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Gesellschaft

„Erdogan konnte niemanden überzeugen“

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In der Türkei gilt Fethullah Gülen und seine Bewegung parteiübergreifend unumstritten als das Gespenst der Türkei. Alle bislang ungeklärten Morde und auch der Putschversuch sind allein die Schuld von Gülen und seinen Anhängern, sagen seit Jahrzehnten die Kemalisten sowie linksextremistische Kreise und seit mehreren Jahren nun auch Erdogan, seine AKP, die Vertreter des politischen Islam und andere radikale Gruppen. Gegen diesen Gespenst und seinen Befürwortern wird in der Türkei ein kollektiver Krieg geführt, zahlreiche Zivilisten kommen unter die Räder des türkischen Staates. In der Türkei, so viel kann man heute sagen, ist eine Zukunft der Bewegung ausgeschlossen. Nicht nur auf der institutionellen Ebene, sondern auch auf der privaten und zivilen Ebene wird die Bewegung nicht mehr existieren, denn in einem Land, in dem jeder jeden bespitzelt, ist jegliches Handeln im Sinne des Gemeindelebens zu riskant.

Doch im Ausland geht das Leben für die Bewegung mit Einschränkungen weiter. In einigen Ländern floriert ihr Engagement sogar, dazu zählen vor allem westliche Demokratien, sagen zwei Journalisten aus der Türkei, die der Hizmet, bzw. der Gülen-Bewegung  gegenüber extrem kritisch eingestellt sind. In einem Interview zwischen Rusen Çakir und dem Fellow an der Ömer Taspinar auf Medyascope, einem Online-Format von Rusen Çakir, analysieren sie die Zukunft der Bewegung im Ausland und kommen auf überraschende Ergebnisse.

Rusen: <<Wir hatten ja verabredet, dass wir anlässlich des 15. Juli gemeinsam dieses Interview führen. Im Umfeld dessen habe ich das Interview von Fethullah Gülen im Natipnal Public Radio gehört. Die Kenner werden wissen, dass es eines der seriösesten Medien in den Vereinigten Staates ist. Es ist gewissermaßen so etwas wie das amerikanische BBC, nicht wahr?>>

Ömer: <<Ja klar, richtig. Es ist so etwas wie BBC, öffentlich rechtlich und durchaus objektiv in der Berichterstattung. Der Sender wird vor allem von den Intellektuellen herangezogen.>> 

Rusen: <<Richtig und dass Fethullah Gülen zum Jahrestag des 15. Juli in diesem Sender ein Interview geben kann, sagt uns schon so einiges. Aus seiner Perspektive ist es also etwas sehr gutes, aus der Sicht der Türkei aber sehr negativ, oder?>>

Ömer: <<Sicherlich. Ein Beispiel ist auch, dass am Tag des Washington Besuches von Erdogan ein Gastbeitrag von Gülen in der Washington Post abgedruckt wurde. Während man viel unternehmen muss, um in der Washington Post mal einen Beitrag von offiziellen türkischen Politikern zu veröffentlichen, Lobby-Unternehmen großen Einsatz dafür an den Tag legen müssen, ist es für Fethullah Gülen deutlich leichter in der New York Times, oder Washington Post, oder in einem anderen angesehenen Medium einen Beitrag zu veröffentlichen.>>

<<Türkische Regierung investiert Geld in Lobby-Unternehmen, um eigene Sicht der Dinge zu publizieren>>

Rusen: <<Ja, aber was ist der Grund dafür? Ist es die Sache mit der höheren Intelligenz hinter Fethullah Gülen? Ist es die Antwort auf den Verdacht, die Gülen-Bewegung ist ohnehin amerikanistisch? Stehen sie dahinter?>>

