Gesellschaft
Experten dämpfen zu hohe Erwartungen an Salafismus-Prävention
Vor zu hohen Erwartungen an die Salafismus-Prävention warnen Wissenschaftler und Experten. Mit den bisherigen Projekten werde meist nur das Umfeld radikalisierter Menschen, nicht aber die Gruppe der Salafisten selbst erreicht,
erklärte der Münsteraner Migrationsforscher Aladin El-Mafaalani am Donnerstag bei einer Anhörung im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf.
Bundesweit gebe es derzeit maximal 20 Salafisten, die in „De-Radikalisierungs-Programmen“ betreut würden, sagte El-Mafaalani. „Diese Arbeit ist in hohem Maße anspruchsvoll.“ Die aufsuchende Sozialarbeit im salafistischen Milieu sei „riskant“ und Personen mit Familie und Kindern kaum zuzumuten. Vielfach fehle es hierfür an geeignetem und kompetentem Personal.
Der Münsteraner Sozialwissenschaftler warb bei der Anhörung des Innenausschusses dafür, in NRW ein eigenes Forschungsinstitut für Salafismus einzurichten. Dieses solle eng mit den Sicherheitsbehörden kooperieren. Die Entwicklung im radikalen Islamismus sei so „dynamisch“, dass die Wissenschaft damit kaum Schritt halten könne.
Die Gruppe der etwa 10.000 Salafisten in Deutschland sei höchst heterogen und reiche in der Altersstruktur vom 12- bis zum 40-Jährigen. Darunter seien auch zunehmend junge Mädchen und Frauen. Um erfolgreiche Präventionsarbeit betreiben zu können, müssten Lehrer, Sozialarbeiter und Streetworker über die Entwicklungen des Salafismus systematisch fortgebildet werden. Bisher fehle es auch an Standards für eine Beratungstätigkeit auf diesem komplexen Gebiet.
Der Diplom-Soziologe Samy Charchira vom Institut für Islamische Theologie in Osnabrück plädierte dafür, Kindern und Jugendlichen eine Medienkompetenz anzutrainieren, damit sie die Propaganda der Islamisten im Internet selbst durchschauen könnten. Weiterhin sei ein theologischer Diskurs notwendig. Zu 90 Prozent verträten Salafisten gleiche Auffassungen aus dem Koran wie gemäßigte Muslime. Deshalb müsse künftig auch offensiv über Glaubensinhalte debattiert werden.
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Die Zahl von Extremisten aus Deutschland, die sich dem bewaffneten Krieg in den Reihen des IS angeschlossen haben ist nicht gering.
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KNA/mit/amo/lwi