Connect with us

Politik

Fuat Avni: Verhaftungswelle gegen Zaman und Co. noch in dieser Woche

Spread the love

Whistleblower Fuat Avni hat am Montag angebliche Pläne Präsident Erdoğans veröffentlicht. Demnach steht noch vor den Parlamentswahlen am Sonntag eine großangelegte Verhaftungsaktion gegen regierungskritische Journalisten und Funktionsträger an.

Published

on

Recep Tayyip Erdoğan und Ekrem Dumanlı
Spread the love

Die Tweets, die der berüchtigte Whistleblower Fuat Avni am Montagmorgen verschickt hat, lassen kurz vor den Parlamentswahlen am 07. Juni Schlimmes befürchten. Laut Fuat Avni bereiten Recep Tayyip Erdoğan und sein engster Kreis erneut eine großangelegte Verhaftungsaktion gegen oppositionelle Funktionsträger und kritische Journalisten vor, die noch vor den Wahlen am Sonntag durchgeführt werden solle. Es ist die Rede davon, dass bis zu 200 Personen aus der Medienbranche, den Sicherheitsorganen, dem Amt für Gerichtsmedizin sowie der Justiz verhaftet werden sollen. Darunter sind einige der bekanntesten Journalisten des Landes wie Ekrem Dumanlı, Chefredakteur der auflagestärksten türkischen Tageszeitung Zaman, Can Dündar, Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet sowie Ahmet Altan, Herausgeber der Tageszeitung Taraf.

Darüber hinaus stünden die Zeitungen Zaman und Taraf sowie das Medienhaus Samanyolu auf der Abschussliste; es ist davon auszugehen, dass diese Unternehmen zerschlagen beziehungsweise verstaatlicht werden sollen.

Erdoğan „hat vor Den Haag mehr Angst als vor Allah“

Erdoğan habe angeordnet, die Aktion noch vor den Wahlen am Sonntag durchzuführen, da er im Rahmen des Skandals um die Aufdeckung mutmaßlicher Waffenlieferungen nach Syrien seine Chancen auf den gewünschten AKP-Wahlerfolg schwinden sehe. Er habe deshalb beschlossen, kurz vor den Wahlen noch den letzten Trumpf auszuspielen, den er in Händen hält. Letzten Freitag hatte die Staatsanwalt Ermittlungen gegen Verantwortliche der Tageszeitung Cumhuriyet eingeleitet, weil diese Bilder von der Durchsuchung mehrerer LKW des türkischen Nachrichtendienstes MİT zeigten, mittels derer angeblich Waffen an Terrorgruppen, die gegen Assad kämpfen, geliefert werden sollten. Daraufhin hatte Erdoğan bereits gestern live im Fernsehen Can Dündar, den Chefredaktuer der Zeitung, beschuldigt, Staatsgeheimnisse zu verraten und ihm gedroht, er werde eine hohen Preis dafür zahlen.

Dündar befindet sich nun laut Fuat Avni auf der Liste. Avni zufolge sehe Erdoğan die Gefahr, dass die AKP durch weitere Stimmenverluste wegen der Affäre – trotz geplanter Wahlfälschungen – am Sonntag nicht genug Sitze im Parlament erhält, um eine Alleinregierung zu bilden. Da er befürchte, in einer Koalition derartige Operationen nicht mehr so einfach durchführen zu können, wolle er jetzt noch vor den Wahlen Nägel mit Köpfen machen. Erdoğan sei sich bereits sicher, so Fuat Avni, dass ihm selbst irgendwann der Prozess gemacht wird, gar habe er „vor Den Haag mehr Angst als vor Allah“. Bevor er gehe, wolle er jedoch noch einen letzten Schlag gegen seine Gegner ausführen.

Fuat Avni – dubiose Quelle, die jedoch ernst genommen werden muss

Um wen und um wie viele Personen es sich bei Fuat Avni handelt, ist bisher ungeklärt. Seit Anfang 2014 werden unter dem Twitter-Account teils sensible Interna aus dem engsten Kreis um Recep Tayyip Erdoğan veröffentlicht, die darauf schließen lassen, dass es sich um eine oder mehrere Person(en) mit Zugang zum höchsten Machtzirkel des Staates handeln muss. So unglaubwürdig die Prophezeiungen manchmal wirken mögen, Fuat Avni ist auf jeden Fall ernst zu nehmen, schließlich sind in der Vergangenheit bereits mehrere von ihm angekündigte Ereignisse fast bis ins Detail so eingetreten, wie er es vorhergesagt hat. Beispielsweise sagte er die großangelegte Verhaftungsaktion gegen regierungskritische Journalisten vom 14. Dezember vorher und nannte dabei nicht nur die Namen einiger Verhafteter im Vornherein (darunter bereits Ekrem Dumanlı, Foto, li.), sondern sogar fast genau deren Zahl. Auch die Quasi-Verstaatlichung der Bank Asya am letzten Freitag, mit der Erdoğan die Hizmet-Bewegung zu schwächen versucht, hatte Avni kurz zuvor publik gemacht.