Ömer: <<Aus meiner Sicht ist es eine einfache journalistische Angelegenheit. Die Entwicklungen in der Türkei sind so sehr darauf fixiert, diese Organisation als terroristisch zu deklarieren, denn sämtliche Verhaftungen in der Türkei werden in irgendeiner Weise mit dem FETÖ Vorwurf in Verbindung gebracht. Und wenn diese Bewegung eine religiöse, soziale Bewegung ist und ihr Leader in den Vereinigten Staaten lebt, dann erweckt das die Neugier bei den Leuten hier. Übrigens ist es bislang ziemlich unbekannt, wer diese Person überhaupt ist, warum er in den USA lebt und was er bis heute getan hat? Warum hasst die Türkei ihn so? Aus einer einfachen journalistischen Perspektive gesehen, sind diese Fragen umso spannender, auch für die Menschen hierzulande. Im Gegenzug wird schon seit über 15 Jahren schon von Tayyip Erdogan berichtet und erzählt, wer er ist. Die Bewegung ist in vielerlei Hinsicht noch enigmatisch. Im Zuge des Jahrestags des Putschversuchs in der Türkei haben in den USA zahlreiche Denkfabriken Tagungen gehabt. Die meisten Leute fragen sich, was ist das für eine Bewegung? Wo kommt sie her? Warum sind AKP und die Bewegung zusammen gewesen? Wann ist der Bruch zwischen ihr und der AKP passiert? Warum kam es zum Bruch? Diese Fragen stellen sich, da die Türkei diese Bewegung als eine Terrororganisation definiert. Aber damit etwas eine Terrororganisation sein kann, muss sie zunächst einmal radikal sein. Sie muss radikale Züge aufweisen. Die Gülen Bewegung ist seit Jahren hingegen als eine Bewegung des moderaten Islam bekannt. Man kannte sie als die moderateste und für Bildung offenste islamische Bewegung weltweit. Also, dass nun in der Türkei eine Bewegung, deren Radikalität noch gar nicht belegt wurde, plötzlich als Terrororganisation dargestellt wird, findet hier keine Abnehmer. Wenn die Türkei nun daher kommt und behauptet: <<Was für euch die Al-Kaida ist, ist für uns die Gülen Bewegung>> löst bei den Menschen großes Unverständnis aus. Zugleich entsteht hier die Möglichkeit für Fethullah Gülen zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.>>

<<Damit etwas eine Terrororganisation sein kann, muss sie zunächst einmal radikal sein. Die Gülen Bewegung ist seit Jahren hingegen als eine Bewegung des moderaten Islam bekannt. >>

Rusen: <<Tut mir leid, dass ich dich unterbreche, aber bis zu einem gewissen Grad verstehe ich das auch. Doch es gibt jetzt den 15. Juli, eine blutige Tat ist geschehen. Stellen sich also Zeitungen wie die Washington Post, die New York Times, oder das renommierte National Public Radio nicht an die Seite der Demokratie und gegen die Putschisten? Oder wie ist das zu verstehen? Muss bei dem Putsch noch Überzeugungsarbeit geleistet werden?>>

Ömer: <<Das ist das grundsätzliche Problem. Die ganze Welt hat sich darauf fixiert, was die Türkei nach dem Putsch gemacht hat. Der Putsch selbst ist dadurch sehr schnell in den Hintergrund gerückt. Die ganze Welt hat darauf geschaut, dass die Türkei bereits ein Tag nach dem Putsch Tausende Menschen verhaften ließ, weil sie gesagt haben, die Gülenisten haben geputscht. Also die Türkei war sich so sicher darüber, dass diese Bewegung dahinter steckt; die Türkei hat das Fragezeichen in der Welt nicht wirklich nachvollzogen. Deswegen ist nach dem 15. Juli zwischen dem Westen und der Türkei ein Riss entstanden. Die Verurteilung des Putsches seitens Washington hat sich etwas verzögert, die Stimmen aus den Reihen der EU haben sich nur halbherzig erhoben, aber die stärkere Idee war, dass Tayyip Erdogan ohnehin einen solchen Schritt in seinem Sinn hatte und dass es sich deswegen hierbei um einen kontrollierten Putsch handelt. Also der Begriff „kontrollierter Putsch“, den die CHP in den Vordergrund stellt, wird im Westen sehr ernst genommen. Also der Gedanke, dass Tayyip Erdogan von diesem Aufstand Bescheid wusste und das unmittelbar danach eine so gewaltige Säuberung begann und – das ist jetzt ein sehr wichtiger Punkt -, dass mit dieser Säuberung ja keinesfalls ausschließlich FETÖ Mitglieder verhaftet wurden, sondern auch Liberale, Journalisten, Akademiker, kurdische Aktivisten u.a. verhaftet wurden, hat der Gülen-Bewegung eine Möglichkeit geboten. Das hat sie sogar noch glaubwürdiger gemacht. Je rigoroser die Türkei vorgegangen ist, desto mehr Raum zur Entfaltung hat die Gülen Bewegung im Westen gefunden.>> 

