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Gesellschaft

Hacc 2017: „Man kann es nicht in Worte fassen, man muss es am eigenen Leibe erleben.“

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Die islamische Weltgemeinschaft befindet sich im Augenblick in einer religiös bedeutenden Phase. Viele Muslime weltweit zieht es nach Saudi Arabien, zur Kaaba, um die heiligen Städte Mekka und Medina zu besuchen und die religiöse Pilgerpflicht zu verwirklichen. Millionen von Menschen verschwinden dort in der Masse. Das Zentrum des islamischen Glaubens wird zu einem Menschenmeer, bei dem Frauen und Männer gleichberechtigt und Seite an Seite zu ihrem Schöpfer beten. Zum Abschluss der Pilgerfahrt gibt es die Nacht auf dem Arafat Hügel und anschließend das Opferfest, was auch hier in Deutschland, in Österreich und der Schweiz gefeiert wird. Als DTJ Redaktion haben wir einen Pilgerer aus Deutschland interviewt. Murat Gök aus Kerpen in Nordrhein-Westfalen, Vater von zwei Kindern, je sechs und fünf Jahre alt, reist gemeinsam mit einem Freund nach Mekka und Medina und kommt voraussichtlich als ein Hadschi (die Bezeichnung derer, die die islamische Pilgerpflicht erfüllen) zurück. Über seine Gefühle, die Vorbereitung und die Reise.

Lieber Herr Gök, vielen Dank, dass Sie unserer Einladung folgen und sich Zeit für uns nehmen. 

DTJ-Online: Wie fühlen Sie sich, so kurz vor Ihrer Reise nach Mekka und Medina? 

Gök: Es ist unheimlich Spannend, ich werde nach Mekka Reisen, Gottes Besucher sein, die Kaaba und die Orte sehen, wo der Koran erstmals offenbart wurde, wo unser Prophet Muhammed (Friede und Segen sei mit ihm) geboren ist und gelebt hat. Ich freue mich sehr und bin sehr aufgeregt.

Wie und wann haben Sie sich für die diesjährige Hacc entschlossen?

Es war immer ein Traum von mir, die große Pilgerreise nach Mekka und Medina durchzuführen. Leider bin ich aber dieses Jahr alleine unterwegs, etwas anders als ursprünglich geplant. 

Wir, dass sind meine liebe Ehefrau und ich, haben uns immer schon vorgenommen, die Pilgerfahrt sobald wie möglich gemeinsam zu verwirklichen, vorausgesetzt unsere Schulden sind beglichen. Wichtig war auch, dass wir zudem gesundheitlich in der Lage sind, um unseren Traum zu verwirklichen. Dieses Jahr sind fast alle wichtigen Umstände zusammen gekommen. Aber wir konnten dennoch nicht gemeinsam reisen, da unsere Tochter dieses Jahr eingeschult wird und unser Sohn noch im Kindergarten ist. Deswegen haben wir uns gemeinsam entscheiden, dass ich dieses Jahr zunächst alleine fliege. In den kommenden Jahren machen wir dann diese wichtige Reise gemeinsam nochmal. Ich will mich bei dieser Gelegenheit nochmal bei meiner verständnisvollen Ehefrau bedanken. Sie hat mich motiviert, die Reise nicht abzusagen.

Wie haben Sie ihre Pilgerfahrt gebucht? 

Über einen der klassischen Touranbieter. So machen das die meisten Muslime. Einige Freunde die, die Pilgerfahrt schon gemacht haben, waren sehr zufrieden und haben mir diesen Anbieter wärmstens empfohlen. Denn das ist so eine Sache. Einige Pilgerer kommen ganz entsetzt aus der Reise zurück, weil die Touranbieter nicht das halten, was sie versprechen. Ich habe mich mit den Anbieter in Verbindung gesetzt, mich informiert und gebucht.

Wie haben Sie sich auf die heilige Pflicht vorbereitet? 

Nachdem ich mich um die organisatorischen Dinge gekümmert habe, (Impfungen, Reisepass, Gesundheitscheck etc.) habe ich mich über die Informations- und Reisebücher, die ich vom Touranbieter bekommen habe, informiert. Ich habe an drei Informationsveranstaltungen (Seminare) durch den Touranbieter teilgenommen und ein Buch über Mekka und Medina, ein weiteres Buch über unseren Propheten Muhammed (Friede und Segen sei mit ihm) gelesen. Das ist meine Empfehlung an alle, die sich vornehmen, nach Mekka und Medina zu reisen. Sie sollten unbedingt vorher historische und religiöse Quellen lesen, sich vorher schon ziemlich sicher darüber sein, was sie dort machen und erreichen wollen. Sie sollten ein Bild im Kopf haben, um an den entscheidenden Stationen ja keine Fehler zu machen und keine wichtigen Details zu verpassen. Wenn man sich inhaltlich auskennt, dann kann man sich meiner Meinung nach auch besser in die spirituelle Welt von Mekka und Medina hineinsteigern. 

Waren Sie zuvor schonmal in Saudi Arabien? Wen nehmen Sie mit, oder reisen Sie alleine?

Ich war letztes Jahr mit einer Gruppe von 8 Personen für die kleine Pilgerreise (Umra) in Saudi Arabien. Dieses Mal fliegt ein guter Freund mit, der sich auch schon länger auf die Hacc vorbereitet hatte.  

Was ist das stärkste Gefühl, dass Sie im Hinblick auf die historischen Städte empfinden? 

Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ich bin aufgeregt, freue mich und kann den Augenblick kaum noch abwarten. Diejenigen, die schon mal da waren, wissen was ich meine und die meisten werden dies bestätigen. Es gibt ein türkisches Sprichwort: „Man kann es nicht in Worte fassen, man muss es am eigenen Leibe erleben.“ 

Murat Gök aus Kerpen auf dem Weg nach Mekka und Medina, um die Hacc, also die islamische Pilgerfahrt zu machen.

Haben Sie eine to-Do-Liste? 

Ich möchte während meines Aufenthaltes in Mekka und Medina versuchen, den Koran einmal komplett durchzulesen. Dann versuche ich selbstverständlich so viel Tavaf, also Umkreisungen der heiligen Kaaba wie möglich zu machen. Neben den Pflichtgebeten möchte ich so viele nafile, also freiwillige Gebete wie möglich verrichten, für meine Familie, Freunde und Bekannte und für die ganze Menschheit und den Weltfrieden beten und Bittgebete an Allah richten.

Haben Sie auch Angst, weil in letzter Zeit an der Kaaba ein Bauunglück und in Medina sogar terroristische xAnschläge passiert sind? 

Das Bauunglück in Mekka und der Anschlag in Medina waren beide sehr traurige Vorfälle. Ich finde die Terroranschläge, egal wo Sie auf der Welt passieren, entsetzlich. Das große zivile Unglück nach jedem Anschlag, die vielen unschuldigen Toten und Verletzten, das alles finde ich sehr traurig. Ich verstehe nicht, wie man unschuldigen Menschen das antun kann. Diese Anschläge bestätigen, dass Terror keine Religion hat und erinnern mich an Worte eines islamischen Gelehrten, der da sagte: „Ein Terrorist kann kein Moslem sein und ein Moslem kann kein Terrorist sein“.

Vielen Dank für das nette Interview Herr Gök.

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