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Politik

Großoperationen der PKK verlaufen im Sande

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Betrachtet man alle mit der PKK zusammenhängenden Ereignisse in den letzten Tagen, steht fest: Der Konfikt hat den Osten im Würgegriff. Militäroperationen und Anschläge gehören zum Alltag. Doch das Militär scheint den längeren Atem zu haben.

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Großoperationen der PKK verlaufen im Sande
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Verfolgt man den Konflikt in den Medien, so scheint er sich zwischen sich in abgelegenen Bergen versteckenden Terroristen und den dort operierenden Soldaten abzuspielen. Ab und zu sucht der Konflikt in Form von Terroranschlägen auch die türkischen Metropolen heim. Doch das Leben im Westen der Türkei dreht sich hauptsächlich um die boomende Wirtschaft, um skandalöse Machenschaften einiger Fußballvereine und die Aufarbeitung eines undurchsichtigen „Deep State“-Gebildes.

Betrachtet man jedoch die Nachrichten aus dem Osten der Türkei, so fällt auf, dass das Leben dort von einer anderen „Kraft“ geprägt wird. Der Kampf gegen die PKK dominiert nicht nur die Schlagzeilen der Nachrichten aus der Region, sondern auch einen Großteil des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebens dort. Um diese Behauptung zu untermauern, sind hier konfliktbezogene Ereignisse aufgeführt, die sich allein in der letzten Woche im Osten der Türkei abgespielt haben.

Die PKK hat sich mittlerweile in den Bergen und auch in der Gesellschaft festgesetzt

Nachdem in einigen osttürkischen Provinzen in den vergangenen Monaten schon zahlreiche Bildungseinrichtungen gezielt von der PKK zerstört und einige Lehrer entführt worden waren, zündeten PKK-Sympathisanten am Donnerstag wieder eine Schule in der Provinz Van an. Die Aktionen gegen staatliche Bildungseinrichtungen dienen sowohl der Einschränkung des staatlichen Einflusses in ländlichen Regionen als auch der Mitgliedergewinnung.

Militäroperationen sind in den östlichen und südöstlichen Provinzen keine Seltenheit. So wurde ebenfalls am Donnerstag bei einer Operation der türkischen Sicherheitskräfte in Lice in der Provinz Diyarbakır ein Anführer einer lokalen PKK-Zelle getötet. Nach Angaben der Behörden war die Person der Drahtzieher für einen Angriff auf einen Militärstützpunkt in Narlı am 2. November.

In Hasanbeyli in der Provinz Osmaniye wurden nach Angaben des Provinzgouverneurs am Sonntag zwei PKK-Kämpfer von der türkischen Armee getötet und ein Waffendepot der Terrororganisation ausgehoben.

Der Konflikt ist kein rein militärischer Kampf zwischen zwei klar definierten Blöcken. Es gibt eine Vielzahl von Unterorganisationen und Sympathisanten, die auf verschiedenen Ebenen aktiv sind. In Van gab es am Montag bei einer groß angelegten Aktion gegen politische Unterstützer der PKK 12 Festnahmen, darunter den Vizebürgermeister von Van, den Vorsitzenden des dortigen Provinzrates und den Vorsitzenden der BDP für die Provinz Van.

25 Jahre staatliches Versagen

In Mersin führte die Polizei am gleichen Tag eine Reihe von Razzien gegen PKK-Sympathisanten durch. In den frühen Morgenstunden stürmten die Einheiten etwa 40 Wohnungen und nahm 13 Personen fest. Den Festgenommenen wird vorgeworfen, an illegalen Demonstrationen teilgenommen und Molotow-Cocktails geworfen zu haben.

Ebenfalls am Montag tauchte ein Video des BDP Abgeordneten Özdal Üçer auf, in welchem er seine Zuhörer zum bewaffneten Kampf gegen die Sicherheitskräfte aufruft. Das Video entstand auf einer Beerdigung eines PKK-Kämpfers.

Permanente Attacken auf Sicherheitskräfte destabilisieren die Region seit langem. So wurden am Montag sechs türkische Soldaten verletzt, als sie in der Provinz Diyarbakır mit ihrem gepanzerten Fahrzeug über eine Landmine fuhren. Im Anschluss an diesen Vorfall leitete die Armee eine Suchaktion nach den Hintermännern der Minenexplosion ein.

Bei Gefechten zwischen der Armee und Einheiten der PKK in der Provinz Mardin kam am Dienstag ein Soldat ums Leben, ein anderer wurde verletzt. Über die genauen Opferzahlen der PKK wurde nichts bekannt gegeben.

Türkisches Militär vollzieht Strategiewechsel – PKK zunehmend in Bedrängnis

In den vergangenen zwölf Monaten hat die PKK viele Anschläge verübt, um wieder ein bestimmender Bestandteil der öffentlichen Aufmerksamkeit zu werden. Daraufhin hat das Militär seine Strategie umgestellt: Während es bislang defensiv und verteidigend agierte, ging es im Sommer zur Offensive über. Um effektiver gegen die Terroristen vorgehen zu können, wurde beschlossen, fortan nur noch auf speziell ausgebildete Berufssoldaten zurückzugreifen. So wie im Grenzdistrikt Şemdinli, wo die PKK im Sommer eine großangelegte Operation gestartet hatte, um die Kontrolle über das abgelegene Gebiet zu erlangen. Das türkische Militär reagierte mit massiven Luftschlägen und konnte die Region innerhalb weniger Tage wieder unter ihre Kontrolle bringen.

Zuletzt verübte die PKK vermehrt Anschläge auf Schulen und Lehrkräfte, wodurch sie stark an Rückhalt in der Bevölkerung verloren hat. Ein aufgezeichnetes Gespräch zwischen Murat Karayılan, einem führenden PKK-Mann, und einem Terroristen, das im Oktober ein großes Echo in den türkischen Medien fand, ist ein Beleg für die verzweifelte Lage der PKK. Karayılan gab in dem Telefonat zu, dass die PKK in die Defensive gedrängt worden sei. Der Kampf spiele sich nur in den Bergen ab. Der PKK-Terrorist wies darauf hin, dass das türkische Militär den „Freunden” durch den Strategiewechsel „große Probleme” bereite. Auch das Volk leiste bei Militäroperationen mittlerweile logistische Unterstützung.

Betrachtet man die dramatischen Ereignisse dieses kurzen Zeitraums vor dem Hintergrund, dass dieser Konflikt schon seit über 25 Jahren andauert, so wird das immense Ausmaß des Schadens für die Region deutlich. Bislang schien keine türkische Regierung willens oder in der Lage zu sein, den eisernen Griff des Konflikts auf diesem Teil des Landes zu lösen. Doch der Strategiewechsel des Militärs scheint der PKK mehr zuzusetzen als in den Medien ersichtlich wird.