<<Der Begriff „kontrollierter Putsch“, den die CHP in den Vordergrund stellt, wird im Westen sehr ernst genommen.>>

Rusen: <<Ich habe ähnliche Analysen gehabt wie du. Eigentlich hätte der 15. Juli das Ende der Bewegung sein können. Dieser Putsch hätte vor Augen führen können, dass es sich bei dieser vermeintlichen Bildungs-Bewegung in Wahrheit um eine verschwörerische, unterwanderungswillige Bewegung handelt. Das hätte zur Folge haben können, dass alles, was die Bewegung auch im Westen besitzt, ihnen weggenommen würde. Das ist nicht geschehen. Wegen der Reaktion des türkischen Staates ist das nicht eingetreten. Wir sehen leider, dass die Gunst der Stunde zur Zerschlagung der Bewegung nicht ausgenutzt wurde. Sie existiert, stirbt nicht. Was wird in Zukunft mit ihr geschehen? Meinst du sie wird ihr Dasein im Westen verstärkt ausbauen, oder gibt es ihr gegenüber im Westen doch noch ein Erwachen?>>

Ömer: <<Die Frage beantworte ich zweierlei. Einmal in Bezug auf die Vorgänge in der Türkei und zum zweiten in Bezug auf die globale Lage. Aus meiner Perspektive ist ein Fortbestehen der Bewegung in der Türkei unmöglich. Insofern handelt es sich dabei nunmehr um eine Diaspora Bewegung. In der Diaspora, in westlichen Demokratien, also in Ländern, in denen die Türkei nicht besonders viel zu melden hat, wird sich die Bewegung noch weiter entfalten. In Afrika und in Teilen von Asien hat die Bewegung nur schwer Überlebenschancen, denn die Türkei kann eine Schließung der dortigen Schulen erwirken. Aber in westlichen Demokratien, mit funktionierenden Rechtsstaaten, wird die Türkei keine Chance mit ihrem Anliegen haben.>>

<<In westlichen Demokratien, mit funktionierenden Rechtsstaaten, hat die Türkei keine Chance die Gülen Bewegung anzugreifen>>

<<In Kanada, in Amerika, in Europa wird die Bewegung bestehen. Die Bewegung hat auch einiges im Thema Islam zu sagen und beizutragen. Denn im Grunde handelt es sich dabei um eine islamische Bewegung. Und in einem, von der Türkei losgelösten Blick auf die globale Krise zwischen dem Westen und dem Islam, denn es existiert ein Kampf der Zivilisationen. Dieser Kampf wird besonders mit Donald Trump weiter vorangetrieben, der mit den Kampfbegriffen islamistischer Terror und Dschihad den Islam in seiner gegenwärtigen Politik besonders zur Zielscheibe macht. Wir sehen zudem, dass der IS aus Raqqa und Mossul allmählich verdrängt wird. Es wird die Frage entstehen, womit der IS ersetzt wird. Denn diejenigen, die den radikalen Islam als die größte Bedrohung sehen, sprechen heute davon, dass ein moderater Islam die einzige Lösung für dieses Problem sein kann. Und da springt einem förmlich diese Bewegung aus der Türkei ins Gesicht, die zudem weltweit angesiedelt ist und im Gegensatz zu der Türkei, im Westen eine besonders weiße Weste trägt. Sie hat sich im Westen nichts zu Schulden kommen lassen. Außerdem glaubt im Westen niemand daran, dass es sich dabei um eine radikale Bewegung handelt, geschweige denn um eine Terrororganisation. Wenn man im Westen von radikalen Organisationen spricht, dann meint man damit dschihadistische Gruppen. Dass es sich bei der Gülen-Bewegung keinesfalls um eine solche Bewegung handelt, ist mit ihren Taten und ihren Werken bereits mehrfach ganz im Gegenteil belegt. In der Türkei wird versucht von Terror zu sprechen, in dem eine Verbindung zum Putsch hergestellt werden soll, doch selbst in der Türkei wollen die seriösen Intellektuellen auf den Begriff FETÖ gänzlich verzichten. Sie können das nicht mit Terror gleichsetzen. Es ist zwar richtig, dass sie sich im Militär strukturell organisiert hat, aber du kannst sie nicht mit dem IS, der Al-Kaida und der PKK gleichstellen. Es mag sein, dass sie versuchen zu unterwandern, aber wenn du sie zu Terroristen erklärst, hört der Spaß im Westen auf. Und zeitgleich bringt die extrem autoritäre Vorgehensweise in der Türkei eine Gelegenheit zur Selbstdarstellung der Bewegung im Westen. Ich glaube, dass das Prestige der Bewegung im Westen sogar gestiegen ist.>>

