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Politik

Feuerpause nach 900 toten Palästinensern

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Eine humanitäre Feuerpause soll den geschundenen Menschen in Gaza eine Atempause verschaffen – und den Diplomaten Zeit zum Verhandeln. Die Zahl der Toten in Gaza ist derweil auf mehr als 900 Menschen gestiegen – darunter viele Zivilisten. (Foto: dpa)

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Eine humanitäre Feuerpause soll den geschundenen Menschen in Gaza eine Atempause verschaffen - und den Diplomaten Zeit zum Verhandeln. Die Zahl der Toten in Gaza ist derweil auf mehr als 900 Menschen gestiegen - darunter viele Zivilisten.
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Im blutigen Konflikt um den palästinensischen Gazastreifen ist am Samstagmorgen eine zwölfstündige humanitäre Feuerpause in Kraft getreten. Zwischen 07.00 und 19.00 Uhr (MESZ) sollen im Krieg zwischen Israel und der Hamas die Waffen schweigen. In dieser Zeit kann sich die Zivilbevölkerung mit Lebensmitteln und Wasser versorgen, Hilfsorganisationen sollen humanitäre Hilfe leisten können. US-Außenminister John Kerry will am Samstag in Paris mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Laurent Fabius aus Frankreich und Vertretern aus Großbritannien, Italien, Katar, der Türkei und der EU darüber beraten, wie man rasch zu einer dauerhaften Waffenruhe im Gazastreifen kommen kann.

Nach Beginn der zwölfstündigen Feuerpause im Gazastreifen bietet sich für die Rettungskräfte, die die Zeit nun nutzen, um in schwer zu erreichende Gebiete vorzudringen, ein grausames Bild. So entdeckten palästinensische Rettungskräfte in einem Gebiet 40 Leichen aus früheren Angriffen. Dies teilte der Leiter der Rettungsdienste in Gaza, Aschraf al-Kidra, am Samstag mit. Die Bergungsarbeiten im Gaza-Stadtteil Sadschaija und in Teilen der südlichen Gemeinde Chan Junis seien noch nicht abgeschlossen, fügte er hinzu. Mit dem Inkrafttreten der Feuerpause konnten die Rettungskräfte die seit Beginn der israelischen Bodenoffensive am 17. Juli umkämpften und angegriffenen Gebiete erstmals betreten. Bei der Mehrheit der Opfer handele es sich um Zivilisten, hieß es.

Chan Junis: Israelisches Geschoss tötet 18 Familienmitglieder

Die Zahl der getöteten Palästinenser in dem Konflikt stieg inzwischen auf über 900, darunter rund 300 Frauen und Kinder, wie das palästinensische Gesundheitsministerium am Samstag in Gaza mitteilte. Zudem wurden in dem dicht besiedelten Gebiet am Mittelmeer in den vergangenen zweieinhalb Wochen mehr als 5700 Menschen verletzt. Auf israelischer Seite kamen bis Freitag 37 Soldaten und drei Zivilisten um.

Die Dringlichkeit einer Einstellung der Kämpfe unterstrich zuvor ein weiterer tragischer Vorfall: Israelische Artilleriegranaten trafen in der Nacht zum Samstag, kurz vor Inkrafttreten der Feuerpause, ein Wohnhaus in Chan Junis im südlichen Gazastreifen. Mindestens 18 Menschen – alle Angehörige derselben Familie – wurden dabei getötet und viele weitere verletzt, wie Aschraf al-Kidra, der Leiter der palästinensischen Rettungsdienste in Gaza, mitteilte.

Rettungskräfte bergen in Gaza Tote aus ihren zerstörten Häusern. (dpa)

Die Bemühungen von US-Außenminister Kerry um eine Waffenruhe waren am Freitag in ein entscheidendes Stadium getreten. Die israelische Regierung lehnte seinen Vorschlag, sieben Tage lang die Kämpfe ruhen zu lassen und über die Forderungen der Hamas zu verhandeln, in dieser Form ab. Das Kabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Hamas einigten sich schließlich auf Drängen von Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zumindest auf die zwölfstündige Feuerpause am Samstag. Die humanitäre Maßnahme verschafft – so sie Bestand hat – den Spitzendiplomaten bei ihrem Krisentreffen in Paris die nötige Luft, um weiter an einer Friedenslösung zu arbeiten.

Trotz Waffenruhe: Israelische Bodentruppen setzen Aktionen fort

Die Waffenruhe könnte sich aber als brüchig erweisen. Das israelische Militär stellte kurz vor ihrem Inkrafttreten klar, dass seine am 17. Juli in den Gazastreifen eingerückten Truppen weiter damit fortfahren werden, nach Tunneln der Hamas zu suchen und diese zu zerstören. Etliche dieser unterirdischen Gänge reichen bis nach Israel und könnten zu Überraschungsangriffen auf grenznahe israelische Orte und zu Entführungen genutzt werden. Andere dienen der Hamas und anderen Militanten als Kommandozentralen, Waffenlager und Verstecke.

Israel hatte nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen am 8. Juli eine Offensive gegen die Hamas in dem abgeriegelten Palästinensergebiet begonnen. Seitdem beschießt das israelische Militär Ziele in dem dichtbesiedelte Gebiet mit Panzern, Artillerie und Kriegsschiffen und führt darüber hinaus auch Luftschläge und eine Bodenoffensive durch.

Lufthansa, Air Berlin und die französische Air France bieten inzwischen wieder Flüge nach Tel Aviv an. Viele Fluggesellschaften hatten den Ben-Gurion-Airport wegen Raketengefahr im israelisch-palästinensischen Konflikt mehrere Tage lang nicht angeflogen. (dpa/dtj)