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Ramadan: 13 Fragen über die Fastenzeit
Wie verhält man sich Fastenden gegenüber? Ist es nicht ungesund, beim Fasten ganz auf Flüssigkeit zu verzichten? Wir haben 13 Fragen über die muslimische Fastenzeit Ramadan zusammengestellt.
Wie verhält man sich Fastenden gegenüber? Ist es nicht ungesund, beim Fasten ganz auf Flüssigkeit zu verzichten? Wir haben 13 Fragen über die muslimische Fastenzeit Ramadan zusammengestellt.
Während der Fastenzeit verändert sich der Tagesablauf der Muslime. Der Alltag erlebt für einen Monat einen radikalen Umbruch. Das wirkt sich auch auf das Verhalten am Arbeitsplatz oder in der Schule aus. Vielen Nichtmuslimen (Lehrern, Arbeitgebern, Nachbarn) fällt dies auf, nicht alle haben aber eine Erklärung dafür. Wir haben für alle Interessierte – egal ob Muslim oder nicht, Fastende oder nicht Fastende – das Wichtigste zum Ramadan und Fasten zusammengestellt. Alle Infos im Überblick.
1. Wie verhält man sich Fastenden gegenüber?
Wenn Sie Arbeitskollegen haben, die fasten, sollten Sie Rücksicht auf diese nehmen und ihnen keine Speisen oder Getränke anbieten. Auch sollte man in Gegenwart von Fastenden nicht rauchen, da durch das Passivrauchen der Fastende unweigerlich den Rauch einatmen würde. Als Vorgesetzter oder Lehrer können Sie auf den Fastenden zugehen und ihm ein Zeichen geben, dass Sie Verständnis dafür haben, dass Ihr muslimischer Mitarbeiter bzw. Schüler eine anstrengende Zeit durchmacht. Falls in der Klasse mehrere Schüler fasten, könnte das Thema im Unterricht behandelt werden. Was auf keinen Fall gut ankommt: Vermeintlich gut gemeinte Ratschläge, auf das Fasten zu verzichten.
Da man mit leerem Magen leicht erregbar ist, sollte man Fastenden gegenüber einfühlsamer und entgegenkommend handeln. Bei muslimischen Nachbarn können Sie das Gespräch suchen. Sie werden Ihnen gerne Auskunft über die Fastenzeit geben, oder Sie womöglich zu einem gemeinsamen Iftar-Abend einladen.
2. Ich bin zum Iftar-Abend eingeladen. Worauf sollte ich achten?
Nicht vor dem Sonnenuntergang in Gegenwart des Fastenden beginnen zu trinken oder zu essen. Wenn es gar nicht anders geht, sollten Sie zumindest freundlich um Verständnis bitten. Nicht-Muslime oder Nicht-Fastende sollten also gemeinsam mit den Fastenden essen und trinken. Sie können auch ein kleines Geschenk übergeben. Ansonsten ist das Iftar-Essen nichts Sakrales, sondern ein ganz normales Abendessen, zu dem man Appetit und Gesprächsbereitschaft mitbringen sollte.
3. Weshalb fasten Muslime überhaupt?
Fasten ist im Islam eine Form des Gottesdienstes. Das Fasten im Monat Ramadan gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam, also zu den Hauptpflichten, die ein Muslim einzuhalten hat. Das Fasten wird den Gläubigen in dem folgenden Koranvers vorgeschrieben: „Oh, Ihr Gläubigen! Euch ist das Fasten vorgeschrieben, so wie es auch denjenigen vor euch vorgeschrieben worden ist, damit ihr vielleicht gottesfürchtig werdet“ (2:183).
4. Wann ist die Fastenzeit?
Gefastet wird einmal im Jahr im Monat Ramadan des islamischen Mondkalenders. Im Gegensatz zur üblichen Praxis der Verwendung des Sonnenkalenders benutzen die Muslime in religiösen Fragen einen reinen Mondkalender. So verschiebt sich der Monat Ramadan um elf Tage jährlich nach vorn und durchschreitet allmählich alle Jahreszeiten. Demnach umwandert das Mondjahr in etwa 35 Jahren das Sonnenjahr (mehr Informationen dazu finden Sie hier: Wieso wandert der Ramadan eigentlich durch das Jahr?). Der Ramadan dauert 29 bzw. 30 Tage. Dieses Jahr hat der Ramadan am 26. Mai begonnen. Er endet am 24. Juni.
5. Gibt es Personen, die vom Fasten befreit sind?
Die Fastenvorschrift im Monat Ramadan gilt für jeden geistig zurechnungsfähigen und gesunden Muslim – Mann oder Frau –, der die Pubertät erreicht hat. Die Pubertät kennzeichnet die Mündigkeit im Islam. Kranke, Reisende, ältere Menschen und Frauen, die schwanger sind oder stillen, sind nach Zustimmung eines Arztes vom Fasten befreit. Frauen, die ihre Regelblutung haben, sind vom Fasten freigestellt.
