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Sport

Angriff von Rechtsaußen

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Rechtsradikale Fußballfans werden zu einem großen Problem vieler Vereine in den drei höchsten deutschen Ligen. Mittlerweile gelingt es Krawallmachern immer öfter, antirassistische Fans gewaltsam aus dem Stadion zu vertreiben. (Foto: dpa)

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Fans aus Kaiserslautern zünden beim Zweitligaspiel in Bochum bengalische Feuer.
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Rechtsradikale Fußballfans werden zu einem großen Problem vieler Vereine in den drei höchsten deutschen Ligen. Entgegen der landläufigen Meinung sind es auch nicht vorrangig die ostdeutschen Vereine, die Negativschlagzeilen wegen rechter Hooligans machen. Die westdeutschen Vereine sind von den neuesten Entwicklungen weitaus stärker betroffen.

Die deutsche Fanszene spaltet sich mittlerweile, und die Rechten scheinen auf dem Vormarsch zu sein. Wie zuvor in Aachen und Braunschweig haben auch in Duisburg rechte Fans zivilcouragierte Ultra-Fangruppen angegriffen. 60 Sekunden reichten nach dem Drittligaspiel MSV Duisburg gegen den 1. FC Saarbrücken aus, um ein Schlachtfeld zu hinterlassen.

Rechte verprügeln Linke

Es war ein gezielter Angriff. Ultras des Vereins lagen blutend am Boden, darunter Frauen und Minderjährige. Rechtsextreme Hooligans des MSV Duisburg haben am vorletzten Samstag Fans des eigenen Vereins angegriffen. Der Fall zeigt, wie tief Rechtsextremismus im direkten Umfeld des Fußballs verankert ist.

Nach Angaben mehrerer unbeteiligter Zeugen warteten rund dreißig Schläger auf die politisch linksorientierten Ultras der sogenannten „Kohorte“ und schlugen in Kampfsportmanier auf die körperlich unterlegenen Fans ein. Die Polizei schaffte es erst mit dem Einsatz von Tränengas, die Hooligans zu vertreiben.

Die jüngste Attacke ist die Eskalation eines seit mittlerweile zwei Jahren andauernden Konfliktes innerhalb der Duisburger Fanszene. Es geht um nicht weniger als um die Vorherrschaft in der Fankurve. Dies sei in vielen, insbesondere westdeutschen Stadien zu beobachten, sagt Fan-Soziologe Gerd Dembowski. „In mehr als zehn deutschen Stadien ist seit ein paar Jahren ein Schwenk zu beobachten, dort findet auf unterschiedlichem Niveau eine rechts dominierte Ausdifferenzierung statt“, so Dembowski.

Rechtsruck insbesondere in Westdeutschland zu beobachten

Aachen ist das wohl prominenteste Beispiel für diesen Rechtsruck. Dort wurde eine Ultragruppe von Fans des gleichen Vereins so lange attackiert, bis sie beschloss, nicht mehr ins Stadion zu gehen. Damit überließen sie in Zeiten von hochdotierten DFB-Fanprojekten den Rechten die Platzhoheit.

In Braunschweig – nicht zu vergessen ein Bundesligist – lief die Übernahme der Rechten noch brutaler ab: Im September griffen Hooligans eine Ultragruppe bei einem Auswärtsspiel in Mönchengladbach gleich zweimal an. Sie riefen fremdenfeindliche Parolen und gaben sich mit dem Hitlergruß ganz eindeutig als Rechte zu erkennen.

Wie tief Rechtsextremismus tatsächlich im Umfeld des Fußballs verankert ist, zeigt das Beispiel der „Division Duisburg“. Die rechtsradikalen Hooligans sehen sich als Statthalter ihres Vereins auf der Tribüne. Sie zeigen ihre Gesinnung offen im Stadion, singen antiziganistische und rassistische Schmähgesänge.

Insbesondere in Westdeutschland ist ein Rechtsruck in den Fangruppen der Vereine zu beobachten. Auf vielen Tribünen sei ein „Schulterschluss von rechtsoffenen Tendenzen gegen antirassistische Ultras“ zu beobachten, sagt Dembowski. Auch in Dortmund, Düsseldorf und Essen werden Ultras immer häufiger von rechten Hooligans attackiert.

Zu wenig Unterstützung von offizieller Seite

Ein Verein gleicht dem anderen. Die zivilcouragierten Ultragruppen stehen einem gewaltbereiten Mob von rechten Hooligans gegenüber, die, im Gegensatz zu den Ultras, nicht selten Kampfsport oder Bodybuilding betreiben. Die Ultras lehnen den Einsatz von Gewalt und jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit ab, sind damit also eine Bereicherung für jeden Verein. Trotzdem bekommen sie wenig Unterstützung von offizieller Seite.

Insbesondere bei finanzschwachen Vereinen wachsen Strukturen, die es rechten Hooligans erlauben, den Fußball für ihre Zwecke zu nutzen. Der MSV Duisburg gilt als Paradebeispiel. Der Meidericher Traditionsklub musste im vergangenen Jahr wegen einer drohenden Insolvenz in die dritte Liga absteigen. Eines der ersten Projekte, die aufgrund des fehlenden Geldes eingestellt wurden, war die Arbeitsgruppe gegen Diskriminierung.