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DTJ-Blog

Frau und Mutter sein am Muttertag in der Türkei

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Am Muttertag in der Türkei ist es nicht leicht eine Frau und Mutter zu sein. 17000 Frauen sitzen seit dem 15. Juli 2016 in den Gefängnissen der Türkei.

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Nach dem gescheiterten Putschversuch des 15. Juli 2016 verwandelte sich die Türkei in ein Zentrum von Menschen, die von der Säuberung seitens des Staates schikaniert werden. Die regierende Partei der Türkei und Präsident Recep Tayyip Erdoğan beschuldigen die Gülen Bewegung hinter dem Putsch des Militärs zu stecken. Das hat Konsequenzen. Die Regierung startete eine Säuberungswelle, die darauf abzielt Sympathisanten der Bewegung in staatlichen Institutionen zu säubern, ihre wichtigen Figuren zu quälen und zu verhaften.

Tausende von Frauen in der Türkei, davon viele mit Kleinkindern, wurden in der Türkei als Teil, der vom Staat geleiteten systematischen Kampagnen, um Kritiker und Gegner einzuschüchtern und zu verfolgen, zu Opfern von beispiellosen Repressionen, Folter und Misshandlungen in Haftanstalten und Gefängnissen.

Mehr als 17.000 Frauen wurden verhaftet. In manchen Fällen sogar unmittelbar nach der Geburt ihres Kindes und bevor sie überhaupt eine Chance hatten sich zu erholen. Viele unter ihnen wurden während eines Gefängnisbesuches ihrer verhafteten Männer festgenommen…

Tausende von Frauen wurden aufgrund falscher Beschuldigungen verhaftet und leiden in Haft unter Einschränkung ihres Besucherrechts, einem unzureichenden Zugang zu ihren Rechten und Gesundheitsfürsorge…

Schlechte Bedingungen in türkischen Gefängnissen und Haftzentren verursachten Komplikationen für werdende Mütter oder Mütter mit Neugeborenen. Ihnen werden erforderliche Ernährung, Vitamine, Medizin, richtige Pflege und Hilfe während oder nach der Schwangerschaft verwehrt. Des Weiteren ist ihnen auch verboten, sich in die für das eigene als auch für das Wohlbefinden des Babys zu sorgen.

Ayşe Büyükgezirici

Ayse Büyükgezirici, eine Krankenschwester, wurde zu einem weiteren Opfer von Erdoğans Verfolgung in der Türkei. Während ihrer Schwangerschaft, verordnete ein Staatsanwalt in der nordwestlichen Provinz Kocaeli ihre Haft als Teil einer Anklage. Das Gericht veranlasste ihre Freilassung unter richterlicher Aufsicht, mit der Bedingung sich drei Tage in der Woche bei der Polizei zu melden. Unter Zwang und Druck brachte Büyükgezirici ihr Baby vorzeitig zur Welt. Ärzte mussten, den Jungen, genannt Yavuz Selim, auf einer konstanten Basis überwachen und aufgrund seiner Anämie mit regelmäßigen Injektionen wöchentlich behandeln.

Während sowohl die Mutter als auch das Baby behandelt wurden, verordnete ein weiterer Staatsanwalt, diesmal aus der Provinz Tekirdağ, eine Untersuchung aufgrund ähnlicher Anklagen und stellte einen Haftbefehl für den 15. Februar 2017 aus. Ihr Anwalt forderte die Entscheidung für ungültig zu erklären, da bereits ein ähnlicher Fall mit den gleichen Belastungen bereits im Gange war. Darüberhinaus wurde ein Arztbericht vorgelegt, der besagte, dass sowohl ihre als auch die Gesundheit des Babys es erforderten in ihrer Heimatstadt zu bleiben. Doch der Staatsanwalt Sedat Tas bestand auf ihre Haft und sie wurde zwei Tage lang mit dem Baby in polizeiliche Gewahrsam genommen. Später wurden sie und das Baby in einem gepanzerten Fahrzeug vier stundenlang von Balikesir nach Tekirdag transportiert. Büyükgezirici wurde ebenso von ihren zwei anderen Kindern im Alter von 9 und 13 Jahren getrennt. Bezüglich ihres gegenwärtigen Statutes und ihrer Gesundheit sind keine Informationen vorhanden.

