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Gesellschaft

„Gestatten, Muslim.“ – Millî Görüş startet Straßenkampagne gegen Vorurteile

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Fremdenfeindlichkeit ist dort am größten, wo es die wenigsten Berührungspunkte gibt. Deshalb startet die umstrittene IGMG am Samstag eine Straßenaktion, bei der Muslime mit nicht-muslimischen Passanten ins Gespräch kommen sollen, um Vorurteile abzubauen.

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Die umstrittene Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) will mit einer europaweiten Straßenaktion Vorurteile gegenüber Muslimen abbauen. Unter dem Motto „Gestatten, Muslim.“ sollen am Samstag in verschiedenen europäischen Städten Tausende Muslime das Gespräch mit Mitbürgern auf der Straße suchen, wie die Organisation am Freitag in Köln mitteilte.

„Studien belegen, dass die Fremden- und Islamfeindlichkeit an den Orten am größten ist, wo es die wenigsten Begegnungen gibt. Vorurteile sind dort am größten, wo Menschen sich nicht austauschen, sich nicht kennenlernen“, erklärte Bekir Altaş, Generalsekretär der IGMG.

Mit der Aktion möchte die IGMG nach eigener Darstellung an die guten Erfahrungen aus dem Vorjahr anknüpfen. Damals hätten sich mehr als 1.000 Muslime aktiv beteiligt. An über 100 Standpunkten in fünf Ländern hätten weit über 61.000 Begegnungen stattgefunden. In diesem Jahr soll „Gestatten, Muslim.“ in mindestens acht Ländern und an fast 150 Standpunkten stattfinden. Verantwortlich sind 500 Moscheegemeinden.

In Deutschland findet die Aktion unter anderem in Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Frankfurt a.M., Stuttgart und Nürnberg statt. Dort sollen in Fußgängerzonen Info-Flyer verteilt werden, in denen die Wichtigkeit des Kontaktes zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen erklärt wird. Dabei sollen Aktivisten und Passanten wenn möglich eine Unterhaltung beginnen.

„Wir wissen, dass nicht wenige Menschen in Deutschland den Islam zunehmend als Bedrohung empfinden“, aber: „Gerne würden wir mit Ihnen ins Gespräch kommen, uns vorstellen und ihre Fragen rund um den Islam und die Muslime beantworten. Wir sind überzeugt, dass wir uns schon nach einem kurzen Gespräch viel näher kommen werden. Gegenseitiges Verständnis und Empathie sind unser Ziel – unser gemeinsames Ziel“, heißt es dazu in den Info-Flyern, die verteilt werden sollen. Als Dankeschön solle jeder, der das Gesprächsangebot annimmt, eine Rose erhalten.

Warum Rosen verschenkt werden, wird in den Flyern ebenfalls erklärt: „Die Rose ist ein Symbol für Liebe, Schönheit und Freude. Sie kommt in vielen Kulturen und Religionen vor. In der islamischen Kultur hat die Rose vielerlei Formen und Bedeutungen. Vor allem aber ist sie das Symbol des Propheten Muhammad.“

Die Millî Görüş, die dem Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland angehört, wurde wegen islamistischer und antisemitischer Tendenzen mehrere Jahre vom Verfassungsschutz beobachtet. Sie entstand Anfang der 1970er Jahre in der Türkei und ist bereits seit 1972 auch in Deutschland vertreten. Nach internen Streitigkeiten und Abspaltungen in den 80er Jahren reorganisierte sich die Bewegung und ist seit 1995 in ihrer heutigen Form als IGMG aktiv. Ideologisch und historisch ist Millî Görüş untrennbar mit dem türkischen Politiker Necmettin Erbakan verbunden. Er gilt als politischer Ziehvater des heutigen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der seine Karriere in Erbakans Refah Partisi („Wohlfahrtspartei“) begonnen hat.

Im Verfassungsschutzbericht 2014 ist die IGMG zwar noch erwähnt, Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen stellte aber in Aussicht, dass sie aus der Beobachtung durch seine Behörde herausfallen könnte. Im Bericht heißt es: „Nicht alle Mitglieder/Anhänger der IGMG verfolgen oder unterstützen jedoch islamistische Ziele.“ Die Zahl der Mitglieder wird auf rund 31.000 geschätzt; verlässliche Zahlen gebe es allerdings nicht. (kna/ dtj)