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Kolumnen

Frauen verdienen viel mehr

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Kaum bemerkt ging auch in diesem Jahr wieder der Equal Pay Day vorüber. Am 23. März wurden die üblichen Statements abgegeben, dass Frauen zwar weniger im Beruf verdienten, aber ja auch eine stereotype Berufswahl träfen etc. blabla.

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Kaum bemerkt ging auch in diesem Jahr wieder der Equal Pay Day vorüber. Am 23. März wurden die üblichen Statements abgegeben, dass Frauen zwar weniger im Beruf verdienten, aber ja auch eine stereotype Berufswahl träfen etc. blabla. Das stimmt nicht, wie u.a. der Gastbeitrag von Matthias Kaufmann vom Manager-Magazin bei Spiegel-online am 28.03.2012 offenbart – man achte auf die übersichtliche Tabelle, die den Artikel begleitet! Der Pay Gap ist eine ganz reale durchschnittliche geschlechtsspezifische Schlechterbezahlung von Frauen, und da ist Deutschland eines der führenden europäischen Länder. Zum Exportmeisterstatus gehören die Dumping-Löhne in Deutsch¬land und die Frauen leisten dazu den größten Anteil. Die Verzerrung an den Märkten bekommen dann alle in Form der Eurokrise zu spüren.
Dass Frauen nicht nur für die gleiche Lohnarbeit schlechter bezahlt werden, sondern auch insgesamt – wenn man die Familien- und Haushaltsarbeit hinzurechnet – auch nicht ansatzweise adäquat honoriert werden, ist ein weltweites Phänomen. Die Propagierung der Hausfrauenehe in Westdeutschland setzt dem Ganzen nur noch ein Sahnehäubchen auf. Altersarmut als Frauenphänomen beunruhigt Politik und Management weit weniger als das Wohl von Banken und Finanzmärkten. Angesichts von vor allem weiblichen Alleinerziehenden bedeutet dies, dass diejenigen, die für die Rentenzahlungen von morgen sorgen, selber kaum etwas davon erhalten werden.
In diese Logik reiht sich die Abwicklung der Schlecker-Filialen mitsamt ihrer überwiegend weiblichen Belegschaft ein. Im Gegensatz zur „Rettung“ von Autokonzernen, in denen vorwiegend Männer arbeiten, gibt es für die Schlecker-Frauen keine Auffang-Lösung, sondern das Arbeitsamt. Zwar könnte man insgesamt die Tendenz kritisieren, dass Gewinne privat bleiben, während Verluste verstaatlicht werden, aber die Geschlechterspezifik bei der einen Entscheidung für eine politische Intervention und der anderen dagegen ist doch auffällig. Die Situation für Frauen dürfte sich weiter verschärfen, wenn in die traditionell weiblichen Care-Berufe noch der Bundesfrei¬willigendienst einbricht.
Dabei geht ohne Frauen gar nichts. Sie verrichten ein Gros der Weltarbeit und erhalten ein Bruchteil davon nur entlohnt. Bei Männern ist die Relation genau umgekehrt. Frauen verdienen also viel mehr, als sie wirklich verdienen – im 21. Jahrhundert immer noch – das ist ein handfester Skandal!
Und das schadet nicht nur den Frauen, sondern der Weltgesellschaft insgesamt: Wie beispielsweise die Welternährungsorganisation FAO in ihrem Bericht „The State of Food and Agriculture“ ermittelte, verstärkt die Diskriminierung von Frauen den Hunger. Wenn Frauen im ländlichen Raum die gleichen Chancen hätten wie Männer, könnten sie ihre Ernteerträge um ein Viertel erhöhen. In den sog. Entwicklungsländern würde die landwirtschaftliche Produktion dadurch so stark steigen, dass die Zahl der Hungernden weltweit um ca. 15 Prozent sinken könnte. Die herrschende Diskriminierung von Bäuerinnen und Arbeiterinnen auf dem Land schadet demnach allen. Die Bekämpfung von Geschlechterdiskriminierung ist also keine Gefühlsduselei einiger übrig gebliebener Feministinnen, sondern realpolitische und -wirtschaftliche Notwendigkeit, die endlich die Konzepte Generationenverantwortung und Nachhaltigkeit mit einbeziehen muss.