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Politik

Erster G20-Gipfel in der Türkei: Antalya im Ausnahmezustand

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Antalya steckt in den letzten Vorbereitungen für den ersten G20-Gipfel, der in der Türkei abgehalten wird und wie immer bei G7-, G8- oder G20-Treffen wird sich die gesamte Gegend, in der sich der Tagungsort befindet, für Tage im Ausnahmezustand befinden.

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Am 15. und 16. November findet in Belek bei Antalya, einem der größten Tourismuszentren der Türkei, der zehnte G20-Gipfel statt. Es werden die Staats- und Regierungschefs der 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie die Spitze der EU in Person von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Ratspräsident Donald Tusk erwartet. Flankiert werden sie von Finanzministern und Zentralbankchefs, den Präsidenten der Weltbank und der Europäischen Zentralbank sowie der Direktorin des IWF, Christine Lagarde. Ein Tross von tausenden Journalisten, Wissenschaftlern, Beamten und Wirtschaftsvertretern lässt den Gipfel zu einem der größten der Welt werden, was den türkischen Gastgebern logistische und organisatorische Höchstleistungen abverlangt.

Für die Sicherheit der insgesamt 13.000 Personen, die zum G20-Gipfel erwartet werden, sind rund 12.000 Polizisten abgestellt und die werden voraussichtlich auch viel zu tun haben. Denn es wird erwartet, dass um die 30.000 Menschen aus aller Welt anreisen werden, um gegen die G20 zu protestieren. Einen Vorgeschmack auf die Demonstrationen hat gestern bereits der kemalistisch-nationalistische TGB (Türk Gençlik Birliği, Türkischer Jugendbund) in Istanbul geboten. Mehrere hundert Demonstranten zogen zum US-Konsulat im Istanbuler Viertel İstinye, um aus Anlass des baldigen Gipfels gegen US-Präsident Obama, den ihrer Meinung nach „größten Terroristen der Welt“ (wie auf einem ihrer Plakate stand), zu protestieren. Sie wurden erst von Polizeibarrieren vor dem Konsulat aufgehalten.

„Rote Zone“ rund um Belek

Um jegliche Störungen zu verhindern und die Sicherheit der Gipfelteilnehmer zu gewährleisten, fahren die Sicherheitskräfte in Antalya und Umgebung also groß auf. Von heute bis zum 19. November gelten besondere Sicherheitsbestimmungen in der Region, die von einem eigens eingerichteten ‚Operationszentrum für Sicherheitsmaßnahmen‘ geleitet werden. In einem Radius von 4 Kilometern wird eine zweistufige Barriere um den Tagungsort gezogen, der Luftraum über Belek wird gesperrt und es ist zivilen Fahrzeugen – auch von Anwohnern – ab morgen verboten, in die „Rote Zone“ einzudringen. Für die betroffenen Anwohner sollen Ausweichwege zur Verfügung gestellt werden, um die „Rote Zone“ zu umgehen.

Auch auf das nahegelegene Antalya hat der Gipfel große Auswirkungen. So wird in der Zeit vom 10. bis 17. November einer der zwei internationalen Terminals des Flughafens Antalya ausschließlich für die Flüge der Gipfelteilnehmer zur Verfügung stehen. Die 27 Kilometer lange Strecke zwischen Flughafen und Tagungsort wurde eigens für die Gipfelteilnehmer auf den neuesten technischen Stand gebracht, inklusive eines dichten Überwachungssystems von 87 Kameras und sieben Punkten, an denen die Nummernschilder der Fahrzeuge automatisch erfasst werden. Wird ein Nummernschild erkannt, das nicht im Sicherheitssystem erfasst ist oder die Gesichtserkennung , die ebenfalls über die Kameras durchgeführt wird, stellt einen nicht registrierten Autofahrer fest, erfolgt ein sofortiger Zugriff der Sicherheitskräfte auf das jeweilige Fahrzeug. Eine Spur der zweispurigen Strecke wird durchgehend für die Anreisenden gesperrt sein, außer bei der Ankunft der wichtigsten Regierungschefs wie US-Präsident Barrack Obama, Bundeskanzlerin Merkel oder Großbritanniens Premierminister David Cameron. Ihnen kommt das Privileg zu, dass der gesamt Verkehr für sie aufgehalten wird.

Obama übernachtet auf Kriegsschiff

Doch nicht nur an Land und in der Luft herrscht während des Gipfels Ausnahmezustand, auch auf See muss die Sicherheit der Gäste gewährleistet werden. So wird der Küstenstreifen, an dem die Straße nach Belek entlangführt, abgesperrt und ebenfalls eine Sperrzone entlang der Küste eingerichtet. Ganz große Geschütze fahren im wahrsten Sinne des Wortes die US-Amerikaner auf. Um zu gewährleisten, dass der Tagungsort sogar vor Angriffen durch ballistische Raketen geschützt ist, wird der Zerstörer USS Donald Cook vor der türkischen Südküste Stellung beziehen. Dabei wird er nicht nur als mobile Raketenabwehr dienen, sondern auch als Barrack Obamas Unterkunft für die Nacht. Wie bekanntgegeben wurde, wird der US-Präsident nicht wie die anderen Gipfelteilnehmer in den eigens Hotelanlage nächtigen, sondern auf dem Schlachtschiff, das auch mit speziellen Störsendern ausgestattet ist, die das Abhören jeglicher Kommunikation unmöglich machen.

Auch auf die 30.000 erwarteten Demonstranten scheint die türkische Polizei vorbereitet zu sein. So wurden zwei Sporthallen zu sogenannten „U-Haft-Zentren“ umgerüstet, da erfahrungsgemäß bei derartigen Gipfeln eine hohe Zahl an Protestierenden verhaftet wird. Da die Demonstranten aus aller Herren Länder anreisen, wird auch ein ganzer Trupp an Dolmetschern die Polizisten bei ihrer Arbeit unterstützen.

Ob die Gesamtkosten des Gipfels im rechten Verhältnis zu den Ergebnissen stehen, die er hervorbringen wird, ist noch nicht absehbar. Es ist und war bisher immer ein Kritikpunkt bei den G7- bis G20-Gipfeln, das riesige Mengen an Steuergeldern und Arbeitskraft vermeintlich verschwendet werden. An dieser Kritik wird wohl auch der folgende Gipfel nichts ändern.