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Politik

Herr Gül schweigt, Frau Gül spricht von „Intifada”

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Am Rande des Abschiedsempfangs für den scheidenden Präsidenten Abdullah Gül machte seine Frau Hayrünnisa ihrem Ärger über den Stil in der AKP Luft. „Ich weiß alles“, sagte sie voller Zorn und brach damit ihr Schweigen. (Foto: zaman)

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Die vergangenen zwei Wochen waren entscheidende Wochen für die türkische Politik. Am 10. August 2014 haben die Türken Recep Tayyip Erdoğan zum ersten direkt vom Volk gewählten Präsidenten gemacht. Erdoğan selbst hat sich nicht sofort in den Çankaya-Palast begeben, sondern gestaltet aktiv seine Nachfolge. Dabei spielt der Mitbegründer der Regierungspartei Adalet ve Kalkınma Partisi (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung; AKP) und Noch-Präsident Abdullah Gül keine wichtige Rolle. Der schweigsame Gül hat in den vergangenen Monaten alle Gesetzesvorhaben von Erdoğan- egal ob im Einklang mit dem Rechtstaat oder nicht- unterzeichnet. Obwohl er in den vergangenen Monaten systematisch von den AKP-nahen Medien diskreditiert wurde, hat Gül sich zurückgehalten. Nicht so die Noch-Firstlady Hayrünnisa Gül.

Seit sieben Jahren war sie für ihre stille Art bekannt, und doch setzte sie klare Zeichen: Frau Hayrünnisa Gül, die Ehefrau des scheidenden türkischen Staatspräsidenten, Abdullah Gül, war die erste First Lady mit Kopftuch. Sie war stets eine treue Begleiterin ihres Mannes und unterstützte ihn im Hintergrund. Beim Abschiedsempfang ihres Mannes im Çankaya-Palast in Ankara zeigte sie jedoch eine Seite, die man so von ihr nicht kannte.

Hayrünnisa Gül: „Ich weiß alles“

„Ich weiß alles“, sagte sie voller Zorn und brach damit ihr Schweigen. Ihr Mann sei zu gut erzogen, um über das zu berichten, was ihm angetan wurde. „Sie tun so, als würden wir nichts lesen oder nichts hören über das, was gesagt wird. Ich habe bis jetzt geschwiegen, aber das wird sich jetzt ändern. Ich werde anfangen, zu sprechen, vielleicht bin ich die Erste, die beginnen wird, eine Intifada anzuzetteln”. Die Intifada von der sie spricht, hat jedoch nichts mit Palästina zu tun. Ihre Kritik richtet sich gegen Teile der AKP-Führung, der Erdoğan-nahen Medien und auch gegen Erdoğan selbst.

„Es gab Tage, an denen er [Präsident Gül] mir die Zeitung wegnahm, damit ich nicht las, was über ihn geschrieben wurde. An anderen Tagen stellte er das Internet aus, da er wusste, dass ich diese Dinge im Internet lesen würde. Die Dinge, die gesagt wurden, sind falsch und respektlos… Wir fühlen uns von einigen Medien sehr angegriffen. Ich war noch nie in meinem Leben so enttäuscht, wie ich es jetzt bin”.

Beim Empfang hatte sich Hayrünnisa Gül geweigert, dem Ankara-Korrespondenten der regierungsnahen Tageszeitung Yeni Şafak, Abdülkadir Selvi, der als besonders Erdoğan-treu gilt, die Hand zu geben. „Auf Sie bin ich sehr wütend”, sagte sie ihm ins Gesicht.