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Gesellschaft

„House of One“ bald auch in Afrika?

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In Berlin entsteht das „House of One“, der erste Sakralbau Deutschlands, in dem Synagoge, Kirche und Moschee in einem Gebäude zusammengebracht werden. Damit wollen Juden, Christen und Muslime in Berlin ein monumentales Zeichen setzen. Das Projekt erntet Widerspruch, aber noch mehr Lob und Beifall.

Religionen ziehen sich durch alle Orte auf diesem Planeten hindurch, auf dem ein menschliches Wirken und ein Gesellschaftskonzept existiert. Selbst wenn an diesen Orten die Religion abgelehnt und verleugnet wird, spielt sie ja gerade in diesem Moment wieder eine erhebliche Rolle. Denn Religionen und Weltanschauungen sind Teil des menschlichen Daseins.

Doch die konträren Positionen haben über Jahrhunderte hinweg Interessenkonflikte und Feindschaften erzeugt. Gerade in Europa wurden mit der Religion Kriege begründet, die Millionen von Menschenleben gekostet haben. Bis heute ist Religion zugleich ein treibendes Politikum. Die Verständiger, die Versöhner waren stets in Unterzahl und doch haben sich großartige Namen durchgesetzt und mit ihnen ihre Ideen und Werke. Exemplarisch seine hier Persönlichkeiten wie Franz von Assisi, Meister Eckhart, Maimonidis und Averroes (Ibn Rushd) genannt.

House of One knüpft an wichtige Tradition an

Nach diesem Vorbild entsteht in Berlin aktuell das House of One, in dem Juden, Christen und Muslime separat aber gemeinsam zu Gott finden können: Jede der drei Religionen verfügt über einen eigenen Gebetsraum in dem Gebäude-Konstrukt, sie alle teilen sich aber den Innenhof als Begegnungsstätte. Es ist das Herzstück des Projektes für interreligiöse Toleranz und interreligiöses Miteinander. Mit dieser Idee knüpft das House of One an der großartigen Tradition der oben erwähnten Persönlichkeiten an und wirbt proaktiv und ganz natürlich für ein harmonischeres Leben einer vielfältigen Gemeinschaft.

Bau wird hauptsächlich durch Spenden finanziert

Diese Idee findet immer weiter Zuspruch, dafür spricht nicht nur die große Summe an zusammengekommenen Spenden. Der Bau gilt auch auf internationaler Bühne als Vorzeigeprojekt und wird allmählich sogar kopiert.

Als das House of One 2015 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet wurde, baten der katholische Kardinal Dieudonne Nzapalainga und der islamische Geistliche Oumar Kobine Layama von der Friedensplattform PCRC die Berliner Initiative um Unterstützung für ein ähnliches Projekt in der Zentralafrikanischen Republik. Das Land wird seit vielen Jahren von Kriegen zwischen religiösen Extremisten heimgesucht. Überhaupt hat der religiös-motivierte Terrorismus auf dem Kontinent tausenden Unschuldigen das Leben gekostet. Deshalb könnte eine Faksimile des House of One Balsam für die verwundeten Seelen dort sein.

Vorbild House of One bereits zehn Jahre alt

Das Berliner Vorbild ist eine bereits zehn Jahre alte Idee. Da alle drei im House of One repräsentierten Religionen an einen Schöpfer glauben, erhielt das Projekt diesen Namen. Die Träger des Projektes sind die evangelische Kirchengemeinde Sankt Petri-Sankt Marien, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, das Abraham Geiger Kolleg und der muslimische Verein Forum Dialog. Der zentrale Raum der Begegnung wird als Hotspot für die Gläubigen, aber auch für Menschen ohne Bezug zu einem der drei Religionen dienen. Bis zum Abschluss des Projektes wird es aber aus finanzieller Hinsicht noch dauern. Die Kosten betragen schätzungsweise 47 Millionen Euro. 10 Millionen Euro fließen vom Bund und dem Land Berlin. Die privaten Spenden belaufen sich nach Angaben der Träger bislang auf rund 6 Millionen Euro. Weitere 3,4 Millionen Euro stammen aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“.

Kritik an muslimischem Partner

Ein Berliner Unternehmen hat sich aus dem Religionsprojekt zurückgezogen, weil der muslimische Träger der Gülen-Bewegung entstammt. Die laut Eigendefinition als „Hizmet“ (zu Deutsch „Dienst“) benannte Bewegung um den muslimischen Gelehrten Fethullah Gülen wird seitens der türkischen Regierung und auch der türkischen Opposition für den gescheiterten Putschversuch 2016 in der Türkei verantwortlich gemacht. Seither sitzen tausende tatsächliche oder vermeintliche Gülen-Anhänger in Haft. Die Gülen-Bewegung weist die Putschvorwürfe aber strikt zurück.

Hinter dem Projekt House of One sehen Kritiker u.a. aus der Türkei den Plan der Gülen-Bewegung, als eine „Marionette des westlichen Imperialismus“, mit dem Vorwand der interreligiösen Verständigung den Islam auszuhöhlen und ihn zu entkernen. Eine Verschwörung, die stark an die Theorien der heutigen Corona-Leugner und Maskenverweigerer erinnert.

„Verständigungsprojekt notwendiger denn je“

„Dass die aktuelle innenpolitische Situation in der Türkei dazu führt, dass unser Kooperationspartner in Schwierigkeiten gerät, zeigt auch den Einfluss, den die Herkunftsländer noch immer auf die hiesigen Muslime haben“, sagt der Rabbiner Andreas Nachama, der dem Stiftungsrat des House of One vorsitzt. „Die aktuelle Situation zeigt einmal mehr die Notwendigkeit eines Verständigungsprojekts, wie das House of One eines ist. Wir wollen aus diesen existierenden Problemen Chancen erschaffen für einen Dialog 4.0.“

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