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Gesellschaft

Gauck sagt Muslimen und Juden Unterstützung zu: „Es ist unser aller Sache“

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„Euer Hass ist unser Ansporn“ – der Bundespräsident verurteilt mit starken Worten Terroristen und Fanatiker. Gauck macht deutlich: „Wir alle sind Deutschland.“ (Foto: dpa)

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Bundestagspräsident Norbert Lammer (CDU - l-r), Bundespräsident Joachim Gauck, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hacken sich am 13.01.2015 bei einer Mahnwache für die Opfer der Anschläge in Frankreich vor dem Brandenburger Tor in Berlin unter. Der Zentralrat der Muslime und die Türkische Gemeinde haben zu der Kundgebung gegen islamistischen Terror und für ein friedliches Zusammenleben der Religionen unter dem Motto "Zusammenstehen - Gesicht zeigen" aufgerufen.
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Bundespräsident Joachim Gauck hat alle Menschen in Deutschland unabhängig von Religion und Herkunft zum Einsatz für Demokratie und Weltoffenheit aufgerufen. „Wir alle sind Deutschland“, sagte Gauck am Dienstag bei einer Mahnwache vor dem Brandenburger Tor in Berlin nach den Anschlägen von Paris mit 17 Toten.

„Wir schenken Euch nicht unsere Angst. Euer Hass ist unser Ansporn“, sagte er an die Adresse von Terroristen und Fanatikern. Gauck bezog sich dabei auf Sätze, die er zu Beginn seiner Amtszeit den Rechtsextremisten zugerufen hatte. „Der Terror ist international, aber das Bündnis der Freien und Friedfertigen ist es erst recht. Die Welt rückt zusammen.“

Übergroße Mehrheit der Muslime „fühlt sich der offenen Gesellschaft zugehörig“

Das Staatsoberhaupt dankte allen Muslimen, die sich vom Terror im Namen des Islam distanzierten. „Das ist ein patriotisches „Ja“ zu dem Land, im dem wir gemeinsam leben – unserem Land“, sagte Gauck. Die übergroße Mehrheit der Muslime fühle sich der offenen Gesellschaft zugehörig „und sie, diese Mehrheit, ist auch bereit, dafür einzutreten“.

Zugleich verurteilte Gauck die mehr als 550 jungen Männer und Frauen, die aus Deutschland im Namen des Islam als Kämpfer für den „Islamischen Staat“ nach Syrien und in den Irak gezogen sind. „Was für ein Missbrauch. Was für eine Pervertierung von Religion.“

Ohne die Anti-Islam-Bewegung Pegida („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“) beim Namen zu nennen, ergänzte Gauck: „Wir gemeinsam stellen uns jeder Art von Dämonisierung und Ausgrenzung entgegen.“ Er würdigte die Menschen, die sich bei den Gegendemonstrationen zu Pegida gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine offene Gesellschaft stark machen. „Wir alle zeigen Gesicht!“

Angesichts der Brandanschläge auf Moscheen und von antisemitischen Parolen in Deutschland rief Gauck alle Bürger zu Solidarität auf. Es sei nicht allein Sache der Muslime und der Juden, sich dagegen zu wehren, „es ist unser aller Sache“. Zugleich kritisierte er: „Distanz zwischen Einwanderern und Einheimischen, die Distanz auch manchmal zwischen Eingewanderten unterschiedlicher Herkunft, sie wird noch zu selten überwunden.“ Die Menschen rief er hier zu mehr Offenheit auf: „Lassen Sie uns die Begegnung der Verschiedenen bewusst suchen.“ Und Gauck versicherte: „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren.“

Attentate „haben uns zusammengeführt“

Die Attentate von Paris haben nach den Worten Gaucks gezeigt, wie verwundbar die offene Gesellschaft ist. Sie hätten aber eine Neubesinnung bewirkt. „Die Terroristen wollten uns spalten. Erreicht haben sie das Gegenteil. Sie haben uns zusammengeführt.“ Freiheit und Menschenrechte seien nicht nur westlich, sondern universell. Der Gegenentwurf zum Fundamentalismus der islamistischen Gewalttäter laute: „Demokratie, Achtung des Rechts, Respekt voreinander, Wahrung der Menschenwürde. Das ist unsere Lebensform!“

Organisiert wurde die Mahnwache, die mit einer Koranrezitation begann, vom Zentralrat der Muslime und der Türkischen Gemeinde zu Berlin. Neben Gauck nahmen auch Bundeskanzlerin Merkel, Minister und Vertreter des öffentlichen Lebens teil. (dpa/dtj)