<<In der Türkei wird versucht von Terror zu sprechen, in dem eine Verbindung zum Putsch hergestellt werden soll, doch selbst in der Türkei wollen die seriösen Intellektuellen auf den Begriff FETÖ gänzlich verzichten.>>

Rusen: <<Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wir hatten vorher schon oft genug mit dir über den Absatzmarkt der Bewegung gesprochen. Du kommst zu dem Ergebnis, dass die Bewegung eine Antwort auf die Suche nach Vertretern eines moderaten Islams sein kann. Im Grunde läuft damit die ganze Propaganda der türkischen Regierung in die Leere, oder etwa nicht?>>

Ömer: <<Absolut. Als die Bewegung seinerzeit mit Erdogan gemeinsame Sache machte, als es eine Koalition zwischen der AKP und der Bewegung zu geben schien, war die Türkei das beste Beispiel für einen gelebten moderaten Islam in einer Demokratie. Die Türkei hatte damals im Namen des Islam etwas über die Demokratie, den Laizismus und die Vereinbarkeit von Islam und Demokratie zu sagen. Eine von der Gülen-Bewegung losgelöste AKP hat der Welt in Punkto moderater Islam, Laizismus und dergleichen nichts mehr zu sagen. Die Türkei wird nicht mehr als ein geeignetes Beispiel betrachtet. Aber die Gülen-Bewegung gilt als ein Opfer der autoritären Zustände in der Türkei und das ist sehr wichtig, denn das verschafft ihnen Raum zum Atmen. Und langfristig wird diese Trump-Ideologie, also die Idee, die den Islam als ein Problem betrachtet, nach einem Lösungsweg aus den Reihen des Islam suchen. Ich finde, das ist ein Fehler, denn meiner Meinung nach ist nicht der Islam das Problem. Obama hatte verstanden, dass nicht der Islam das Problem ist. Das Problem waren die Strukturen, die Demokratisierungsprozesse, wirtschaftliche Weiterentwicklung, glaubte auch Obama. Aber wenn wir bei Trumps Aussage „Der Islam ist das Problem“ bleiben, denn das ist die These von Huntington, wird die Lösung der moderate Islam sein. Wo ist denn der  moderate Islam auf der Welt? In Saudi Arabien? Im Iran?>>

Rusen: <<Also wird Gülen und seine Bewegung, die den vorurteilsbelasteten Blick auf den Islam bestens kennen, von dieser Situation profitieren und sich auf diese Weise vermarkten. Bzw. das tut sie bereits seit vielen Jahren. Oder?>>

