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Film/Kultur/Religion

Der Geburtstag des Propheten Muhammad

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Am Montag, dem 12. Rabi‘ al-Awwal, des islamischen Kalenders jährt sich der Geburtstag des Propheten Muhammad. Ein Mann, der das Leben von Millionen Menschen veränderte und verändert. Persönliche Anmerkungen. (Foto: zaman)

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Muslime beten in der Moschee. Heute ist der Geburtstag des Propheten Muhammad.
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Meine erste bewusste Begegnung mit dem Propheten Muhammad – der Friede sei auf ihm – hatte ich in der Orientalischen Bibliothek der Humboldt-Universität in Berlin Unter den Linden. Gelangweilt von den marxistisch-materialistischen Geschichtsdarstellungen griff ich unter anderem auf die geschichtlichen Abrisse des deutschen Orientlisten Julius Wellhausen (1844-1918) zurück. Wellhausen beschreibt hier die Anfänge der islamischen Gemeinde und vermittelt – vielleicht unbeabsichtigt – ein sehr lebendiges Bild von der Person des Propheten, seiner Gemeinde und seiner Arbeit: Das Friedenprojekt, das sich zunächst nur auf die unmittelbar in seiner Umgebung befindlichen arabischen Stämme ausdehnte.

Was jedoch zuallererst ins Augenmerkt des Betrachters sticht, ist das geradezu unglaubliche Vermögen des Propheten auf Ausgleich, auf sozialen Ausgleich, wie man heute etwa sagen würde. Er machte den Menschen ihre Verantwortung in der Gemeinde, in der Familie und für sich selbst klar und brachte die Magnetfeldlinien des Makro – wie des Mikrokosmos wieder in Übereinstimmung, wie Oswald Spengler (1880-1936) im Geiste seines Werkes „Der Untergang des Abendlandes“ sagen würde.

Während mein damaliger Professor in Leipzig die Offenbarungen, die auf den Propheten kamen, noch auf die verstärkte Sonneneinstrahlung auf Arabia Felix zurückführte, schwante mir – und nicht nur mir – bereits ganz Anderes.

Der Wandel der Dinge

Die politische Wende kam in Ostdeutschland und eine Dimension ereilte das Leben vieler, die man im Islam als „maktub“ – das bereits Geschriebene – das Schicksal – bezeichnet. Bevor ich mich einmal im Kreis hätte drehen können, sah ich mich mit meinem Bruder im Glauben Mustafa im Sudan als Verkäufer von Traktoren russischer Bauart, des guten alten „Belarus“. Wir kamen viel herum, lernten aufgeschlossene Menschen kennen und hatten mitunter viel Zeit, denn die Mühlen der Bürokratie arbeiteten auch dort langsam.

Freunde nahmen uns auf einem Pickup mit auf eine Fahrt in die Wüste. Stundenlang nur Sand und kein Anhaltspunkt zur Orientierung. Nach acht bis neun Stunden Fahrt hatte uns Bruder Tayyib in sein Dorf gefahren. Übermorgen sollte Maulid – der Geburtstag des Propheten gefeiert werden. Am Morgen begrüßte uns der Schech des Dorfes, der zu mir sagte: „Mein Sohn, Du bist der erste Weiße, den ich hier sehe nach dem Abzug der Engländer!“

Der Kreislauf des Ausgleichs

Nach den Gebeten, einem ausgiebigen Dhikrullah (Anrufung der Gottes und Seiner Namen) und dem Essen fiel mir auf, dass die Stimmung im Dorf fröhlich und gelassen war. Selbst die sonst als unruhig bekannten „Teenager“ fügten sich in die Gemeinde und hatten ihren Platz gefunden. Also ging ich zum Schech und fragte ihn, wie er es praktisch anstellte, solch eine Stimmung in seinem Dorfe zu schaffen und zu erhalten. Ich fragte: „Was ist für dich Islam?“ Er sah mich an, sah durch mich hindurch und sagte: „Islam ist, wenn die Menschen merken, dass du Gerechtigkeit (ʽadl) für sie anstrebst. Gerechtigkeit ist, wenn du Barmherzigkeit (rahmah) in deinen Entscheidungen walten lässt. Barmherzigkeit entsteht, wenn du die Menschen wirklich liebst (mahabbat). Und wenn du die Menschen liebst – dann lässt du ihnen die Freiheit (hurriyat). Und in dieser Freiheit finden sie ihren Weg und ihren Frieden. Das sind, wie die Gerechtigkeit, alles Ideale. Aber der Prophet hat immer gesagt: ‚Wir können die Sterne nie in den Händen halten, aber wir können uns immer an ihnen orientieren…‘“

Soziale Gerechtigkeit in Europa – Aufgabe und Prüfung

Und so fand Wellhausens Geschichte ihre Weiterführung. Vor diesem Hintergrund wirken aktuelle Debatten um Asylanträge – die ja in Deutschland meistens gar nicht genehmigt werden – das „Erschleichen“ von Sozialleistungen bei Migranten, die in ihren Ländern vom Hungertod bedroht sind, roh und unzeitgemäß. Wir leben wahrscheinlich in einer Zeit mit den größten Migrantenströmen aller Zeiten. Man sollte wohl eher von Völkerwanderungen reden. Da ist es an der Zeit, nicht die europäische Abschottung zu forcieren, sondern die Märkte in Westafrika, Nordafrika und dem Nahen Osten wieder ins Laufen zu bringen und Subventionen auf in Europa produzierte Güter zurückzufahren. Ein Ausgleich, der keinem Europäer weh tun würde.

Autoreninfo: Taufiq Mempel konvertierte vor Jahren zum Islam und lebt heute in Berlin.