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Gesellschaft

Frauenrechte: Sümeyye Erdoğan für „Gerechtigkeit statt Gleichheit“

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Die Tochter des türkischen Präsidenten, Sümeyye Erdoğan, verteidigte in Brüssel die Praxis des islamischen Rechts, Männern ein höheres Erbteil zukommen zu lassen als Frauen.

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Im Zuge einer Vorlesung in Brüssel referierte die stellvertretende Vorsitzende der türkischen „Vereinigung Frauen und Demokratie“ (KADEM) und Tochter des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, Sümeyye Erdoğan, zum Thema „Die Wahrnehmung muslimischer Frauen in der Welt und der Kampf um Gleichberechtigung“.

In diesem Zusammenhang sprach sie unter anderem auch über das Erbrecht nach der Scharia und vertrat die Auffassung, dass es üblich sei, Frauen einen geringeren Teil des Erbteils zuzumessen als Männern, was damit zu begründen sei, dass Männern nach den Lehren des Islam andere Formen der Verantwortung zukämen.

Die Verteilung des Nachlasses, so Sümeyye Erdoğan, gehöre im Zusammenhang mit Fragen rund um Gleichheit und Gerechtigkeit zu den meistdiskutierten Fragen im Islam.

Einschränkungen für Frauen „historisch vor allem in westlichen Ländern“

„Es wird oft gefragt, warum Töchter einen geringeren Anteil am Erbe bekommen, während Söhne mehr erhalten“, so Erdoğan. „Aber wenn wir genauer hinsehen, können wir erkennen, dass die Verantwortung des Broterwerbs meist auf den Schultern der Männer liegt und seltener auf denen der Frauen. Insofern ist es durchaus üblich und auch fair und gerechtfertigt, Männern einen höheren Anteil zukommen zu lassen.“

Auch wenn beispielsweise in einer Ehe beide Partner arbeiten, sei der Mann verpflichtet, einen Teil seines Einkommens seiner Frau zu überlassen, während die Frau komplett über ihr eigenes Einkommen verfügen könne, fügte Sümeyye Erdoğan hinzu.

Sie wies zudem darauf hin, dass im Laufe der Geschichte westlicher Länder diese schlechter da gestanden hätten, wenn es um die Unterdrückung von Frauen ging. „Was Frauenrechte anbelangt, brauchen wir uns nicht zu verstecken“, betonte Erdoğan. „Betrachtet man die Weltgeschichte unter dem Blickwinkel, wo Frauen auf welche Weise gegängelt wurden, lässt sich dies meist in westlichen Ländern feststellen. Nicht in islamischen Ländern.“

Gleichheit nicht immer auch Gerechtigkeit

Man solle dies selbstbewusst betonen und sich nicht beirren lassen von heutigen Praktiken in manchen islamischen Ländern, die Frauen zu Opfern machen würden, so die Präsidententochter.

Wie ihr Vater spricht auch sie sich für „Geschlechtergerechtigkeit“ aus, die Ausgewogenheit und Fairness zum Schwerpunkt habe. Dies, so Erdoğan, sei ein Kontrast zum westlichen Modell der „Gendergleichheit“, das eine „prototypische Welt von Frauen und Männern“ im Blick habe.

Kritik übte Sümeyye Erdoğan auch an der Ideologie des Feminismus, die den Islam als Hauptgrund dafür betrachte, dass Frauen zu Hause bleiben würden. Im Islam müssten Frauen nicht erst nach Erlaubnis fragen, wenn sie arbeiten gehen wollten. In vielen Ländern Europas hingegen machte noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das staatliche Recht die Erwerbstätigkeit einer Frau von der Zustimmung ihres Ehemannes abhängig.

Scharia-Erbverträge in Europa möglich

„Die einzige soziale Rolle, die von der Religion festgelegt ist, ist die des Mannes, der für den Broterwerb zu sorgen und seine Frau und seine Kinder zu ernähren hat. Es gibt aber keine Vorschrift im Islam über arbeitende Frauen. Frauen sind frei und haben das Recht, zu wählen. Sie brauchen keine Erlaubnis ihres Vaters oder Ehemannes“, erklärte Erdoğan.

In den meisten europäischen Staaten gibt es gesetzliche Pflichtteile, die Erbberechtigten zukommen müssen. Darüber hinaus kann ein Nachlass unter anderem durch ein Testament, letztwillige Verfügungen oder auch durch einen Erbvertrag geregelt werden. Bezüglich eines solchen steht es Beteiligten frei, unter anderem auch religiöses Recht zur Anwendung kommen zu lassen.