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Wirtschaft

„Energie-Airbus“: Fehlende Konkurrenzfähigkeit durch Größe kompensieren

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Der erste Versuch, Deutschlands Solarenergiesektor mit hohen Subventionen zum Weltmarktführer zu machen, endete mit einer florierenden Solarindustrie – in China. Nun will man mit einem Großprojekt noch eine Schippe drauflegen. (Foto: reuters)

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Die Politik hat es sich zum Ziel gesetzt, die deutsche Volkswirtschaft langfristig zu einer Green Economy zu wandeln. Doch derzeit sehen wir einen massiven Abbau der Öko-Jobs. Insbesondere die Solarbranche knickt trotz Rekordförderung ein.
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Der Bereich der Erneuerbaren Energie ist immer noch in weiten Bereichen eine marktwirtschaftsfreie Zone – hoch subventioniert, von alarmistischer PR flankiert und nicht selten mit der Brechstange forciert.

Die Idee, der deutschen Wirtschaft auf politischem Wege einen globalen Absatzmarkt zu schaffen, in dem sie sich vor möglichen Mitbewerbern aus aller Welt positionieren und diesen gegenüber einen nicht mehr einholbaren Vorsprung herausarbeiten könne, war in ihrer Logik durchaus nachvollziehbar. Während andere Länder ungebrochen auf fossile Energieträger, Kernkraft, Fracking oder die Kohle setzten oder zumindest versuchten, ihren Energiemix möglichst breit zu diversifizieren, sollte in Deutschland die reine Lehre gegen alle Anfechtungen behauptet werden und dies ließ man sich – gestützt auf eine grünaffine Medienöffentlichkeit und mit üppigen staatlichen Forschungsaufträgen ausgestattete Klimaforschungsinstitute – auch etwas kosten.

Einzig der Erfolg ließ auf sich warten. Zahllose Unternehmen der Solar- oder Windbranche mussten trotz großzügiger Anschubfinanzierung durch die öffentliche Hand die Segel streichen. Chinesen hatten die Strategie durchschaut und lieferten dem ohnehin schon durch staatlichen Dirigismus hochgradig verzerrten Markt das, was er brauchte – zu Preisen in Höhe eines Bruchteils dessen, was der Erzeugerpreisstandard hierzulande war, nicht zuletzt weil die Idee mit den Subventionen auch Chinas Regierung gekommen war. Selbst protektionistische Retourkutschen wie EU-Strafzölle konnten nicht verhindern, dass auf dem Markt verfügbare Solarpaneele fortan in aller Regel nicht mehr aus Deutschland, sondern aus dem Reich der Mitte kamen.

 Anfang 2015 soll es losgehen

Nun plant man in Europa einen neuen Anlauf hin zur Wiedererringung der Marktführerschaft im Bereich der Solarenergie, diesmal nur noch größer, noch gigantomanischer und mit noch größeren Ambitionen – sozusagen der American Dream in der Fassung für Wachstumskritiker.

Ein moderner Energie-Airbus soll den Exodus stoppen und die Vorherrschaft der Chinesen stoppen, wie die Süddeutsche berichtet. Ein europäisches Konsortium aus Forschern und Unternehmen soll binnen drei Jahren als deutsch-französisch-schweizerische Kooperation die weltweit größte Solarfabrik errichten – was eine Investition im Umfang von rund einer Milliarde Euro voraussetzen würde.

Bereits Anfang 2015 soll bei Freiburg eine Pilotanlage die Produktion aufnehmen. Erfüllt sie die Erwartung der Investoren, soll die Riesenfabrik voraussichtlich auf französischer Seite in Bau gehen und 2017 oder spätestens 2018 den Weltmarkt mit Solaranlagen Made in Europe beliefern. Hinter dem Vorhaben stehen immerhin das größte Solarforschungsinstitut der Welt, das Fraunhofer ISE in Freiburg, sowie das französische Forschungsinstitut INES in Le Bourget-du-Lac und das private Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) mit Sitz in Neuchâtel.

 Banken sind vorsichtig geworden

Die Anlage mit bis zu 1200 Beschäftigten würde, so die Süddeutsche weiter, existierende Fabriken für Solarmodule an Größe und Produktivität in den Schatten stellen und eine Jahreskapazität von einem Gigawatt erreichen. Bestehende Fabriken kommen auf 100 bis 500 Megawatt.

Der Größenvorteil soll dabei den Preis der Module so stark senken, dass Europa selbst Chinas Billigfabriken mit den eigenen Waffen schlagen könnte. Eine gerade abgeschlossene und vom Bundesland Baden-Württemberg geförderte Machbarkeitsstudie spricht von möglichen Produktionskosten der sogenannten X-GW-Fabrik „circa 20 Prozent unter dem aktuellen Niveau“.

Die Planer kündigen zwar der Süddeutschen zufolge an, auf Subventionen zu verzichten. Das Blatt räumt jedoch ein, dass es Solarfirmen an Finanzkraft fehle, um die rund eine Milliarde Euro für das Projekt ohne ebensolche aufzubringen, zumal auch Banken bei Solarprojekten extrem vorsichtig geworden seien. Ob nach den bisherigen Erfahrungen und angesichts der zunehmenden Kritik an der Energiewende die Politik bereit sein wird, noch einmal einen „großen Sprung“ auf Kosten der Steuerzahler zu wagen, ist ungewiss.