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Gesellschaft

Germanwings – Absturz: „Doch wie geht es den Schülern am Gymnasium?“

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Das Flugzeug der Linie Germanwings mit der Flugnummer 4U9525 von Barcelona nach Düsseldorf verunglückte in den französischen Alpen.

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Germanwings Flugzeug
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Vor dem Schulgebäude des Joseph- König- Gymnasiums liegen Blumen auf den Treppenstufen, unzählige Kerzen brennen, dazwischen Schilder mit Fragen wie „Warum?“ und Fotos von den Verstorbenen. An der Absperrung vor der Schule warten dutzende von Fotografen und Journalisten. Schüler und Lehrer stehen vor dem Gebäude, nehmen sich in den Arm und trauern um die Verstorbenen – meistens von Freunden ummauert.

Der Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine 4U9525 bestürzte ganz Deutschland. Zunächst waren alle Augen auf die Alpen gerichtet. Mit jeder Stunde rückte die Aufmerksamkeit jedoch immer näher an Deutschland. Schließlich wurde Haltern am See unser Zuhause. In den Medien haben wir immer mehr nach Informationen und Bildern Ausschau gehalten. Doch keiner hat sich wirklich gefragt, wie es den Schülern dabei geht.

Das Flugzeug der Linie Germanwings mit der Flugnummer 4U9525 von Barcelona nach Düsseldorf verunglückte in den französischen Alpen. Bei dem Absturz starben 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen der Europaschule Joseph-König-Gymnasium in Haltern am See. Die Schüler und ihre Lehrerinnen gehörten zu einem Spanischkurs des Jahrgangs zehn. Im Rahmen eines Schüleraustauschs hatten sie Barcelona besucht.

Nachdem das Unglück bestätigt wurde, zeigten sich sofort der Bürgermeister Bodo Klimpel sowie die stellvertretende Ministerpräsidentin und Schulministerin des Landes von Nordrhein-Westfalen Sylvia Löhrmann vor Ort. Am nächsten Morgen um 7 Uhr war Löhrmann in dem Gymnasium, um gemeinsam mit Schülern und Lehrern zu trauern, zu trösten, aber auch zu schweigen. „Jeder geht anders mit dem Tod um“, sagte sie in einem Interview. Bürgermeister Bodo Klimpel äußerte sich mit den Worten „ich möchte den Schülern und Eltern der verunglückten Kindern helfen, wenn das denn irgendwie geht“. Auch Germanwings habe den betroffenen Eltern Hilfe angeboten, sie nach Südfrankreich zur Unglücksstelle zu fliegen; wer nicht fliegen wolle, werde auf anderem Wege dorthin gebracht. Laut dem Bürgermeister seien bislang aber alle Eltern in Haltern am See geblieben. Am Folgetag hatte es keinen normalen Unterricht gegeben, aber der Schulleiter hatte die Schüler trotzdem gebeten zu kommen. „Der Rhythmus der Schule könne auch stützen“, sagte Löhrmann. Schulleiter Ulrich Wessel berichtete: „Für die erste Trauerbewältigung wurde eine Kirche hergerichtet und 50 Notfallseelsorger der Malteser zur Unterstützung bereitgestellt“.

Umgang der Medien mit den Schülern

Sofort nach der Kundgebung, dass unter den Verstorbenen auch Schüler aus dem Gymnasium in Haltern am See dabei sind, kam die Presse vor die Schule. „Dies ist legitim“, sagten viele Schüler aus der Europaschule. Was sich aber danach ereignete sei „erschütternd“. Am Nachmittag des Unglückstages ging das „an einen Zoo erinnernde Schauspiel los“. Die Presse habe hinter ihren Absperrungen die Schüler stunden- und tagelang „begafft“, hieß es in einem Selbstbericht eines Schülers in seinem Blog. Es wurden Großaufnahmen von Leidtragenden gemacht, in dem Halterner wiedererkennbar seien. Laut einem Seelsorger soll sich ein Journalist mit einer Notfallseelsorger-Warnweste unter die Schüler gemischt haben. Außerdem soll es Journalisten gegeben haben, die mit Aufnahmegeräten in der Tasche zu den Kerzen herantraten, um Gespräche aufzuzeichnen; auch sollen Handykameras unter einem Strauß benutzt worden sein, um „Exklusivbilder“ zu bekommen. Das ein Journalist versucht haben soll, sich als Lehrer zu verkleiden, sei das Lächerlichste. Das sogenannte Witwenschütteln habe sich mehrere Male ereignet. Doch das wohl kaum aus den Erinnerungen aus zu löschende Bild werde das Angebot von Geld für Interviews sein. Dagegen gab es eine Art Selbsthilfe, „um zumindest die Arbeit zu erschweren“, hieß es in dem Blog. Mithilfe einer kleinen Menschenmauer wurden die Medien so belagert, dass keine ordentlichen Aufnahmen mehr gemacht werden konnten.

Es ist interessant zu beobachten, dass bei der Pressekonferenz mit Sylvia Löhrmann im neuen Rathaus die Frage von Journalisten aufkam, wie denn das Medienaufgebot den Trauernden helfen könne. “Wie wichtig ist es, dass die Medien in diesem Maße berichten?” Dabei antwortete sie, dass es für die Angehörigen wichtig sei, zu sehen, wie stark das Leid geteilt werde. Sie unterstrich anschließend, dass die Schüler dabei ihren geschützten Raum brauchen, um die Situation zu verarbeiten.

Wenn man sich nun die Frage anhört und sich die darauf ereigneten Vorfälle in Betracht zieht, fällt es einem sehr schwer an die Wahrhaftigkeit der gestellten Frage zu glauben. Auch muss der Deutsche Journalisten Verband (DJV) an der Aufrichtigkeit der Journalisten gezweifelt haben, um direkt am Folgetag- noch bevor diese eben aufgelisteten Vorfälle sich ereigneten- eine Pressemittelung zu veröffentlichen. Man solle „Respekt vor Leid der Angehörigen zeigen“.