Özlem Meci

Am 3. November 2016 wurde Özlem Meci, eine Lehrerin, in der westlichen Provinz Izmir wegen Terror- und Putschanschuldigungen verhaftet. Zum Zeitpunkt der Verhaftung war sie sechs Monate schwanger. Ihre Petitionen zur Freilassung aufgrund ihrer Schwangerschaft wurden abgelehnt. Meci brachte am 15. Februar 2017 im Aliaga Krankenhaus ihr Baby zur Welt, während sie sich im Gefängnis von Izmir Aliaga noch in Untersuchungshaft befand. Unmittelbar nach der Geburt wurde ihr, ihr Baby ohne ihre Zustimmung weggenommen und in ein Krankenhaus in der Stadt Menemen geschickt, etwa 36 Kilometer von Aliaga entfernt. Ihr wurde nicht nur ihr mütterliches Recht ihr neugeborenes Baby zu umarmen, geraubt, sondern auch ihre Familie wurde erst am nächsten Tag über die Geburt informiert. Meci als auch ihrer Familie wurden keine Erklärungen gemacht.

Hacer Korucu

Am 30. Juli 2016 kam die Polizei ursprünglich, um den Journalisten Bülent Korucu, Chefredakteur der kritischen nationalen Tageszeitung ,,Yarina Bakis“, von der Regierung im Juli stillgelegt, festzunehmen. Stattdessen nahmen sie aber seine Frau Hacer, nur zwei Wochen nach dem gescheiterten Putsch, fest. Die Botschaft, die die Polizei schickte, war klar: Sie werde als Geisel gehalten, bis sich ihr Mann bereit erklären würde sich zu ergebe.

Hacer, fünffache Mutter, die nichts mit Journalismus zu tun hatte, wurde am 9. August 2016 offiziell verhaftet. Sie befindet sich seither grundlos in Haft. Die Polizei besuchte mehrmals das Haus der Korucus und bedrohte sogar ihre Kinder mit Gefängnisstrafen. Die EU-Kommission forderte die Türkei auf, Menschenrechte im Falle der Verhaftung der Frau von Journalist Bülent Korucu zu respektieren.

Nejla Akdağ

Nejla Akdağ und ihr Mann arbeiteten als Lehrer an einer öffentlichen Schule in der nordwestlichen Provinz Edirne, bis die Regierung eine massive Säuberung der Mitgliedern der Gülen-Bewegung, basierend auf erfundenen Anklagen, startete. Nejla wurde am 30. August 2016 festgenommen, später aber freigelassen, um sich um ihre kranke 86-jährige Mutter Fahriye Asrak, die unter Herzprobleme litt, als auch gelähmt und bettlägerig war und ihrem 83-jähriger Vater, chronischer Herzpatient mit hohen Blutzucker, zu kümmern. Nejla’s Ehemann hatte das Hause verlassen, um nach einem Job zu suchen. Nach der Durchsuchung ihres Hauses am 30. August wurde aber nichts mehr von ihm gehört.

Akdağ wurde am 27. Januar 2017 erneut festgenommen, als die Polizei das Haus überfiel, in dem sie mit ihren drei Kindern und älteren Eltern lebte. Sie zeigte die medizinischen Berichte ihrer Mutter vor und teilte der Polizei mit, dass sie eine kranke Mutter und drei Kinder habe, um die sie sich kümmern müsse. Die Polizei sagte, sie würde erst dann freigelassen werden, wenn ihr Mann sich ergebe. Akdag wurde drei Tage später offiziell verhaftet und nach drei Tagen Haft in Untersuchungshaft gebracht. Ihre Mutter starb nur 10 Tage nach der Inhaftierung ihrer Tochter. Die beiden Kinder von Akdag weigern sich nach der zweimaligen traumatischen Untersuchung der Polizeirazzien in ihrem Haus und der Abwesenheit beider Eltern, zur Schule zu gehen.

Von schweren körperlichen Repressalien gekennzeichnet

Der Missbrauch von Frauen und Kindern reicht von sexuellem Missbrauch bis hin zu körperlicher Folter und Misshandlung. Schwangere, ältere und kranke Frauen als auch Frauen mit Babys wurde der Zugang zur Gesundheitsversorgung verweigert, ihre Besuchsrechte wurden ignoriert und sie wurden mit der Verfolgung anderer Familienmitglieder, einschließlich ihrer Kinder, bedroht. Diese unmenschliche Behandlung hinterlässt bei vielen Frauen und Kindern Spuren, die in manchen Fällen dauerhafte Wirkung auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit haben kann.

Diese Frauen haben gerade am Muttertag besseres verdient. Nichts desto trotz wünsche ich all den Müttern dieser Welt alles erdenklich Gute zum Muttertag

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