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Kolumnen

Herr Lehmann, ich spreche nicht nur, sondern schreibe auch gut Deutsch

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Er hat schon immer polarisiert.

Auf Schalke. In Dortmund. In London.

Und jetzt als RTL-Experte.

Jens Lehmann ist ein Phänomen. Als ewige Nr. 1 b schaffte er es tatsächlich, Oliver Kahn, den Torwart-Titan, aus dem Tor der deutschen Nationalmannschaft zu verdrängen. Lehmann war ehrgeizig, ja verbissen. Unvergessen sind die Sticheleien, die er sich mit Kahn leistete.

Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt. Doch da ich BVB-Fan bin, stets im Auge behalten. Auch nach seiner Zeit in Dortmund.

Er mag Ahnung vom Fußball haben, aber das, was er am Sonntag über İlkay Gündoğan gesagt hat, ging völlig ins Auge.

Wie kann man über einen Spieler (der deutschen Nationalmannschaft) sagen, dass er gut Deutsch spricht? Vor allem, wenn es sich um einen wie Gündoğan handelt, der hier aufgewachsen ist und sogar Abitur gemacht hat?

Auch ich lebe in Deutschland, bin hier geboren, zur Schule gegangen, Herr Lehmann. Wenn ich gefragt werde, woher ich komme, sage ich „Westfalen“. Ich durfte mir regelmäßig anhören, dass ich gut Deutsch kann. Aber diese Zeiten sollten doch vorbei sein.

Denn wenn wir diesen Satz aussprechen, setzen wir ja voraus, dass diese Person eigentlich nicht gut Deutsch sprechen können sollte. Anscheinend ist das in einigen Köpfen verankert.

Was auch immer Jens Lehmann bewegt haben mag, zig Menschen in Deutschland, die hier ihre Vergangenheit haben und hier ihre Zukunft sehen, müssen sich im Alltag diesen Satz anhören. „Alltagsrassismus“ nennen das die einen, „Kompliment“ die anderen.

Einiger dieser Menschen spielen mittlerweile in der Nationalmannschaft. Als Experte sollte Lehmann das mitbekommen haben.

Sollte, denn mit seinem Satz über Gündoğan hat er etwas geschafft, das ungewöhnlich für einen (Ex-)Torwart ist: Er ist ins Abseits gelaufen.