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Politik

Deutschland verweigert der Türkei die Waffenbrüderschaft

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Vom 23. bis 25. April werden in der Türkei Gedenkveranstaltungen an die Schlacht von Gallipoli mit Staatsgästen aus über siebzig Ländern veranstaltet. Während der ehemalige Kriegsgegner Großbritannien seinen Kronprinzen schickt, entsendet Deutschland nur einen Staatssekretär.

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Deutsch-Türkische-Waffenbrüder
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Vom 23. bis 25. April finden in der Türkei mehrere offizielle Veranstaltungen statt, um der Schlacht von Gallipoli vor 100 Jahren zu gedenken. Der Auftakt dazu wird eine Friedenskonferenz bilden, die heute im Istanbuler Lütfi Kırdar Kongresszentrum stattfindet. Veranstaltet wird sie vom Außenministerium, vertreten wird die Türkei dabei von Premierminister Ahmet Davutoğlu. Bei den Gedenkveranstaltungen am 24. und 25. April in Çanakkale wird wiederum Präsident Erdoğan Gastgeber sein.

Mehr als siebzig Länder schicken Vertreter zu den Feierlichkeiten, zu denen Ankara Einladungen an beinahe alle Regierungen der Welt verschickt hat. So wird Großbritannien durch Prinz Charles und voraussichtlich einen seiner Söhne vertreten sein. Aus dem Irak, Irland und den meisten Balkanstaaten kommen die Präsidenten, Australien und Neuseeland schicken ihre Premierminister und Frankreich, Indien und Südafrika entsenden Minister nach Çanakkale. Für Verstimmungen sorgte die Absage des Kardinals Peter Turkson, der den Vatikan vertreten sollte. Offizieller Grund seines Fernbleibens ist das „Unwohlsein“ des Kardinals, doch ein Zusammenhang mit dem jüngsten Konflikt zwischen Papst Franziskus und Präsident Erdoğan wird von vielen als die eigentliche Ursache gesehen.

Der feine Unterschied: Staatsminister für Armenien, Staatssekretär für die Türkei

Aus Deutschland hingegen wird nur Markus Grübel (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär aus dem Verteidigungsministerium, kommen. Die türkische Regierung hatte laut der türkischen Tageszeitung Zaman sowohl Bundespräsident Joachim Gauck als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeladen, beide sagten jedoch ab. In den türkischen Medien spielt die protokollarisch niedrige Vertretung des ehemaligen Waffenbruders Deutschland bisher keine Rolle, obwohl sie das Zeug hätte, für diplomatische Verstimmungen zu sorgen. Dies ist vor allem mit Blick auf die zeitgleich stattfindenden Gedenkveranstaltungen in Armenien heikel, zu welchen die Bundesregierung mit Michael Roth (SPD), dem Staatsminister für Europa des Auswärtigen Amtes, einen protokollarisch höhergestellten Vertreter entsendet hat als in die Türkei.

In der Schlacht von Gallipoli (in der Türkei als Schlacht von Çanakkale und in Großbritannien als Dardanellenfeldzug bekannt) vom 19. Februar 1915 bis 06. Januar 1916 versuchten britische, australische, neuseeländische und französische Truppen die Halbinsel Gallipoli (türk. Gelibolu) sowie die Dardanellen zu besetzen, um auf Istanbul vorzustoßen und das Osmanische Reich, den Verbündeten Deutschlands im Ersten Weltkrieg, zu besiegen. Sie scheiterten jedoch an den türkischen Verteidigern, die von Enver Pascha und dem deutschen General Otto Liman von Sanders – der gleichzeitig osmanischer Marschall war – befehligt wurden. Die Schlacht gilt als eine der größten militärischen Siege in der Endphase des Osmanischen Reiches und eine der größten Niederlagen der britischen Militärgeschichte. Unter anderem führte sie zum Rücktritt des damaligen Lords der Admiralität Winston Churchill, der maßgeblich für die Operation verantwortlich war. Die Rolle der Deutschen Militärmission im Osmanischen Reich von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg unter Leitung der Generäle Colmar von der Goltz und Liman von Sanders spielt in der türkischen Geschichtsschreibung bis heute eine weitaus größere Rolle als in der deutschen.