über die ägyptisch-türkischen Beziehungen mit: „Wir sind hier, um die nötigen Schritte für das, was wir zusammen erledigen können, zu gehen. Wir werden daher den Rat für gemeinsame Kooperation zusammenrufen. Dieser zweite Besuch wird sehr ergiebig sein. Jede Dimension der Zusammenarbeit werden wir in die Hand nehmen und dafür den passenden Fahrplan erstellen.“

Am Ende seiner Rede betonte Erdoğan, dass die Türkei entschlossen wäre, Ägypten in seinem Veränderungsprozess behilflich zu sein. Man würde fest an die Zukunft Ägyptens glauben und deswegen gar keine Zweifel daran haben, Ägypten zu unterstützen.