Einfach mit anpacken oder Klappe halten!

Ich weiß, es ist immer etwas komisch, wenn jemand etwas Gutes tut und selbst darüber redet. Es hat immer diesen komischen Beigeschmack, als hätte man nur Gutes getan, um es auf Facebook posten zu können.

Ich weiß auch, dass die Sache mit der Flüchtlingshilfe momentan so ne modische Erscheinung ist. Aber ganz ehrlich: Wir machen so viel Schwachsinn aus Modegründen mit. Wird es plötzlich zum Problem, wenn man anderen Menschen hilft?

Ich glaube nicht.

Ich glaube, wenn man selbst schon länger in einem bestimmten Feld engagiert ist und sich auskennt, wie man schnell und unkompliziert helfen kann, ist es sogar fast eine Art Verpflichtung, solche „Wellen“ zu nutzen, um neue Menschen dafür zu begeistern, was man selbst schon seit Jahren aus Überzeugung macht.

Ich glaube auch, dass Menschen, die sich über solche Hilfsbereitschaftswellen beschweren oder sogar lustig machen, einfach viel zu viel Freizeit haben. Würden sie diese freie Zeit sinnvoller nutzen und mit anpacken, dann wären sie einfach nur glücklich, dass auf einmal viel mehr Menschen als sonst ebenfalls mit anpacken.

Alles andere ergibt doch gar keinen Sinn

Ja, auch ich wurde von dieser Welle etwas mitgerissen. Aber wo ist das Problem, wenn ich mein Engagement jetzt schlagartig gesteigert habe?

Und ja, auch ich habe in den letzten Wochen öfters über mein ehrenamtliches Engagement gepostet.

Aber wenn ich auch nur einen der 20 Helferinnen und Helfer, die uns heute bei der Verteilung unterstützt haben, dadurch dazu animieren konnte, mit anzupacken,

wenn ich auch nur eine der Spenden, die meine gesamte Garage füllten, dadurch einsammeln konnte,

wenn dadurch auch nur eines der über 20 Fahrräder, durch die jetzt eine ganze Menge Flüchtlinge mobiler sind als vorher, gespendet wurde,

wenn auch nur eine der vielen Matratzen und einer der Lattenroste, die statt in irgendwelchen Kellern rumzuliegen nun vielen Menschen einen angenehmeren Schlaf bescheren, dadurch zu uns gebracht wurde,

wenn dadurch auch nur ein Mensch im nächsten Winter weniger frieren muss,

wenn dadurch auch nur eines der über 50 Kinder, die wir heute zum Lachen gebracht haben, einen schöneren Tag hat als sonst,

und wenn ich auch nur einen Menschen dazu bewegen konnte, zukünftig mehr für seine Mitmenschen zu tun,

dann haben sich nicht nur die ganzen Tage Arbeit und der ganze Zirkus darum gelohnt,

dann ist es mir auch so ziemlich egal, was jemand darüber denkt, der nichts dazu beigetragen hat.

(Foto: Zaman)