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Ethnische Ökonomie als Dynamikfaktor

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Die Gründungsaffinität unter Einwanderern ist überdurchschnittlich hoch. Die wirtschaftliche Tätigkeit innerhalb der eigenen Community ist meist der Anfang, am Ende aber wirkt die Dynamik auch weit über deren Grenzen hinaus.

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Je diverser die Bevölkerungsstruktur in Deutschland und insbesondere in den Großstädten geworden ist, je stärker die digitale Revolution die Vernetzung über die Grenzen hinweg und den freien weltweiten Verkehr von Waren und Dienstleistungen fördert, umso größer wird auch die Bedeutung der ethnischen Ökonomie für die Volkswirtschaft.

Dies zeigt sich nicht nur darin, dass in Teilen Berlins Straßenzüge entstehen, die an Ankara oder Antalya erinnern, nicht nur darin, dass die Gastronomie vielfältiger wird und auch nicht nur darin, dass Versandhändler, die Spezialitäten aus der früheren Heimat übers Internet vertreiben, bessere Absatzchancen vorfinden.

Es zeigt sich auch an einer neuen Dynamik, die von den Einwanderercommunitys selbst ausgeht und sich dann über deren Grenzen hinaus zum Wohle der gesamten Volkswirtschaft fortsetzt.

Was zu dieser Dynamik beiträgt, ist vor allem die Affinität zur Selbstständigkeit und zur Gründung eines eigenen Unternehmens – und das nicht nur aus der Not heraus, weil die Chancen auf dem Arbeitsmarkt oft durch Diskriminierung oder fehlende Beziehungen eingeschränkt sind. Einwanderer nutzen eine Unternehmensgründung als Chance, ihre Existenz nachhaltig zu sichern. Ihre Gründungsdynamik ist im Durchschnitt höher als in der deutschen Bevölkerung.

Deutschlandweit sind ethnische Ökonomien in nahezu allen Branchen vertreten. Schwerpunkte der unternehmerisch aktiven Einwanderer liegen in den Bereichen des Gastgewerbes und Handels, aber auch wissensintensive Dienstleistungen spielen zunehmend eine Rolle, nicht zuletzt auch die Medien.

Das Thema der ethnischen Ökonomie hat der Berliner Arbeitgeber und Existenzgründer e.V. (BAREX) zum Anlass genommen, die Fraktion der CDU im Bundestag aufzusuchen und Berliner Abgeordnete zu Austauschgesprächen zu bitten.

Ausbildungsqualität als Schlüsselfaktor

MdB Dr. Philipp Lengsfeld (CDU, Berlin-Mitte) lobte dabei vor allem das duale Ausbildungssystem in Deutschland. Dieses habe sich international als Erfolgsmodell erwiesen. Es sei ein Garant für die geringe Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland und für gut ausgebildete Fachkräfte als wesentliche Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg, Wachstum und Wohlstand.

„Deutschland braucht zur Sicherung seiner Fachkräftebasis auch in Zukunft gut qualifizierte Fachkräfte“, betonte Lengsfeld. „Die Weiterentwicklung des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs 2010 bis 2014 in die Allianz für Aus- und Weiterbildung ist eine Initiative der Regierungsfraktionen CDU/CSU und SPD. Sie zielt darauf ab, dass wir auch weiterhin auf die Qualifikationen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung fokussieren.“

Klaus Dieter Gröhler (CDU, Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf) wiederum unterstrich, dass die ethnische Ökonomie sich inzwischen zu einem festen Bestandteil der deutschen Wirtschaft entwickelt habe. Dies gelte insbesondere für eine Stadt wie Berlin, in der interkulturelle Vielfalt als Chance verstanden werde. „So sind unternehmerische Aktivitäten von Migranten in fast allen Branchen vertreten und bilden eine wichtige Stütze, was die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt anbelangt, genauso aber für die Wirtschaftsstrukturentwicklung der Stadt an sich“, betonte Gröhler.

Projekte mit Praxisbezug

MdB Christina Schwarzer (CDU, Neukölln) wiederum stellte die Wichtigkeit der beruflichen Bildung auch für die ethnische Ökonomie in den Vordergrund. „Unsere berufliche Bildung ist ein Erfolgsmodell“, meinte sie. „Schon heute ebnet sie vielen den Weg zu guten Karriere- und Lebenschancen – unverzichtbar, gerade vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftebedarfs. In den kommenden Jahren setzen wir einen Schwerpunkt auf die Stärkung der beruflichen Bildung, damit noch mehr Menschen davon profitieren. Vor allem beim Übergang von der Schule zur Ausbildung/zum Beruf haben wir uns viel vorgenommen. Projekte wie PABI flankieren diesen Ansatz optimal. Ich finde es toll, dass das Projekt an den praktischen Interessen und Fähigkeiten der Jugendlichen ansetzt und von dort aus mit ihnen einen gemeinsamen Weg in die Berufswelt geht.“

Selçuk Ceyhan, Geschäftsführer von BAREX, umschreibt die Grundprobleme wie folgt: „Es ist nicht hinnehmbar, dass trotz der Jugendarbeitslosigkeit viele Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können. Als gefährliche Tendenz ist weiterhin zu betrachten, dass besonders die Ausbildungsbereitschaft bei kleineren Unternehmen abnimmt, wenn über mehrere Jahre eine Ausbildungsstelle unbesetzt bleibt oder kein geeigneter junger Mensch für die Stelle zu finden ist… KMU kritisieren insbesondere das Desinteresse und fehlende Grundkenntnisse bei jungen Menschen.“