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Politik

Netanyahu wirft Erdoğan „antisemitischen Ton“ vor

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Die jüngsten Äußerungen des türkischen Premierministers Erdoğan rufen in Israel und den USA Empörung hervor. Erdoğan hatte Israel unter anderem als „Terrorstaat“ bezeichnet und Vergleiche mit der Mentalität Hitlers angestellt. (Foto: reuters)

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Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu wirft seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdoğan im Zusammenhang mit dessen jüngsten Äußerungen zum Krieg in Gaza Antisemitismus vor.

Der türkische Regierungschef und aussichtsreichste Kandidat für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in der Türkei hatte in den vorangegangenen Tagen mehrfach scharfe Kritik am Einsatz der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen geübt.

Dabei hatte er Israel unter anderem als „terroristischer Staat, […] der unschuldige Kinder am Strand tötet“ bezeichnet und unter Verweis auf extremistische Facebook-Einträge einer Knesset-Abgeordneten sowie eines Nutzers, der sich als IDF-Soldat ausgab, die vermeintliche Mentalität hinter Israels Offensive in Gaza mit jener Adolf Hitlers verglichen. Insgesamt warf Erdoğan Israel vor, einen „Genozid“ am palästinensischen Volk zu beabsichtigen und eine „Gefahr für den internationalen Frieden“ zu sein. 

Premierminister Netanyahu äußerte daraufhin gegenüber Reportern, Premierminister Erdoğan habe „höchst schwerwiegende Worte“ gesagt. „Ich habe (US-Außenminister) John Kerry gesagt, es handle sich dabei um antisemitische Äußerungen, sie weisen einen antisemitischen Ton auf“.

Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, äußerte am 18. Juli mit Blick auf Erdoğans Äußerungen, diese wären „beleidigend und falsch“.

In einem Interview mit TGRT setzte Erdoğan am gestrigen Montag noch einen drauf und mahnte die USA zur „Selbstkritik“. In Reaktion auf Psakis Äußerung sagte Erdoğan: „Wenn Amerika immer noch sagt ‚Israel übt nur sein Recht auf Selbstverteidigung aus‘, dann sollte es sich selbst gegenüber kritisch sein. Es ist Amerika, das beleidigend agiert“, so der Premierminister. US-Präsident Barack Obama hatte auf einer Iftar-Veranstaltung vor US-amerikanischen Muslimen in Washington das „Recht Israels auf Selbstverteidigung“ verteidigt.

Israel rät seinen Bürgern von Türkeireisen ab

Erdoğan beschuldigte die USA im Rahmen mehrerer Wahlkampfveranstaltungen, Israels „unverhältnismäßiges“ Vorgehen zu verteidigen und beklagte die Unfähigkeit der islamischen Welt, einen deutlicheren Standpunkt einzunehmen.

Israel hatte in der Vorwoche einige Diplomaten aus der Türkei abgezogen, nachdem es zu teils gewalttätigen Protesten vor den diplomatischen Vertretungen Israels in Ankara gekommen war. Auch riet das israelische Außenministerium den Bürgern des Landes, „nicht essenzielle“ Reisen in die Türkei zu unterlassen.

Die Politik Israels in Gaza hatte in den letzten Jahren zu immer stärkeren Spannungen zwischen den einstmals engen Partnern Israel und Türkei, die beide Verbündete der USA sind, beigetragen. Nach dem Sturm einer Flottille, die im Juni 2010 versuchte, auf dem Seeweg die Gaza-Blockade zu durchbrechen, durch israelische Sicherheitskräfte, die zum Tod von zehn türkischen Staatsangehörigen führte, brach die Türkei sogar über mehrere Jahre hinweg jedwede diplomatische Beziehungen zu Israel ab. Den wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder scheint dies allerdings nicht geschadet zu haben. Zuletzt wurde berichtet, dass diese so intensiv seien wie nie zuvor.