Ömer: <<Präzise. Das Problem ist, dass Erdogan das als Terrorismus bezeichnet. Zugleich sagt die Türkei den Amerikanern: Wenn wir Al-Kaida Mitglieder finden, fangen wir sie und übergeben sie euch unverzüglich. Also setzen sie Gülen mit der Al-Kaida gleich. Das sorgt für große Verwirrung bei den Amerikanern, denn es gibt keine Fotos von US-Präsidenten mit Mitgliedern der Al-Kaida. Die USA hat nicht mit der Al-Kaida jahrelang koaliert. Im Gegensatz dazu ist es kein Geheimnis, wie verwoben Tayyip Erdogan und die AKP mit dieser Bewegung war und wie sie in gemeinsamer Sache die Vorherrschaft des Militärs beendet haben. Also hat Erdogan ein ganz großes Glaubwürdigkeitsproblem. Nach dem 15 Juli ist das noch stärker geworden, da die Türkei permanent von Putsch und Terror spricht, der Westen hingegen fragt, warum die Türkei autoritärer wird, warum Journalisten festgenommen werden, warum sich die Türkei vom Westen abwendet? Der Westen guckt auf das, was nach dem Putsch passiert und wie sich die Türkei verhält. Und sie gucken auf die Opfer.>>

Rusen: <<Ich schaue mir das letzte Interview Gülens mit dem National Radio an. Ich kenne Gülen seit Jahren und kenne seine Aussagen gut. Alle seine Worte sind vollkommen gelogen, Ömer. Das ist auch eine Realität. Sein Interview mit Robert Seagel von National Public Radio ist von Kopf bis Fuß gelogen. Alles ist gelogen. Zum Beispiel: <<Ich habe niemals Putsche unterstützt>>, oder <<Ich rede nur zu den Menschen>> und <<Es gibt keine hierarchische Struktur>>. Das ist alles gelogen. Wir wissen das genau. (…) Wenn ich jetzt zu diesem Journalisten gehen würde und ihm sagen würde, dass alles, was er erzählt, gelogen ist, wird er mir gegenüber mit Vorurteilen entgegentreten, denn es gibt keine Grauzonen mehr. Kann ich mich verständlich ausdrücken? Auf der einen Seite steht die Aussage der Türkei und auf der anderen Seite die Aussage von Gülen. Es gibt keinen Platz mehr für eine Mitte und das ist wahrlich sehr schmerzhaft.>> 

Ömer: <<Du hast recht Rusen. Aber es ist ein Luxus zu erwarten, dass westliche Journalisten die Hintergründe verstehen und zum Beispiel wissen, wie sich die Bewegung nach dem Putsch von 1997 verhalten hat. Sie können nur die letzten Monate und Jahre überblicken. Es gibt aber folgendes Image: In der Türkei war das Militär stark und, dass die Vorherrschaft des Militärs beendet wurde, ist größtenteils auf das Konto dieser Bewegung zurückzuführen. Die Koalition zwischen der AKP und dieser Bewegung haben einen großen Beitrag an der Auflösung der Ergenekon und Balyoz Fälle geleistet. Das Militär hatte sich zum Ziel genommen, die islamischen Kräfte des Landes anzugreifen. Und selbst wenn Gülen die Anfänge des Militär-Putsches von 1997 unterstützt hat, musste er früh genug feststellen, dass auch er auf der Liste des Militärs stand. Deshalb musste er aus der Türkei in die USA fliehen. Aus dieser Perspektive betrachtet ist Gülen ein Opfer von Militärputschen. Deswegen wissen die Journalisten des Westens nichts über die wahren Hintergründe der Bewegung. Um zu verstehen, müssten sie deine Texte lesen, oder die Texte derer, die genau wissen, welche gegensätzlichen Eigenschaften diese Bewegung hat. Dass sie einerseits eine soziale Bewegung ist, aber andererseits eine klandestine Organisation ist. Ich zum Beispiel werde morgen in einem wichtigen Thinktank hier sprechen und ich habe eine Mission. Ich werde sagen, dass man diese Bewegung erklären muss. Warum ist diese Bewegung entstanden, warum hat sie den Staat unterwandert? Wo hat sie Fehler gemacht? Mensch… diese Dinge sind in den USA völlig unbekannt…>> 

Bei exklusiven Beiträgen teilt das DTJ, sofern möglich, Rechercheinhalte und Originaldokumente mit seinen Leserinnen und Lesern. Über diesen Link können Sie sich das Interview in türkischer Sprache in voller Länge anhören.

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