6. Wie ist der Ablauf eines Fastentages?
Muslime fasten von der Morgendämmerung (ab ungefähr 3.30 Uhr) bis zum Sonnenuntergang (bis circa 21.40 Uhr). Es gibt speziell für die Fastenzeit gedruckte Kalender (türkisch: “Imsakiye”), auf denen die einzuhaltenden Zeiten auf die Minuten genau aufgelistet sind. Das dtj hat für deutsche Großstädte einen solchen Kalender zum kostenlosen Download bereitgestellt. Um diesen herunterzuladen, klicken Sie hier. Der Fastende enthält sich dabei jeglicher Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme. Dazu zählen auch Genussmittel und Zigaretten. Auch auf den Geschlechtsverkehr ist bis zum Sonnenuntergang zu verzichten.
7. Wie wird der Fastentag beendet?
Am Abend kurz vor dem Sonnenuntergang (zum Teil auch in der Morgendämmerung) kommt man oft mit Verwandten oder Bekannten zusammen und beendet (bzw. beginnt) den Fastentag mit einem gemeinsamen Essen (Iftar).
8. Ist das Fasten eine Übung, bei dem der Fastende nur körperlichen Verzicht übt?
Nein. Neben der körperlichen Enthaltsamkeit sind Muslime aufgefordert, sich einer geistig-moralischen Erneuerung zu stellen. Demnach achten Muslime im Ramadan noch mehr als sonst darauf, gänzlich von Sünden frei zu sein. Dazu gehört auch; nicht zu fluchen, zu lästern oder zu streiten. Zudem beschäftigt sich der Muslim intensiver mit der Koranrezitation und seiner Bedeutung. Weiterhin soll man nicht nur, aber gerade in der Fastenzeit spendenfreudiger und hilfsbereiter sein. So ist es eine der Traditionen, gegen Ende des Fastenmonats Armen und Bedürftigen eine Summe in Höhe von 10 Euro pro Familienmitglied zu übergeben. Seit einigen Jahren kommt diese Spende mittels Hilfsorganisationen auch Bedürftigen in Afrika zugute.
9. Ist es nicht ungesund, beim Fasten ganz auf Flüssigkeit zu verzichten?
Wenn die Voraussetzung für das Fasten erfüllt ist, nämlich die körperliche Gesundheit, ruft die fehlende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme keine gesundheitlichen Schäden hervor. Im Gegenteil: Das Fasten führt heilend zur körperlichen Regeneration. Erfahrungsberichte zeigen, dass das Fasten bei vielen Muslimen zur inneren Einkehr und Ruhe führt.
10. Ist es sinnvoll, den ganzen Tag über nichts zu essen und den Abend mit einer üppigen Mahlzeit zu begehen?
Nein, sicher nicht. Daher lautet die Empfehlung des Propheten Muhammad, leichte Mahlzeiten zu sich zu nehmen und sich von übermäßiger Nahrungsaufnahme fern zu halten. Das stellt sich nach der ersten Woche automatisch ein. Der Fastende kann nicht mehr so viel essen, auch wenn er es wollte. Eine Regel des Propheten, die auch außerhalb der Fastenzeit Gültigkeit besitzt, lautet, dass ein Muslim seinen Magen zu einem Drittel mit Essen, zu einem Drittel mit Flüssigkeit füllen, aber das letzte Drittel leer lassen sollte.
11. Fasten die Muslime, um abzunehmen?
Nein. Die Absicht beim Fasten ist das Wohlgefallen Gottes und die innere Einkehr. Also handelt es sich um ein Gebet. Es wird empfohlen, auf Nahrung, die schwer im Magen liegt, zu verzichten. Nur die wenigsten nehmen in der Fastenzeit ab, obwohl man fast 18 Stunden lang nichts isst und trinkt. Das Fasten ist mehr eine Art Übung zur Selbstdisziplinierung als ein Diätprogramm.
12. Gibt es spezielle Ramadan-Bräuche?
Das Fasten wird gewöhnlich mit einer Dattel und/oder einem Schluck Wasser beendet. Es gibt ein spezielles Gebet, Tarawih genannt, das in den Moscheen oder zu Hause nach dem letzten Gebet des Tages verrichtet wird. Dem Vorbild des Propheten folgend, ist es Sitte, während des Fastenmonats den gesamten Koran zu lesen. Gegenseitige Besuche und Einladungen zum Iftar sind an der Tagesordnung. Der gemeinsame Iftar findet auch oft in den Moschee-Gemeinden statt, in denen manchmal sogar jeden Tag ein Iftar-Essen angeboten wird (mehr dazu hier: Ramadan-Lexikon: Es heißt nicht Fastenbrechen, sondern Iftar).
13. Was ist das Ramadan-Fest?
Nach dem Fastenmonat findet das Ramadan-Fest, im Volksmund auch als „Zuckerfest“ bekannt, statt. Dieses Jahr am 25. Juni. Es dauert drei Tage an.
Übrigens
Fasten ist auch ein Bestandteil des Juden- und Christentums. Bei den Juden wird in der Fastenzeit von Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Nacht (etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang des folgenden Tages) weder feste noch flüssige Nahrung eingenommen. Im Christentum fasten die Gläubigen traditionell 40 Tage lang in der Zeit vor Ostern, indem sie auf bestimmte Genussartikel (Fleisch, Alkohol, Süßes etc.) verzichten.
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