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Gesellschaft

NRW: Wurden noch mehr Flüchtlinge misshandelt?

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Unmenschliche Zustände in mehreren Notunterkünften für Flüchtlinge in NRW: Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes sollen Flüchtlinge vor laufenden Kameras misshandelt und gedemütigt haben. Ermittlungen laufen. (Foto: rtr)

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Nach der Misshandlung von Flüchtlingen in einer nordrhein-westfälischen Notunterkunft durch Wachleute haben das Land und der private Betreiber Konsequenzen gezogen. Dem Sicherheitsdienst sei gekündigt worden, teilte die Bezirksregierung Arnsberg mit, die in der Region für die Asylunterkünfte des Landes zuständig ist.

Eine Sprecherin des Betreibers der Aufnahmeeinrichtung, der über NRW hinaus Unterkünfte betreut, betonte am Sonntagabend im ZDF, es seien neue Standards verabschiedet worden, um solche Vorfälle künftig zu vermeiden. Die Bezirksregierung habe zur Auflage gemacht, dass nur noch geprüftes Sicherheitspersonal mit Führungszeugnis die Flüchtlinge schützen darf. Außerdem sei ein Mindestlohn zu zahlen.

Durchsuchungen förderten noch mehr Beweise zutage

In der Notunterkunft in Burbach im Siegerland sollen Wachmänner einen etwa 20 Jahre alten Algerier misshandelt und gedemütigt haben. Der Vorfall ist auf einem Handy-Foto festgehalten. Darauf sind ein gefesselt am Boden liegender Mann und zwei uniformierte Sicherheitsleute zu sehen. Einer der beiden setzt dem Opfer seinen Fuß in den Nacken.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen vier Verdächtige und forschen nach weiteren Vorfällen. Dazu werden seit dem Wochenende Hunderte Bewohner der Notunterkunft befragt. Nach Angaben der Polizei gibt es Hinweise auf weitere Körperverletzungsdelikte, an denen zum Teil Mitarbeiter des Wachdienstes beteiligt gewesen sein könnten.

Ein Journalist hatte den Ermittlern am Freitag ein Video übergeben, das einen anderen Übergriff auf einen Flüchtling in der Einrichtung zeigt. In der etwa 10- bis 15-sekündigen Sequenz ist nach Angaben der Polizei ein Mann zu sehen, der neben Erbrochenem auf einer Matratze sitzt und unter Androhung von Schlägen gezwungen wird, sich hinzulegen. Die Aufnahmen waren Auslöser für Durchsuchungen.

Dabei fanden die Ermittler auf dem Handy eines der Verdächtigen das Foto. Außer den beiden Männern auf dem Bild stehen zwei weitere Wachleute im Fokus der Ermittler: Bei ihnen seien verbotene Waffen wie Schlagstöcke gefunden worden.

Verdachtsfälle auch in Essen und Bad Berleburg

Auch in einem Flüchtlingsheim in Essen soll es nach einem Bericht des WDR-Magazins „Westpol“ Attacken des Wachdienstes auf Asylbewerber gegeben haben. „Westpol“ liegt nach eigenen Angaben ein ärztliches Attest eines Flüchtlings vor, das Verletzungen dokumentiert.

In einer dritten Flüchtlingsunterkunft in Nordrhein-Westfalen soll es einen Übergriff durch Beschäftigte des Sicherheitsdienstes auf einen Bewohner gegeben haben. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Johannes Daheim von der Staatsanwaltschaft Siegen sollen im siegerländischen Bad Berleburg zwei 30 und 37 Jahre alte Wachmänner einen Asylbewerber verletzt haben. Gegen sie werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Die beiden sollen einer anderen Firma als in den Unterkünften in Burbach und Essen angehören. Weitere Details zu diesem Vorfall, der sich vor gut zwei Wochen ereignete, wurden zunächst nicht bekannt.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) fordert jetzt eine zügige Aufklärung der Übergriffe. „Wir dulden keine Gewalt gegen Asylsuchende. Wer Menschen in Not bedroht und schikaniert, muss hart bestraft werden“, sagte er. (dpa/dtj)