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Gesellschaft

Gewalt ist keine Tradition des Propheten

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Fethullah Gülen hat sich in der Financial Times-Ausgabe vom 29.9.2012 von den gewalttätigen Ausschreitungen der Muslime im Zuge der Schmähfilm-Proteste distanziert und zu Besonnenheit aufgerufen.

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Gewalt ist keine Tradition des Propheten
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Muslime beten Tag für Tag: „O Gott! Leite uns auf dem rechten Weg.“ Es ist ein Gebet, das uns helfen soll, uns von den Extremen wegzubewegen und die Ausgewogenheit in unserem Leben zu bewahren. Wir müssen weder eine Geisel unserer reaktionären Instinkte sein, noch müssen wir angesichts der systematischen Diffamierung und Beleidigung unserer Werte und unseres Glaubens völlig still bleiben. Diese Ausgewogenheit wurde gestört durch die gewalttätige Antwort auf die Beleidigungen, die sich gegen das Erbe unseres geliebten Propheten Muhammad (Der Friede weile auf ihm) gerichtet hatten. Die gewalttätige Antwort war falsch und hat vom rechten Weg weggeführt.

Muslime sollen mit Blick auf die Attacken gegen den Propheten (Friede auf ihm) nicht teilnahmslos bleiben. Gleichzeitig aber haben sie äußerste Sensibilität und Vorsicht walten zu lassen. Diejenigen, die den Islam beleidigen, könnten im Sinn haben, ein negatives Bild von Muslimen zu zeichnen, das es ihnen ermöglichen soll, Diskriminierung, Isolation, Verfolgung oder Vertreibung zu rechtfertigen. Die gezielte Anstachelung und Schaffung von Unruhe in der Muslimischen Welt ist nichts Neues. Die uns heiligen Werte wurden schon in der Vergangenheit durch Cartoons angegriffen, heute geschieht es durch einen Film und Zeichnungen in einem französischen Magazin, morgen könnten schon andere Mittel benutzt werden. Muslime sollten sich nicht aufstacheln lassen und auf diese Rosstäuschertricks reinfallen, sondern klar ihren Standpunkt verdeutlichen, um diejenigen, die sich leichter provozieren lassen, davon abzuhalten, zur Gewalt zu greifen.

Wenn immer ein negativer Kommentar über den Propheten gemacht wird, so unbedeutend er auch sein mag, sollte ein Muslim tiefe Sorge empfinden. Wie man dieser Sorge Ausdruck verleiht, ist aber eine andere Sache. Unverantwortliches Handeln durch Einzelne beschädigt das Bild des Islam und zerstört die Tradition, die man zu verteidigen beansprucht, als solche.

Angesichts der Tatsache, dass es in solchen Umständen um die Rechte jedes Muslimen genauso wie um Gott, den Koran und den Propheten selbst geht, darf niemand rücksichtslos handeln. Jeder sollte die möglichen Auswirkungen all seines Handelns sorgfältig überlegen und die Weisheit des Urteils der Gemeinschaft suchen.

Die Frage, die wir uns als Muslime selbst stellen sollten, lautet, ob wir den Islam und seinen Propheten der Welt ordnungsgemäß vorgestellt haben. Sind wir seinem Beispiel in einer Weise gefolgt, die geeignet ist, Bewunderung hervorzurufen? Genau das müssen wir tun, nicht durch Worte, sondern durch Taten.

Wenn Selbstmordattentäter das Erste sind, was Menschen zum Islam einfällt, wie sollen sie davon eine positive Meinung bekommen? Worin sollte sich die blindwütige Ermordung unschuldiger Zivilisten von jenen Barbareien unterscheiden, die Muslime im Laufe der Geschichte erleiden mussten? Was soll der tiefere Sinn sein hinter dem Überfall auf das Amerikanische Konsulat in Libyen, hinter der Ermordung eines Botschafters und des Konsulatspersonal, die mit diesem widerwärtigen Film überhaupt nichts zu tun hatten? Wenn es Muslime sind, die solche Attacken ausführen, zeigt das, dass sie völlig ahnungslos darüber sind, worum es im Islam überhaupt geht und sie begehen im Namen des Islam das, was dieser selbst als das allergrößte Verbrechen bezeichnet.

Ein Muslim muss immer geradlinig und glaubwürdig sein in seinen Taten und Worten. Er soll die heiligen Werte der Christen, Juden, Buddhisten und aller anderen genauso respektieren, wie er seine eigene Religion und seine Werte respektiert sehen möchte. Reagiert ein Muslim, soll er nie vom richtigen Weg der Mitte abweichen. Es gibt zahlreiche angemessene Formen einer Antwort, vom Appell an das kollektive Gewissen der Gesellschaft bis hin zu jenem der Internationalen Gemeinschaft.

Hassrede, deren Zweck es ist, Gewalt anzustacheln, ist ein Missbrauch der Meinungsäußerungsfreiheit. Sie verletzt die Rechte, die Würde und die Freiheit anderer, während sie die Menschheit im Zeitalter schrecklichster Waffen in einen Konflikt stößt. Statt der Provokation der anderen zum Opfer zu fallen, sollten wir an die relevanten internationalen Institutionen appellieren, etwa an die Organisation für Islamische Zusammenarbeit oder die UNO, damit diese sich einschalten, um Erscheinungen von Hassrede zu entlarven und zu verurteilen. Wir können alles tun, was gesetzlich erlaubt ist, um jedwede Respektlosigkeit gegenüber jedweden Figuren zu verhindern, die religiös verehrt werden, nicht nur gegenüber dem Propheten Muhammad.

Die Attacken auf den Propheten, die wir wiederholt erlebt hatten, müssen verurteilt werden, die korrekte Antwort ist aber nicht die Gewalt. Stattdessen müssen wir eine unermüdliche Kampagne betreiben, um für den Respekt für die heiligen Werte aller Religionen zu werben.