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Panorama

Lammfleisch, neue Frisur und Verlängerungskabel: Die Geschichte der syrischen Superflüchtlinge

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Einen Tag nach der Festnahme von Jaber al-Bakr, dem mutmaßlichen IS-Terroristen, werden immer mehr Details über die letzten Stunden vor dem Zugriff der Polizei bekannt.

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Der mutmaßliche IS-Terrorist Jaber al-Bakr soll schon am Samstag in einem Online-Netzwerk syrischer Flüchtlinge nach einem Schlafplatz in Leipzig gesucht haben. Der 22-Jährige habe geschrieben, er suche dringend eine Unterkunft und befinde sich am Leipziger Hauptbahnhof, berichtete der Syrer Muhammad A., der den Mann gemeinsam mit Freunden überwältigt hatte, der „Bild“-Zeitung (Dienstag).

„Wir sind dann hingefahren und haben ihn mitgenommen. Wir waren erst bei einem Freund in dessen Wohnung, haben dort Reis mit Lammfleisch gegessen. Dann sind wir zu einem anderen Kumpel gefahren, weil es dort mehr Platz gab. Dort hat der Terrorist übernachtet“, zitierte das Blatt den 36-Jährigen. Am Sonntag habe er Al-Bakr dann auf dessen Wunsch die Haare abgeschnitten.

Al-Bakr erzählte, seine Landsleute glaubten ihm nicht

Im Laufe des Tages sahen Muhammad A. und ein Freund den Schilderungen zufolge auf Facebook Fahndungsaufrufe nach dem flüchtigen Terroristen. Al-Bakr habe ihnen erzählt, er sei gerade erst aus Syrien angekommen, hätte in Leipzig Aussicht auf einen Job. Doch man habe ihm nicht mehr geglaubt.

Als Al-Bakr sich am Sonntagabend wieder schlafen gelegt habe, hätten sie ein Foto von ihm auf Facebook gepostet und mit anderen Syrern diskutiert, ob er der gesuchte Terrorist sei. Dann hätten sie ihn mit mehreren Verlängerungskabeln gefesselt und die Polizei informiert.

Al-Bakr habe, nachdem sich das Blatt zu seinen Ungunsten wendete, versucht, sich freizukaufen. Doch die beiden Männer lehnten das Angebot ab. Es habe sich dabei um 1000 Euro und 200 Dollar gehandelt. „Ich bin aus Syrien über die ganze Balkanroute geflohen. Ich bin Deutschland so dankbar, dass es uns aufgenommen hat – deshalb war klar, dass wir zur Polizei gehen“, so Muhammad gegenüber der „Bild“.

Arabisches Sprichwort: „Wenn Du mir dein Haus gibst, geb ich Dir mein Blut“

Auf Facebookseiten wie GermanLifeStyle, auf denen hauptsächlich in Deutschland lebende Syrer aktiv sind, waren in den vergangenen Tagen viele Aufrufe gestartet worden, die Augen nach dem Gesuchten offen zu halten. Die Nachricht von der Festnahme wurde dort regelrecht gefeiert.

Jihad Darwech, ein ebenfalls in Leipzig lebender Syrer, findet die Tat seiner Landsleute heldenhaft, wundern tut sie ihn jedoch weniger, wie er der Deutschen Welle gegenüber betont: „99 Prozent der Syrer in Deutschland sind gut und würden jederzeit für Deutschland gegen Terroristen kämpfen. Es gibt ein arabisches Sprichwort: Wenn Du mir dein Haus gibst, geb ich Dir mein Blut. Die Deutschen haben uns geholfen – das werden wir in hundert Jahren nicht vergessen.“