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Wirtschaft

Wer ist Hervé Falciani?

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Für Finanzbeamte ist er ein Held, für mehr als 100 000 HSBC-Kunden jedoch ein rotes Tuch: Hervé Falciani lebt heute inkognito an einem geheimen Ort. Unter den Opfern seines Datendiebstahls sollen sich auch Terrorfinanzierer befinden. (Foto: dpa)

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Er gilt als der „Edward Snowden der Finanzbehörden“, nur dass er auf der Seite des Staates steht. Statt im russischen Asyl lebt Hervé Falciani allerdings jetzt unter neuer Identität an einem geheimen Ort und er scheint angesichts der Vielzahl an mächtigen Feinden, die er sich gemacht haben dürfte, gut daran zu tun, diesen Zustand bis auf weiteres beizubehalten.

Falciani wurde 1972 als Sohn einer französisch-italienischen Familie in Monte Carlo, der Hauptstadt des Fürstentums Monaco, geboren.

Nach seiner Ausbildung begann Falciani 2002 als Informatiker und Finanzsachverständiger bei der in Genf ansässigen HSBC Private Bank (Suisse), einer Tochter der britischen HSBC-Bank, zu arbeiten. Über den Ruderklub der Nautischen Gesellschaft von Monaco kam er mit der High Society des Fürstentums in Berührung und konnte auf diesem Wege die Voraussetzungen für den weiteren karrieretechnischen Aufstieg schaffen.

Bis zu 130 000 Kunden betroffen

2006 wechselte er als IT-Spezialist für Datenbanken in die HSBC-Zentrale nach Genf. Ende 2008 erschien Falciani von einem Tag auf den anderen nicht mehr zum Dienst, auch seine Wohnung in der Schweiz stand urplötzlich leer.

Erste Zeitungen berichteten, seine Spur führe nach Nizza. Gleichzeitig häuften sich die Meldungen über einen Datendiebstahl gigantischen Ausmaßes in der Bank, die Rede war von bis zu 130 000 betroffenen Kunden der britisch-asiatischen Großbank.

Im August 2009 wurde bekannt, dass Falciani den französischen Behörden Listen mit Bankkundendaten mutmaßlicher Steuerbetrüger angeboten habe. Frankreich gab der Schweiz die Daten zurück, behielt sich aber Kopien ein und leitete auf dieser Basis Ermittlungsverfahren gegen Steuersünder ein. Auch an andere Staaten gab man Daten im Wege der Amtshilfe weiter.

Den deutschen Behörden soll Hervé Falciani die Daten von 1300 Bankkunden zum Preis von 2,5 Mio. Euro angeboten haben. Die Summe der Steuernachzahlungen und Strafgelder, die infolge der Datenübergabe seitens der Finanzbehörden eingetrieben werden konnte, lag Berichten zufolge bei mehr als einer Milliarde Euro.

Hervé Falciani „flüchtete“ 2012 ins Gefängnis

Das ZDF berichtete, Falciani lebte seit 2010 mit seiner Frau und einem Kind unter Polizeischutz und neuer Identität in Nizza. Am 1. Juli 2012 ließ sich Falciani in Barcelona verhaften, weil er glaubte, im Gefängnis sicherer zu sein. Eine Auslieferung an die Schweiz unterblieb jedoch. Am 8. Mai 2013 kam Falciani wieder aus der Haft frei.

Der deutsche Anteil an den mithilfe der Leaks eingenommenen Steuergeldern ist bis dato noch unklar. In den HSBC-Dokumenten sollen die Namen von mehr als 100 000 Menschen aus mehr als 200 Ländern aufgetaucht sein, darunter auch von Verwandten und Regierungsmitgliedern umstrittener Staatschefs wie Syriens Machthaber Baschar al-Assad, Ägyptens Ex-Präsident Hosni Mubarak und Chinas ehemaligem Premier Li Peng. Zudem sollen Verbindungen zu mutmaßlichen Blutdiamantenhändlern, Waffenschiebern und Terrorfinanzierern offengelegt worden sein. Die HSBC will sich mittlerweile, so das „Manager-Magazin“, von allen „steuerlich problematischen“ Kunden getrennt haben.