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Gesellschaft

Flüchtlinge bleiben nicht ewig: Das Beispiel einer bosnischen Familie

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Sie mussten wie viele Syrer von heute auf morgen ihre Heimat verlassen. Nach seiner Rückkehr arbeiteten sich Alija Catic und sein Cousin zum wichtigsten Logistikpartner für Coca-Cola in Bosnien hoch. Eine Erfolgsgeschichte.

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Er floh aus dem zerbombten Sarajevo nach Köln, kehrte vor sechs Jahren zurück in seine Heimat Bosnien-Herzegowina und ist heute ein gemachter Mann: Alija Catic hat es vom Asylbewerber durch harte Arbeit zum wichtigen Bestandteil des größten Logistikpartners von Coca-Cola in seinem Land geschafft. Früher war er Arbeiter; heute beschäftigen er und sein Cousin um die 30 Arbeiter.

Auch heute, 20 Jahre nach Kriegsende, ist Bosnien von dem Konflikt noch gezeichnet. Catic und seine Frau Yasemine flohen damals als junges Paar nach Deutschland. 1994 lebten etwa 350.000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina in der Bundesrepublik; viele kehrten wieder in ihre Heimat zurück.

2014 erhielten 3493 Bosnier in Deutschland eine Aufenthaltserlaubnis aus beruflichen Gründen. Nur aus vier Nicht-EU-Staaten kamen laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mehr Menschen zum Arbeiten nach Deutschland. Zugleich ist Bosnien-Herzegowina bis heute ein Hauptherkunftsland von Asylbewerbern; aktuell liegt es auf Platz acht. Und das, obwohl das Land neben Serbien und Mazedonien als sicherer Herkunftsstaat gilt, dessen Bewohner kaum eine Chance auf Asyl haben.

Dass viele junge Bosnier oder Menschen vom Balkan gerade jetzt nach Deutschland wollen, versteht Alija Catic nicht: Er findet nicht, dass Bosniens Arbeitsmarkt derzeit Probleme hat. „Viele Personen gründen ihre eigenen, kleinen Unternehmen oder finden eine Arbeit“, sagt er. „Wer wirklich arbeiten will und Leistungsbereitschaft zeigt, findet hier in Bosnien garantiert Arbeit.“

Als der Krieg sich 1990 anbahnte, suchte Catic mit seiner Frau das Weite. Wären sie nicht geflohen, sagt er heute, „hätten uns die Serben auch massakriert“.

Völkermord schlug Bosnier in die Flucht

Mit dem Zerfall der Sowjetunion schlugen die Völker des Balkans in den Jugoslawienkriegen aufeinander ein. Teilstaaten wie Slowenien, Kroatien, Montenegro, Mazedonien, Kosovo und Bosnien-Herzegowina wollten sich von Jugoslawien lösen. Serbien hingegen strebte die großserbische Lösung an. Als Bosnien im Dezember 1991 seine Unabhängigkeit erklärte, begann das hässlichste Kapitel der Jugoslawienkriege.

Während des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995 wurde im an Serbien angrenzenden Srebrenica eine Schutzzone der Vereinten Nationen eingerichtet, um Zivilisten Zuflucht zu bieten. Obwohl niederländische Blauhelme die Sicherheitszone bewachten, drangen serbischen Truppen ein und richteten das größte Massaker in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg an. 8000 bosnische Zivilisten wurden ermordet, Tausende flohen in den Wald. Insgesamt wurden etwa zwei Millionen Menschen während des Bosnienkrieges vertrieben. Internationale Gerichte bewerteten das Massaker in Srebrenica mehrfach als Völkermord.

Catic wollte, wie die meisten nach Europa Geflüchteten, von Anfang an nach Deutschland. In Köln-Chorweiler verbrachten er und seine Frau die ersten Jahre, insgesamt blieben sie 19 Jahre in Deutschland, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrten.

Sehr heimatverbunden

„Ich habe immer von einer Rückkehr geträumt“, erzählt Catic heute. Er und Yasemine blicken zwar dankbar auf ihre Zeit in Deutschland zurück, hier bekamen sie ihre beiden Söhne und die kleine Tochter. „Trotzdem sind wir hier erst so richtig glücklich!“, strahlt Catic. Seine Söhne, die beide Staatsbürgerschaften haben, stimmen ihrem Vater zu.

In Deutschland kniete er sich kräftig rein, zunächst in einer Autobremsenfabrik, später auf dem Bau, zuletzt betrieb er einen bosnischen Lebensmittelladen in Köln. „Arbeitslos? Den Begriff habe ich nicht gelernt.“

Nach der Rückkehr ging er in der Hauptstadt Sarajevo, wo sein Cousin kurze Zeit zuvor die Firma Logistic Agent gegründet hatte, um dort eine tragende Position zu füllen. „Heute ist die Firma der Hauptpartner für Logistik von Coca-Cola in Bosnien“, berichtet Catic stolz. Dass sie etwa 30 Personen beschäftigen können, macht ihn glücklich. „So kann ich meinem Land helfen!“

Integration in Bosnien kein Problem

Während Catic in Deutschland auf Baustellen hart arbeiten musste, ist er in seiner Heimat der Chef. Sorgen machen ihm nur die Behörden, Ämter und die Verwaltung in Bosnien. Papierkram gehe in Bosnien nicht so reibungslos und zeitig voran wie in Deutschland. Aber auch daran gewöhne man sich, sagt er.

Weil die Eltern zu Hause Bosnisch sprachen und die beiden Jungs Salih und Tarik die Sprache zuerst erlernten, fiel ihnen die Integration ins bosnische Schulsystem leicht, nachdem die Familie der Sehnsucht nach dem Balkan nachgab.

Der 23-jährige Salih und der zwei Jahre jüngere Tarik absolvierten in Sarajevo erfolgreich das Gymnasium. Ihr perfektes Deutsch ist für sie in der bosnischen Gesellschaft ein großer Vorteil. Heute studieren die beiden Wirtschafts- und Computerwissenschaften.

Salih, der die Firma später leiten soll, gründete vor wenigen Monaten seine eigene kleine Familie. Seine Eltern hoffen, dass das junge Ehepaar nie flüchten muss.