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Kultur/Religion

„Götter wie wir“ erntet Shitstorm im Internet

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Bereits mehr als 14.000 Menschen unterschrieben eine christliche Petition gegen ein gotteslästerliches Machwerk im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen. Im Verlangen nach Respekt vor religiösen Überzeugungen ist man aber sehr selektiv. (Foto: zdf.de)

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„Götter wie wir“ erntet Shitstorm im Internet
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Vielerorts wird deutschem Humor nachgesagt, er hätte etwas von der Strenge des Preußischen Militärcomments und von der vernichtenden Zerstörungsgewalt eines Stukageschwaders. Möglicherweise ist es also eine Sache der Mentalität, wenn der eine oder andere auch nach mehrmaligem Betrachten des Trailers zur Produktion „Götter wie wir“, die seit einiger Zeit auf ZDF-Kultur gesendet wird, noch die eine oder andere Pointe vermisst.

Dabei hat sich die ZDF-Pressestelle durchaus Mühe gegeben, dem Fernsehzuschauer zu erklären, was es mit der „neuen Mini-Comedy-Serie über die Tücken des himmlischen Alltags“ auf sich habe. Sie schildert das Sendungskonzept wie folgt: „In „Götter wie wir“ hat das göttliche Zweigestirn – bestehend aus Ingeborg und Renate – mit den Problemen der eigenen Schöpfung und den Tücken des himmlischen Alltags zu kämpfen. Inge und Renate echauffieren sich über den Menschen mit all seinen Schwächen und begutachten ihr Werk selbstkritisch.“

Christen müssen für die eigene Verhöhnung bezahlen

Nicht wenige zahlende Zuschauer des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens zeigten sich ungeachtet der mehrfachen Hinweise, wonach das Format zum Lachen anregen sollte, „not amused“ über dessen Idee und dessen Inhalte. Vor allem zahlreiche Christen aller Konfessionen scheinen eine etwas andere Auffassung über Humor aufzuweisen.

Und so kam es, dass die Fanseite der „Götter wie wir“ bislang lediglich den erklärten Zuspruch von etwas mehr als 2.000 Personen gefunden hat, hingegen die Initiative der christlichen Flyerplattform „CX“ bereits mehr als 14.000 Unterschriften für ihre Petition an den ZDF-Intendanten Thomas Bellut sammeln konnte, in welcher „die sofortige Einstellung dieser beleidigenden und blasphemischen Sendereihe, sowie eine öffentliche Entschuldigung“ gefordert wurden.

Als Begründung für diese Forderung gibt die dahinter stehende Initiative an: „Alles was Juden und Christen heilig ist, der Allmächtige Gott, Jesus Christus, die biblische Geschichte usw., alles wird „durch den Kakao“ gottloser Polemik und Narretei gezogen! Sie als öffentlich-rechtlicher Sender, der sich aus Gebühren von Millionen von Christen mitfinanziert, verspotten alles, was 40 Millionen Deutschen heilig, lieb und wert ist. Die sogenannte „Kunstfreiheit“ geht hier wieder einmal zu weit.“

Nun offenbart es in der Tat eine sehr eigenwillige Auffassung von Laizität, wenn die – mit hoher Wahrscheinlichkeit dem „säkularen Humanismus“ zuzurechnenden – Verantwortlichen für „Götter wie wir“ zwar einerseits darauf beharren, dass religiöse Bedenken kein Argument für die Absetzung einer Sendung im staatlichen Rundfunk sein können, andererseits aber kein Problem damit haben, dass auch gläubige Menschen aller Weltreligionen mittels ihrer GEZ-Gebühren diesen Rundfunk mitfinanzieren müssen.

Neid statt Solidarität gegenüber Muslimen

Allerdings ist die Empörung zahlreicher christlicher Protestinitianten wieder einmal reichlich selektiv. Als beispielsweise vor einigen Monaten extremistische Christen das Hetzvideo „Die Unschuld der Muslime“ lanciert hatten oder Koranverbrennungen ankündigten, protestierten zwar einige Kleriker dagegen, doch gerade aus dem Bereich der Basisaktivisten, wie sie hier hinter der Petition an das ZDF stehen, war jedoch kaum Solidarität zu Gunsten der Muslime zu bemerken. Im Gegenteil: Die Proteste gegen das Anti-Mohammed-Video wurden einmal mehr genutzt, um pauschal Stimmung gegen Anhänger des Islam zu machen.

In der Petition wird dann auch ausdrücklich nur „gegen diese unverschämte Beleidigung des abendländischen Glaubens von Millionen Europäern“ gewettert. Was die Mohammed-Schmähungen anbelangt, lässt man allenfalls unterschwelligen Islamneid aufblitzen, indem man eine Ungleichbehandlung zu eigenen Ungunsten wittert. So wirft man den ZDF-Verantwortlichen vor: „In jeder dieser Sendungen wird der Jüdisch-Christliche Glaube von Millionen Deutscher Bürger lächerlich gemacht, wie Sie sich dies beim Islamischen Glauben nie erlauben würden. Im Gegenteil, diese Mitbürger bekommen sogar wöchentlich eine extra Sendung, um sich darzustellen.[…] Was Sie sich gegenüber Muslimen nie trauen würden, weil radikale Gruppierungen dieser Glaubensgemeinschaft mit Gewaltausbrüchen reagieren und sich an den Beleidigern rächen (siehe das berüchtigte Mohamed- Video im Internet), das nehmen Sie sich aber gegenüber uns Christen heraus!!!“

Immerhin hinterlässt diese Form des Protests auf gewisse Weise dann doch einen beruhigenden Eindruck: So schlimm, dass sich die selbsternannten Wächter der „abendländischen Kultur“ veranlasst sehen würden, einen gleichermaßen respektvollen Umgang mit allen Weltreligionen gegen die Anmaßungen des aggressiven Neuen Atheismus zu fordern, ist die Lage in unseren Breiten dann offenbar doch noch nicht…