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Politik

Harvard-Universität ehrt türkischen Journalisten

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Die bekannte US-Universität Harvard hat den früheren Milliyet-Journalisten Hasan Cemal mit dem Louis-M.-Lyons-Preis ausgezeichnet. Dieser soll „gewissenhaften und integren Journalismus“ prämieren.

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Der türkische Journalist Hasan Cemal
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Die namhafte Harvard-Universität hat vergangene Woche dem türkischen Journalisten Hasan Cemal den von ihr gestifteten „Louis M. Lyons Preis für Gewissen und Integrität im Journalismus“ verliehen.

Cemal erhielt den Preis im Walter Lippman House in Cambridge, Massachusetts, von der Harvard-eigenen Nieman Foundation in Anerkennung einer, wie es hieß, „langen Karriere im Dienste der Pressefreiheit in der Türkei und als Vertreter aller heutiger Journalisten, die unter zunehmend schwierigen Bedingungen arbeiten.“

In einer Erklärung der Nieman Foundation heißt es: „Hasan Cemal und türkische Journalisten wie er haben großen Mut bewiesen, indem sie die Wichtigkeit einer freien Presse in ihrem Land unterstrichen. Zeuge und Bewahrer der Wahrheit gegenüber der Macht zu sein ist in der Türkei und anderen Ländern der Welt wichtiger denn je, wo Journalisten Feindseligkeit, Repressionen und Verhaftungen seitens der Regierung erfahren.“

Hasan Cemal: „Erdoğan wies meinen Chef zurecht“

Cemal selbst erklärte in seiner Ansprache: „Seien Sie sich dessen versichert, dass es in der Türkei immer noch Vertreter unseres Berufsstandes gibt, die dieses Recht genießen und immer noch dazu bereit sind, diese Idee der Freiheit zu verteidigen. Ich komme aus einem Land, in dem ein Premierminister den Eigentümer einer Zeitung durch einen bloßen Telefonanruf in einer Weise wegen eines von ihm veröffentlichten Artikels zurechtweisen kann, dass dieser den Tränen nahe ist.“

Er, Cemal, wisse dies aus eigener Erfahrung, denn „dieser Chef war mein Chef – ein Mann, der sein Vermögen nicht so sehr durch seine Zeitung, sondern durch Geschäfte mit der Regierung gemacht hat. Und die Folge war, dass er nichts dagegen machen konnte, als der Premierminister ihn zurechtwies.“

Cemal, der nun für das von ihm mitgegründete Internet-Newsportal T24 tätig ist, äußerte während der Zeremonie weiter: „Dieser Preis bedeutet mir sehr viel, aber er bedeutet besonders viel für die journalistische Zunft in der Türkei, die ich vertrete – oder zumindest jene ihrer Mitglieder, die immer noch auf ihr Gewissen hören, die immer noch bereit sind, die Macht zur Verantwortung zu rufen und die dafür immer noch ihre Jobs und sogar ihre Freiheit aufs Spiel setzen.“

Harvard-Preisträger Cemal gründete sein eigenes Onlineportal

Hasan Cemal hat im Jahr 1998 begonnen, für die Tageszeitung Milliyet zu arbeiten. Er verließ 2013 die Zeitung nach einer Kontroverse um seine Veröffentlichung eines Protokolls einer mehrminütigen Unterredung zwischen dem inhaftierten Führer der terroristischen PKK, Abdullah Öcalan, und Abgeordneten der dieser nahe stehenden Barış ve Demokrasi Partisi (Partei für Frieden und Demokratie, BDP) im März des Jahres. Der damalige Premierminister Recep Tayyip Erdoğan bestritt es damals, Druck auf den Eigentümer der Milliyet ausgeübt zu haben mit dem Ziel, Cemal zu entlassen.

Erdoğan verurteilte die Milliyet jedoch öffentlich für die Veröffentlichung des Artikels und bezeichnete diesen als Ausdruck eines Versuchs, den im Oktober 2012 begonnenen Friedensprozess zwischen der Regierung und dem derzeit auf İmralı inhaftierten Öcalan zum Zwecke der Beilegung des Kurdenkonflikts und zum Ende des Terrorismus zu unterminieren.

Cemal entschied sich dazu, die Zeitung zu verlassen, nachdem der frühere Chefredakteur des Blattes, Derya Sazak, den Abdruck eines Artikels ablehnte, der von ihm eingereicht worden war. In einem späteren Buch Sazaks wurden mehrere Behauptungen vermeintlich Betroffener aus erster Hand dokumentiert, die Erdoğan vorwerfen, aktiv in die Medienlandschaft eingegriffen zu haben.