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Panorama

Getötete Journalistin an türkisch-syrischer Grenze: Sechs Jahre Haft für Lkw-Fahrer gefordert

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Der Tod der PressTV-Journalistin Serena Shim hatte im Oktober zu Verschwörungstheorien rund um eine mögliche Verwicklung des türkischen Geheimdienstes MİT geführt. Die Reporterin wollte nach eigener Aussage bei diesem vorstellig werden.

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Das Unfallauto von Serena Shim, die bei einer Kollision mit einem Lkw im Oktober 2014 ums Leben kam.
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Ein Staatsanwalt hat türkischen Medienberichten zufolge sechs Jahre Haft für den Fahrer des Lkws gefordert, der in den Verkehrsunfall involviert war, der am 19. Oktober zum Tod der libanesisch-amerikanischen Reporterin Serena Shim geführt hatte.

Der Angeklagte Şükrü S. lenkte den Betonmischwagen, der an jenem Tag im Bezirk Suruç in der Provinz Şanlıurfa mit dem Auto der Journalistin, die für das staatliche iranische Medienprojekt PressTV arbeitete, kollidierte. Shim erlag noch an der Unfallstelle ihren Verletzungen, ihre Kameradame Judy Irish, die den Wagen steuerte, wurde schwer verletzt.

S. ist der fahrlässigen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Sowohl ein Gutachten, das ein Experte im Auftrag des Gerichtes angefertigt hat, als auch ein Bericht der Gendarmerie vom Tag des Unfalls gehen jedoch davon aus, dass der Lkw-Fahrer sich nicht nachlässig verhalten habe. Die Hauptverhandlung soll im März 2015 beginnen.

Im Umfeld des Unglücks waren Verschwörungstheorien laut geworden. PressTV hat den Unfall „verdächtig“ genannt und einen Zusammenhang mit einem Fernsehauftritt der Reporterin zwei Tage zuvor hergestellt. Shim hatte darin ausgesagt, die nationale Geheimdienstorganisation der Türkei (MİT) habe sie der Spionage beschuldigt und dass sie befürchte, inhaftiert zu werden.

Die 30-jährige Journalistin und Mutter zweier Kinder hatte in Suruç über die Schlacht um Kobani berichtet. Die kurdische Stadt wird seit Monaten von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS; ehem. ISIS) belagert.

Serena Shim befürchtete ihre Inhaftierung

In einem Video auf der Webseite von PressTV äußerte Shim: „Ich war sehr überrascht über diese Anschuldigungen. Ich dachte bereits daran, von mir aus an den türkischen Geheimdienst heranzutreten, da ich nichts zu verbergen habe und nichts getan habe außer meinen Job zu verrichten, und das wollte ich ihnen auch verdeutlichen. Wie auch immer, ich bin etwas in Sorge, da, wie man weiß, und wie unsere Zuschauer wissen, Reporter ohne Grenzen die Türkei als das „weltgrößte Gefängnis für Journalisten“ bezeichnet hat, deshalb habe ich Angst davor, was man vielleicht gegen mich verwenden könnte.“

Den Verschwörungstheorien zufolge wäre Shim im Begriff gewesen, Beweise für eine angebliche Unterstützung des IS durch türkische Offizielle zu präsentieren. Die ursprünglichen Quellen dieser bis heute nicht erhärteten Behauptung sind allerdings eher trübe. PressTV hatte sich auf die Talk-Radio-Station eines Neonazis in den USA berufen, der diese Behauptung erstmals aufgebracht hatte.