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Panorama

Rotes Kreuz: Helfer riskieren ihr Leben – Etwa 117 000 Menschen vertrieben

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Wer in einer Krisenregion helfen will, gerät schnell selbst zwischen die Fronten. Auch im Gazastreifen müssen Rettungstrupps stets abwägen, ob sie sich in eine umkämpfte Zone wagen. (Foto: reuters)

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Die Eskalation des Nahost-Konflikts und die unverhältnismäßige Offensive Israels hinterlässt im Gazastreifen immer mehr Tote und Verletzte. Um Verwundete zu retten und Menschen zu evakuieren sind Hunderte Helfer im Einsatz. Ein Gespräch mit Sandra Wicki, Mitarbeiterin des Spanischen Roten Kreuzes in Ramallah, über die Gefahr in den umkämpften Gebieten und warum die Feuerpause viel zu kurz war.

Wie wird entschieden, wo im Gazastreifen geholfen werden kann und wo nicht, weil es auch für die Helfer zu gefährlich ist?

Die Koordinierung übernimmt die Einsatzzentrale. Dort wird die Lage eingeschätzt. Es gibt Zonen im Gazastreifen, die schwer zugänglich sind, vor allem im Norden. Dann muss entschieden werden, inwieweit einem Notruf nachgegangen werden kann. Die Ambulanzen und die Helfer riskieren wirklich ihr Leben, um zu den Leuten zu kommen, um erste Hilfe zu leisten und sie aus unsicheren Zonen in Sicherheit zu bringen.

Im schlimmsten Fall geraten die Helfer dann selbst zwischen die Fronten. Was kann man denn überhaupt tun?

Es ist ein sehr großes Risiko für das medizinische Personal, sich in das Krisengeschehen zu begeben. Deswegen gab es ja auch die zweistündige Feuerpause. Da konnten die Teams dann in die besonders hartumkämpften Zonen. Sie mussten sich leider auf die Verletzten konzentrieren – Tote konnten nicht geborgen werden. Der Zeitraum war zu kurz.

An was fehlt es im Gazastreifen vor allem?

Mehrere Zehntausend Menschen sind auf externe Nahrungsmittelversorgung angewiesen. Etwa 117 000 Menschen sind vertrieben worden. Hinzu kommen Dinge wie Matratzen, Decken und Küchenutensilien, die verteilt werden. Ein wichtiges Thema ist auch die Stromversorgung und der Treibstoffmangel. Momentan hat die Bevölkerung nur für vier Stunden pro Tag Strom. Da die Wasserversorgung vom Stromnetz abhängig ist, sind rund eine Million Menschen von Wasserknappheit betroffen.

Gibt es auch eine psychologische Betreuung?

Der Palästinensische Rote Halbmond hat 170 Psychologen. In der jetzigen Situation ist es allerdings schwierig, die Betreuung zu leisten. Wenn sich der bewaffnete Konflikt beruhigt hat, können sie der Bevölkerung, dem Personal und den Freiwilligen beistehen, um Traumata zu vermeiden.

ZUR PERSON: Sandra Wicki ist Schweizerin und vom Spanischen Roten Kreuz in Ramallah im Westjordanland eingesetzt. Die 33-Jährige unterstützt dort die Palästinensische Rothalbmondgesellschaft, die den Haupteinsatz im umkämpften Gazastreifen leistet. (dpa/dtj)