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Politik

Türkei: 14-Jähriger schloss sich ISIS an und überlebte nur knapp

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Im Internet hatten ISIS-Terroristen den 14-jährigen Taylan Ö. dazu überredet, sich der Gruppe anzuschließen. Laxe Grenzkontrollen ermöglichten seine Einreise nach Syrien. Der Junge hätte das Abenteuer um ein Haar nicht überlebt. (Foto: dha)

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In Internetchats rekrutierte ISIS den 14-jährigen Taylan Ö. für den "Djihad" in Syrien. Der Junge hätte das Abenteuer um ein Haar nicht überlebt.
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Wie die Tageszeitung Milliyet berichtet, ist ein 14-jähriges türkisches Kind in kritischem Zustand am türkisch-syrischen Grenzübergang Akçakale gefunden worden. Der Junge soll sich dem terroristischen „Islamischen Staat im Irak und in Syrien“ (Isis) angeschlossen haben und wurde in Syrien bei Kämpfen durch ein Schrapnell lebensgefährlich.

Etwa 45 Tage, bevor der nun schwer verletzte Junge türkischen Soldaten an der Grenzstation übergeben wurde, soll der Teenager, der als Taylan Ö. identifiziert wurde, sein Zuhause in Ankara verlassen und sich zusammen mit fünf Freunden nach Syrien begeben haben. Der 14-Jährige wurde am 22. Juni umgehend in ein Krankenhaus gebracht, wo er einen achtstündigen Operation unterzogen wurde.

„Sie haben mich mit einem Auto zur Grenze gebracht und zurückgelassen“

Taylan gab gegenüber der Doğan Nachrichtenagentur an, er bedauere es, sich der ISIS angeschlossen zu haben und nicht wie seine Freunde in die Türkei zurückgekehrt zu sein. „Als ich eines Tages im Garten des Anwesens war, wo man mich untergebracht hatte, brach ein Gefecht aus. Mein Fuß wurde durch eine Explosion verletzt und dann verlor ich das Bewusstsein. Sie haben mich mit einem Auto zur Grenze gebracht und zurückgelassen“, berichtet der Junge.

Die Personen, die ihn zu den türkischen Soldaten an der Grenze gebracht hatten, identifizierten ihn als den syrischen Staatsbürger Mehmet al-Ahmad, geboren 1998. Wenig später erfuhr die Polizei seine wahre Identität, nachdem sein Vater am Tag nach der Operation nach einer Kontaktaufnahme durch seinen Sohn ins Krankenhaus gekommen war.

Dem Vater zufolge sollen sogar Übersetzer hinzugezogen worden sein, um Taylan zu befragen, nachdem dieser im Krankenhaus angekommen war. Der Junge hatte bis zum Eintreffen seines Vaters Angst, zu sprechen. Taylans Zustand habe sich den Ärzten zufolge kontinuierlich verbessert.

Dem Vater zufolge sollen sogar Übersetzer hinzugezogen worden sein, um Taylan zu befragen, nachdem dieser im Krankenhaus angekommen war. Der Junge hatte bis zum Eintreffen seines Vaters Angst, zu sprechen. Taylans Zustand habe sich den Ärzten zufolge kontinuierlich verbessert. (dha)

Offene Grenze nach Syrien

Milliyet zufolge habe Taylan die Schule abgebrochen und habe wie seine Eltern auf den Straßen von Ankara als Knoblauchverkäufer gearbeitet. Der Vater des Jungen sagte, sein Sohn sei ausgerissen und manipuliert worden. Er appellierte an die türkischen Behörden, an der Grenze zu Syrien stärkere Kontrollen einzuführen.

Sein Sohn habe sich ISIS angeschlossen, nachdem er mit einigen Leuten im Internet gechattet hatte. „Er riss im Namen des ‚Djhad‘ von zu Hause aus, nachdem man ihn einer Gehirnwäsche unterzogen hatte, und ging nach Syrien. Ich ersuche alle staatlichen Autoritäten darum, die Sicherheitsmaßnahmen an den Grenzen zu verstärken, um anderen Familien dieses Leid zu ersparen.“

Der Vater fuhr fort: „Was wir durchmachen mussten, soll allen Müttern und Vätern als Lektion dienen. Wir sind zwar säkulare, aber gläubige Menschen; wir haben nie die Ansichten von ISIS unterstützt und haben mit diesen Leuten nichts zu tun. Die Menschen sollen hinsehen, mit wem ihre Kinder im Internet zu tun haben, um sich nicht in derselben Situation wiederzufinden wie wir.“

Grenzübertritt für 20 Lira

Wie leicht es dem anscheinend im Internet radikalisierten Jungen gefallen war nach Syrien zu gelangen, zeigt der Bericht der Milliyet. Zusammen mit seinen fünf Freunden soll Taylan demnach 20 türkische Lira (etwa 9 US$) an Schmuggler in der südosttürkischen Provinz Kilis bezahlt haben.

Seine Freunde seien, nachdem sie in die von ISIS kontrollierte Stadt Raqqa gebracht worden waren, in die Türkei zurückgekehrt, Taylan jedoch soll einem intensiven Training durch ISIS unterzogen worden sein. Während der Befragung im Krankenhaus soll er von militärischem Training gesprochen haben und Koranlektionen am Morgen und sportlichen Aktivitäten am Nachmittag berichtet haben. Dem Bericht nach soll er seinen Vater während seines Syrienaufenthaltes benachrichtigt und diesem eröffnet haben, dass er nicht plane, in die Türkei zurückzukehren.

ISIS: Auch die Türkei ist ein potentielles Ziel für Angriffe

ISIS erhält durch die jüngsten militärischen Erfolge im Irak, die von einer offensiven Medienkampagne im Internet begleitet werden, großen Zulauf. Neben bereits in Syrien kämpfenden Personen, die ihre ursprünglichen Einheiten verlassen und zu ISIS überwechseln, reisen auch immer mehr Personen aus westlichen Staaten und eben der Türkei in das Kriegsgebiet, um sich der Gruppe anzuschließen. Berichte, denen zufolge sich etwa 3000 türkische Staatsbürger, meist aus den Vororten Istanbuls, dem bewaffneten Kampf radikaler Gruppen in Syrien, darunter auch der ISIS, angeschlossen haben sollen, wurden von der türkischen Regierung zurückgewiesen. (Hurriyet Daily News)

Die Gefahr, die von ISIS ausgeht, beschränkt sich jedoch nicht nur auf ihre Rekrutierungsaktivitäten im Netz. Im März wurden bei einem Feuergefecht in der zentralanatolischen Provinz Niğde drei Personen getötet, darunter auch ein Polizist und ein Soldat. Bei den Tätern handelte es sich um mutmaßliche ISIS-Terroristen, die aus Syrien eingereist waren. Sollten die Grenzkontrollen nicht umgehend verschärft werden, so drohen der Türkei in naher Zukunft ähnliche Angriffe durch ISIS oder andere radikale Gruppen aus Syrien oder dem Irak.