Connect with us

Wirtschaft

Reform ignoriert wetterunabhängige Erneuerbare Energien

Spread the love

Die EEG-Novelle Gabriels steht unter Beschuss und das nicht ohne Grund. Anstatt eines „Neustarts der Energiewende“, werden insbesondere die noch relativ verlässlichen Optionen unter den Erneuerbaren Energien vom neuen Gesetz blockiert. (Foto: dpa)

Published

on

Umweltaktivisten protestieren am 08.05.2014 vor dem Deutschen Bundestag in Berlin.
Spread the love

Lange schon erwartete man die Reform des Gesetzes für den Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG). Als Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel aber am 8.04.2014 seine EEG-Novelle vorstellte, fühlten sich wichtige Energievertreter sichtlich vor den Kopf gestoßen.

Die Aufregung und das Unverständnis über die so Vieles entscheidende Novelle waren groß. Vor allem an den Verbänden der Erd- und Biogas-Branche, der Kraft-Wärme-Kopplung als auch der Geothermie, die alle vom neuen Gesetz eher eingeschränkt als gefördert werden, ging der Beschluss des SPD-Ministers vorbei.

Obwohl auch Gabriel weiß, woran die bundesdeutsche Ökostrom-Versorgung besonders krankt, scheint es, als ob der Minister die Problematik schlichtweg übersehen hätte. Gerade in Sachen Planbarkeit und Versorgungssicherheit gibt es seit 2013 großen Nachholbedarf im Ökostromnetz. Besserung allerdings blieb aus.

Vielmehr wurden besonders für die schwierig zu handhabenden, wetterabhängigen Energiequellen Wind- und Solarkraft feste Ausbaukorridore eingeplant. Die Erneuerbare Energien aber, die unabhängig vom Wetter produzieren und sich so verlässlich einplanen und steuern lassen, bleiben vom neuen Gesetz mehr als unberücksichtigt. Dabei sind sie für die Stabilität des deutschen Stromnetzes eigentlich ganz besonders wertvoll.

Schwierige Versorgungslage

Für die Netzbetreiber ist der Umgang mit dem ständigen, wetterbedingten Auf und Ab der Wind- und Solarstrom-Einspeisung sehr beschwerlich. Immer wieder müssen sie sich deshalb kurzfristig um Ersatzstrom aus den konventionellen Quellen kümmern. Im schlimmsten Fall droht ein Systemzusammenbruch. Im letzten Winter, der vergleichsweise mild war, wurde das System nicht wirklich auf eine harte Probe gestellt, auf die Vorhersagen der Klimaforscher über künftige schneefreie Winter kann man sich jedoch auch für die Zukunft nicht verlassen.

Mit Hinblick auf die schwierige Versorgungslage Deutschlands mit Ökostrom verwundert es, dass die Regierung um Wirtschafts- und Energieminister Gabriel nicht stärker auf verlässlichere erneuerbare Energien setzt.

Biogas und Biomethan zum Beispiel haben den großen Vorteil, bedarfsgerecht gleichzeitig sowohl Strom als auch Wärme zu produzieren. Biomethan ist weiterhin in der Lage, die fluktuierenden Treiber der Energiewende – Wind und PV – abzusichern und eine konstante grüne Versorgung sicherzustellen. Damit erübrigt sich auch die finanzielle Schlechterstellung des grünen Gases. Denn sobald die dringend notwendige Systemstabilität mit in die Rechnung aufgenommen wird, nimmt Biomethan eine gute Mittelstellung ein.

Trotzdem wurde die Biogas-Branche gedeckelt. Dass man der Branche seitens der Bundesregierung aber vorwirft, die Ausweitung von Energiemais-Flächen stoppen zu müssen, sorgte für Empörung, denn die Ausweitung wurde schon durch die letzte EEG-Novelle 2012 gestoppt, als der sogenannte Gülle-Bonus gestrichen wurde.

Ähnlich sieht es der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung, wenn es um die EEG-Reform geht. Als Vertreter der Hersteller von Mini- oder Blockheizkraftwerken, die mit Erd- oder Biogas Strom und Wärme zugleich produzieren, fühlt man sich von Gabriel benachteiligt.

Am falschen Ende gespart

Dramatischer ist, dass die effizienten Techniken von der Regierung nun unattraktiv gemacht werden. Das Wirtschaftsforum Geothermie konnte sich in der Einschätzung der Novelle seinen Schicksalsgenossen da nur anschließen. Die Versorgungssicherheit, die diese Energien bekanntlich garantieren, wird völlig ausgeklammert.

Möglicherweise hat Gabriel einen Kompromiss gesucht: Einerseits wollte man den sozialdemokratischen Stammwählern, die überdurchschnittlich unter der teuren planwirtschaftlichen Energiewende leiden, signalisieren, dass man nicht um jeden Preis allen Forderungen der Ökolobby nachgeben würde. Andererseits aber wollte man deren mit starkem medialem Rückhalt ausgestatteten Verbände nicht verprellen, indem man bei den besonders hoch subventionierten (und immer noch insolvenzanfälligen) Bereichen der Solar- und Windenergie kürzt. Biogasanlagen, die überall, wo sie auftreten, von Anrainerprotesten empfangen werden, waren da sicher ein dankbarerer Gegner

Das deutsche Stromnetz benötigt aber unbedingt ein grünes Back-up-System, wenn es nicht auf Atomkraft und Braunkohle setzen möchte. Geothermie, KWK und Biogas sind in der Lage konstante Regelleistungen anzubieten. Das macht sie zum hocheffizienten Partner der fluktuierenden erneuerbaren Energien Wind und Sonne.