Connect with us

Politik

Evros: Schickt Griechenland türkische Flüchtlinge zurück?

Spread the love

Griechenland ist oft die erste Anlaufstelle für politisch verfolgte Menschen aus der Türkei, die nach Freiheit sehnen. Der schwierige Pfad führt über einen stark strömenden Fluss: den Evros. Doch einmal diese Hürde genommen, ist auch die Erleichterung groß. Denn mit einem Fuß auf Griechenland, ist man in der obhut der Europäischen Union. Denken sich die Meisten. Doch in den letzten Tagen mehren sich Meldungen über abgefangene und zurückgedrängte Flüchtende. Wer steckt dahinter?

Published

on

Spread the love


Griechenland ist oft die erste Anlaufstelle für politisch verfolgte Menschen aus der Türkei, die nach Freiheit sehnen. Der schwierige Pfad führt über einen stark strömenden Fluss: den Evros. Doch einmal diese Hürde genommen, ist auch die Erleichterung groß. Denn mit einem Fuß auf Griechenland, ist man in der obhut der Europäischen Union. Denken sich die Meisten. Doch in den letzten Tagen mehren sich Meldungen über abgefangene und zurückgedrängte Flüchtende. Wer steckt dahinter?

Von dtj-online

Der Grenzfluss Evros hat eine alte Tradition. Schon immer war dieser stark strömende Fluss sowohl eine klare Trennlinie zwischen Griechenland und der Türkei, aber auch eine Art Zuflucht für Flüchtende beider Länder. Dieser Weg ist gefährlich und kostete bereits unzähligen Zivilisten das Leben, darunter auch vielen Kindern.[Doch für viele ist der Evros der einzige Weg in die Freiheit. Heute versuchen vermehrt Menschen aus der Türkei über ihn nach Europa zu fliehen. Die Zahl der Asylsuchenden aus der Türkei hat nach dem Putschversuch 2016 enorm zugenommen. Während 2015 noch 43 türkische Bürger einen Asylantrag in Griechenland gestellt hatten, stieg die Zahl 2017 schon auf 1827. Bis Mitte 2018 stellten Sogar 1839 türkische Bürger Asyl in Griechenland. Doch Griechenland ist meist nur eine eine erste Station für Flüchtlinge aus der Türkei. Ein Großteil reist weiter. Oft mit dem Endziel Deutschland.

Mehrere bei Übergang nach Griechenland ums Leben gekommen

Zwar liegt Griechenland quasi direkt vor der Türkei, doch das Nachbarland zu erreichen ist nicht einfach. Eine Möglichkeit die Grenze zu überqueren ist die Flucht über das Meer. Die Ägäis, ein Traum für europäische Badeurlauber, hat sich für Flüchtlinge schon oft genug als tödliche Etappe erwiesen. Auf unsicheren Schlauchbooten sind bereits ganze Familie ertrunken. Ein zweiter Weg führt über die Täler und Berge von Edirne, an der Gendarmerie vorbei. Diesen Weg gehen die Wenigstens, weil das Risiko zu große ist, erwischt zu werden. Ein dritter Weg führt über den Grenzfluss Evros. Auch nicht unbedenklich: Wie die beiden Exil-Medien Bold Medya und Ipa News berichten, wurde erst am 26. April eine 15-köpfige türkische Gruppe weit nach der Überquerung der griechischen Grenze von maskierten Männern in ein Auto gesteckt und mit einem Boot über den Fluss Evros an die türkische Grenze zurückgebracht.

“Wir wurden geschlagen”

11 dieser Flüchtlinge sollen den Berichten zufolge den erneuten Übergang nach Griechenland geschafft haben. Eine davon ist die Journalistin Tuğba Özkan. Sie behauptet, die Mitglieder der Gruppe seien von den maskierten Männern geschlagen worden. Die schwangere Journalistin konnte glücklich Bekannte kontaktieren und um Hilfe beten. Nur wenig später sei die griechische Polizei zur Hilfe geeilt und habe die Gruppe auf die Polizeiwache in Soufli gebracht.

Eine vierköpfige Familie hingegen habe keinen erneuten Übergang geschafft, wie Bold Medya berichtet. Das türkische Militär habe die Familie aufgefangen und Vater und Mutter festgenommen.

Zweiter Vorfall: Fünfköpfige Familie wird festgenommen und ausgeliefert

Zwei Tage später sei ein ähnliches Ereignis vorgekommen, berichtet wieder Bold Medya. Dabei sei am 28. April eine achtköpfige Gruppe über den Evros nach Griechenland übergesetzt. Angekommen in Griechenland, ruhte sich die Gruppe in einem Cafe aus. Wenig später seien fünf Mitglieder dieser Gruppe, die Familie Gül, von der griechischen Polizei festgenommen worden. Die restlichen drei Flüchtlinge hätte die Polizei nicht bemerkt. Einen Tag später seien die Angehörigen der Familie Gül in der Türkei informiert worden. Doch es rief nicht die griechische Polizei an, sondern die Türkische. “Die Eltern sind inhaftiert, holen Sie bitte die Kinder ab”, soll den Angehörigen verkündet worden sein.

Wieder maskierte Männer im Spiel

Unklar ist, was sich in Griechenland abgespielt hat. Doch nach Angaben von Familienangehörigen sei die Familie nach zehn Stunden Aufenthalt auf einer Polizeiwache, auf eine andere Wache gebracht worden. Dort sei die Familie mit weiteren 50 Flüchtlingen wieder von maskierten Männern in Empfang genommen und mit einem LKW an den Evros gebracht worden. Dort habe man sie in Boote gesteckt und zurück in die Türkei gebracht, wo die Flüchtlinge von der örtlichen Gendarmerie verhaftet worden sind. Während einige der afghanischen und syrischen Flüchtlinge, die mit auf dem Boot saßen, freigelassen wurden, sitzt das Paar Gül immer noch in Untersuchungshaft.

Push-backs of Turkish Nationals #Evros fleeing #Erdogan are becoming the new normality? I am just wondering if this is the new official stance of the Greek Government?#greece #turkey reporting from #soufli https://t.co/nLnNAlfqhL— Sofia Kartali (@SofiaElpidaKart) 29. April 2019

Was steckt hinter den Vorfällen?

Türkische Flüchtlinge, die bislang in Griechenland herzlich aufgenommen worden waren, werden in den letzten Tagen zurückgeschickt. Was steckt dahinter? Die EU-Abgeordnete Rebecca Harms fordert Aufklärung von der griechischen Regierung. Harms schrieb auf Twitter, dass diese Vorfälle gegen internationales Recht seien.

Mehr als 60.000 Menschen inhaftiert

Ursachen für die Flucht aus der Türkei ist vor allem die Vorgehensweise der türkischen Regierung gegen Kritiker. Nach dem Putschversuch im Juli 2016 wurden mehr als 60.000 Menschen inhaftiert, etwa 150.000 Menschen verloren ihre Arbeit oder wurden vom Staatsdienst suspendiert. Den meisten wird Unterstützung des Putschversuchs oder einer Terrororganisation vorgeworfen. Bislang ist unklar, wer tatsächlich hinter dem Putschversuch steckt.