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Gesellschaft

Erdoğan: Predigten künftig auch in kurdischer und arabischer Sprache

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Mit seiner Ankündigung, künftig auch in Moscheen Predigten in kurdischer oder arabischer Sprache zuzulassen, hat Premierminister Erdoğan einen weiteren Schritt der Regierung hin zur Anerkennung von Minderheitenrechten angestoßen. (Foto: zaman)

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Erdoğan: Predigten künftig auch in kurdischer und arabischer Sprache
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Zahlreiche Intellektuelle und Personen des öffentlichen Lebens begrüßten die Ankündigung des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdoğan vom Sonntag, künftig solle es Imamen erlaubt sein, ihre Predigten wahlweise in türkischer, kurdischer oder arabischer Sprache zu halten, als „positiv“. Diese drei Sprachen sind die am weitesten verbreiteten unter Moscheebesuchern in der Türkei.

Am Rande eines Treffens mit Muftis und Meinungsführern während eines Besuchs in der südosttürkischen Provinz Mardin sagte der türkische Regierungschef: „Ich habe ein gutes Gefühl beim Gedanken an Predigten in der Muttersprache. Man könnte Predigten dann auf Türkisch, Kurdisch oder Arabisch halten, je nachdem, was die Besucher am besten verstehen.“

„Das ist ein außerordentlich positiver Schritt“, äußerte sich der kurdische Politiker und Schriftsteller Ibrahim Güçlü gegenüber „Today’s Zaman“ und meinte, dies würde zu einer besseren Verständigung und weiteren Annäherung zwischen den Volksgruppen führen, die im Südosten des Landes leben – wo Menschen aus unterschiedlichen Volksgruppen und mit unterschiedlichen Muttersprachen beheimatet sind.

Dieser Schritt Erdoğans würde ein Gefühl der Erleichterung für die Menschen in der Region mit sich bringen. Nach Auffassung Güçlüs kann die Möglichkeit der Predigt in drei Sprachen auch als ein Schritt hin zu einem Recht der Kurden betrachtet werden, Bildung in ihrer Muttersprache zu erhalten, das zu den ältesten Forderungen der kurdischen Community in der Türkei gehört.

Güçlü meinte, der Premierminister könnte mittels seines Statements vom Sonntag die Nation auf einen solchen Schritt vorbereitet haben.

Auch der Generalsekretär der Vereinigung für Menschenrechte und Solidarität mit unterdrückten Völkern (MAZLUM-DER), Üstün Bol, wertete die Ankündigung des Regierungschefs vom Sonntag als einen Schritt der Türkei in Richtung Normalisierung.

Kurdenkonflikt durch Anerkennung politischer und kultureller Rechte beenden

„Dass Menschen ihren Gottesdienst in ihrer Muttersprache verrichten werden können, ist ein wichtiger Schritt in Richtung gesellschaftlichen Friedens. Abgesehen vom Aspekt des Individualrechts und der individuellen Freiheit zeigt die Predigt in der Muttersprache die einigende Kraft des Islam – und der Gebrauch unterschiedlicher Sprachen ist kein Mittel der Spaltung, sondern der Einigung.“

Der stellvertretende Premierminister Bekir Bozdağ unterstrich in einer Stellungnahme am Montag, dass während der Gottesdienste die Bedürfnisse und Gefühle der Menschen bedacht werden müssen. Er erinnerte an die Ausstrahlung eines zweisprachigen religiösen Programms auf TRT Şeş im Vorjahr aus Anlass der Feier zum Tag der Geburt des Propheten.

„Wenn Moscheebesucher kein Türkisch sprechen und der Imam der Moschee die lokal gängige Sprache beherrscht, macht es mehr Sinn, wenn er seine Predigt in jener Sprache hält, die die Gläubigen verstehen. Wir wissen allerdings zurzeit noch nicht, wo dies überall von Bedeutung sein würde und wir verfügen auch über keine exakten Daten. Derzeit predigen Imame unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung.“

Der Mufti von Mardin, Dursun Ali Coşkun, gab an, dass seine Geschäftsstelle in der Lage ist, Gottesdienste in drei Sprachen in der Provinz zu organisieren, wobei er hinzufügte, dass diese Vorgehensweise zur Region passt.

Auch Süleyman Akdağ, ein Geschäftsmann aus der Region, begrüßte den Schritt: „Dies hätte schon viel eher für die Region getan werden müssen. Wenn man auf Kurdisch predigt, verstehen die Leute das Gesagte besser. Vor allem in den Dörfern sprechen die Menschen Kurdisch besser als Türkisch, deshalb macht es mehr Sinn, sie auf Kurdisch anzusprechen.“

Seit 2009 hat die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) mehrere weitreichende Schritte unternommen, um den bereits seit den 80er-Jahren andauernden Kurdenkonflikt zu entschärfen. Zu diesem Zweck sollten die kulturellen und politischen Rechte der Kurden gestärkt werden. Der staatliche Rundfunk hatte in diesem Zusammenhang unter anderem den Sender TRT Şeş ins Leben gerufen, der in kurdischer Sprache sendet. Es war der erste staatlich geförderte kurdischsprachige Sender. Zuvor war der Gebrauch der kurdischen Sprache im Zuge der staatlichen Assimilationspolitik über lange Zeit hinweg verboten gewesen.

Auch im Bildungsbereich und im Justizwesen hat die Regierung Maßnahmen durchgesetzt, die den Gebrauch der Muttersprache ermöglichen.