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Wirtschaft

Geschlechterungleichheit der deutschen Wirtschaft weiter erheblich

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Deutschland hinkt bei der Chancengleichheit von Mann und Frau hinterher. Frauen in Deutschland sind in zahlreichen Bereichen unzureichend vertreten – nicht nur in den Firmenvorständen. Eine Quote allein reicht nicht aus, um gegenzusteuern. (Foto: reuters)

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Geschlechterungleichheit - reuters
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Die Bundesrepublik Deutschland verfügt über ein großes Potenzial gut ausgebildeter weiblicher Arbeitskräfte. Die schulischen und beruflichen Qualifikationen der Frauen sind sehr gut: Viele junge Frauen sind heute besser qualifiziert als ihre männlichen Altersgenossen. Dieses Leistungs- und Qualifikationspotenzial spiegelt sich jedoch nicht adäquat in der Beschäftigung wider.

Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften steigt weiter an. Der rasche wirtschaftliche Wandel, die demografische Entwicklung und das gewachsene Selbstverständnis von Frauen, berufstätig zu sein, werden sich natürlich weiter positiv auf die Frauenerwerbstätigkeit und Chancengleichheit von Mann und Frau auswirken. Mit einer Quote von 56,9 % liegt sie allerdings noch immer deutlich unter jener der Männer, die derzeit bei 72,4 % angesiedelt ist. Der Anteil der Frauen in Führungspositionen ist in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich gestiegen, ist aber immer noch sehr niedrig und liegt unter dem Durchschnitt aller EU-Staaten.

Die Unternehmen brauchen das Potenzial der gut ausgebildeten und motivierten Frauen, um im nationalen ebenso wie im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Die Spitzenverbände der Wirtschaft und die Bundesregierung sind sich einig, dass es sich unser Land auf Dauer nicht leisten kann, in großem Umfang in Bildung und Ausbildung von Frauen zu investieren und das so gebildete Potenzial dann nicht zu nutzen.

Deutschland im Gender-Gap-Report nur auf Rang 14

Zwar existieren in Deutschland in der betrieblichen Praxis schon heute viele differenzierte, auf die betrieblichen Bedürfnisse abgestimmte Konzepte zur Förderung der Chancengleichheit, die dazu beitragen, die Chancen der Frauen im Berufsleben zu verbessern. Bei allen Fortschritten, die dabei in den letzten vergangenen Jahren erreicht wurden, bedarf es in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft aber immer noch erheblicher Anstrengungen, um die Chancengleichheit zwischen Mann und Frau zu verbessern.

Seit dem Jahr 2006 dokumentiert der „Global Gender Gap Report“ des World Economic Forums (WEF) die Fortschritte bei der globalen Geschlechtergleichstellung. Kategorisiert wird in vier Lebensbereiche: Gesundheit, Bildung, politische Teilhabe und wirtschaftliche Gleichstellung. Der diesjährige Bericht erfasste 136 Länder, die zusammen über 90 Prozent der Weltbevölkerung umfassen.

Der in diesem Jahr zum achten Mal in Zürich veröffentlichte Bericht macht aus den real vorherrschenden Problemen zwischen den Geschlechtern keinen Hehl und nimmt alljährlich ein international anerkanntes und in Wirtschaft und Politik sehr ernst genommenes Ranking vor. Im Ranking 2013 landete Island zum bereits fünften Mal auf dem ersten Platz. Danach folgen Finnland, Norwegen und Schweden. Traditionell sind die nordischen Länder besonders weit, wenn es darum geht, eine chancengleiche Gesellschaft aufzubauen. Bei ihnen studieren mehr Frauen als Männer, es gibt Quoten in Politik oder Wirtschaft, früh haben sie die Infrastruktur für berufstätige Eltern ausgebaut. Deutschland liegt auf Platz 14, die USA auf Platz 23 und Frankreich gar nur auf Platz 45.

Quotenregelung der Großen Koalition betrifft nur wenige Unternehmen

Das Reformbewusstsein, das die Frauen in der Wirtschaft nach vorne bringt, hat es in Deutschland nie gegeben. Kein großes Ringen um eine 40-Prozent-Quote in den Aufsichtsräten wie in Norwegen, keine politisch-gesellschaftliche Revolution wie in Schweden, um nur zwei der anderen führenden Länder herauszugreifen. In Deutschland stehen Frauen noch immer große Hürden im Weg, wenn sie ihr Potenzial in der Wirtschaft entfalten und Führung übernehmen wollen. Auch die nunmehr in den Koalitionsvertrag aufgenommene Frauenquote für Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen schafft keine flächendeckende Revolutionierung der Arbeitswelt.